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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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gesunden Menschenverstand vertraute. Es hatte nicht funktioniert.
    Ich m usste einen anderen W eg finden.
     
    Der Abend dämmerte b ereits, als ich erwachte. Ich befand m i ch in m e inem Z i mmer, war allerdings in einer halb sitzenden Position fest an m ein Bett gesch n allt. Mei n e Schläfrigkeit dä m p fte nicht im Mindesten m einen Zorn, und ich weigerte m i ch, die Pillen zu kauen oder zu schlucken, die m i r in d e m inzwischen vertrauten Plastikschälchen unter die Nase gehalten wurden. Also legten sie mir einen Tropf an und verabreichten m i r, was im m er sie wollten, dire k t in die Venen. Ansonsten erinnere ich m i ch nur ver s chwom m en an eine endlose Abfolge von weiteren Injektionen, Fragen, Tests und einer Flut giftiger, wüster Beschi m pfungen, die m it einer Kraft aus m i r herausschoss, die im krassen Gegensatz zu m einer körperlichen Schwäche stand. Der Damm war gebrochen, und alles sprudelte aus mir heraus. Wie Trauer, die m an zu lange u n ter d rückt h at. D i e b e i d en Ichs, die in m i r steckten und die nun keinerlei äußeren Schein m ehr aufrechterhalten m ussten, bekämpften sowohl sich gegenseitig als auch ihre gesa m t e U m welt. Ich glaube, eine Zeit lang war ich wirklich wahnsinnig.
    Die Ironie der ganzen Sache ist, dass ich in diesem Wahnsinn m eine Geschichte im m er wieder erzählte, m anch m al m it m ehr Details, m a nch m al m it weniger; m anch m al weinte ich dabei, manch m al schrie ich, m anch m al war ich ein f ach nur erschöpft. Ich erzählte die reine W ahrheit! Und dafür schnallten sie m i ch wie einen ge f ährlic h en Ir r en an mein Bett u n d set z ten mich ei n er entwürdigenden Prozedur nach der anderen aus. Die beiden »Hockey-Spieler« hoben m i ch auf die Bettpfanne und hielten m i ch in ihrem schraubstockartigen Griff, wenn ich gewaschen wurde oder eine der zahllosen, wechselnden Krankenschw e stern m eine beginnenden Druckgesc hw üre beha n delte. Jede Bitte, m eine Frau sehen zu dürfen, m einen Anwalt oder irgendje m anden sonst, wurde m it der Hartherzigkeit von Leuten abgelehnt, die das Gefühl der vollko mm enen Macht, die sie über m i ch hatten, in vollen Zügen genossen.
    Du m p fe Verzweiflung begann von m ein e m Körper Besitz zu ergreifen. Ich hätte gerne gesagt: von m einer Seele, wenn ich geglaubt hätte, ei n e solche zu besitze n . Aber solche W orte, die auto m atisch die Vorstellung von Unsterblichkeit hervorrufen, wagte ich nicht zu benutzen, denn das hätte bedeutet, dass ich, einsam und a llein, für alle Ewig ke iten in di es er Hölle gefangen gewesen wäre. Also entschied ich m i ch lieber für die Vorstellung eines zwar erbär m lichen und qualv o llen, dafür aber endlichen Daseins, in d e m ich m i ch nach dem Tod al s m einer einzigen Erlösung sehnen konnte.
    Und dann kehrte Em m a Todd zurück. Es war, glaube ich, an einem Morgen, aber ich bin m i r nicht sicher. Zeit bedeutete mir kaum no c h etwas. Ich versuchte m i r sogar einzureden, Zeit bedeute über h au p t nichts – ein rei n er Schutz m echanis m us, neh m e ich an. Ich vernahm d a s Klopfen ihres Stockes, m it d e m sie ihren W eg z u m ein e m Bett suchte. Als ich die Augen ö ffnete, zog sie sich gera d e einen Stuhl heran. Sie schenkte m i r zur B e grüßung ein beinahe sc h eues Lächeln. Ihre blinden Augen starrten über m i ch hinw e g an die W a nd.
    »Hallo, Rick. W i e geht es Ihnen ? «
    Ich war nicht m ehr d a ran gewöhnt, Rick genannt zu werden. Es klang seltsam. Dann erinnerte ich m i ch daran, dass ich sie bei unserer e r sten Begegnung aufgefordert hatte, m i ch Rick zu nennen.
    » W as m achen Sie hier?«, fra g te ich. Meine Stim m e hörte sich trocken und rau an. »Arbeiten S i e hier ? «
    »Nein. Aber ich w ar eine von Dr. Killanins Studentinnen …« Ich stöhnte laut und m u r m elte irgendeine obszöne Be m erkung. Sie fuhr hastig fort. Offensichtlich wusste sie, dass wir beobachtet und abgehört wurden. »Ich habe gefragt, ob ich Sie sehen kann.«
    Ich sah sie an. » W aru m ?«
    » W eil ich h örte, Sie s e ien ein sch w ieriger Patient, und ich fragte m i ch, waru m .«
    »Sie haben gehört, ich würde Schwierigkeiten m achen!«, stieß ich hervor und versuchte, m i ch aufzusetzen.
    Ihr Lächeln wurde breiter, als wolle sie sich ü b er m i ch lustig m achen. »Regen Sie sich n i cht auf. Ich weiß, wie all das hier auf Sie wirken m uss. Bitte glauben Sie m i r: Sie werden nicht gefoltert, und nie m and hier ist ein Sadist

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