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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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hätte es das Zimmer eines Landhotels sein kö n nen. Auffälligerwei s e fehlten jedoch Telefon, Fer n seher und Radio, und über der Tür war eine k l eine Videokamera an der W and angebracht. Es gab keinerlei scharfe Kanten in d e m Zimmer, auch nichts, d as sich leicht zer b rechen ließ, um solche zu e r halten. W i e in d e r Kli n ik waren di e Fenst e r offensichtlich verstärkt und m it Arretierungen versehe n , die verhindern sollten, dass m an sie weit genug für einen Fluchtversuch öffnen konnte. Ich dankte der Schwester für ihre Begleitung und widerstand dem I m puls, in m einer Tasche nach Trinkgeld zu kra m en; Ironie, so spürte ich, wäre hier fehl am Platze gewesen.
    Als ich allein war, fragte ich m i ch, was m an nun wohl von m i r erwartete. Offensichtlich stand ich unter Beobachtung. Ich fragte m i ch, wer sich die Videoaufzeichnungen ansah? Killanin selbst? Je m and, dem ich noch nicht begegnet war?
    Das angrenzende Badezimmer war wie das in der Klinik fensterlos. E s hatte allerdings a u ch keine F a lltür oder bot irgendeine andere Möglichkeit z u r Flucht. Ich suchte nach einer zweiten Überwachungska m era und wurde schließlich fündig: Man hatte sie in die Mitte der Decke eingebaut. An ein so weitgehendes Eindringen in m eine Privatsp h äre würde ich m i ch m it Sicherh e it n i cht leic h t gewöhnen. W i e auch immer: Ich rief m i r ins Gedächtnis zurück, wa r u m ich f reiwillig h i er h er gekom m e n war. Ich wollte die anderen v on m einer geistigen Gesundheit überzeugen. Darauf m u sste ich m i ch konzentrieren, und nur darauf!
     
    Anderthalb Stunden später betrat eine zweite Krankenschwester m ein Zim m er und teilte m i r m it, dass Dr. Killa n i n und ein Kollege nun bereit wären, m i ch zu e m pfangen. Ich hatte die Zeit da m it verbracht, am Fenster zu sitzen und ein T aschenbuch zu lesen, das ich m itgebracht hatte. Ursprünglich hatte ich »Der Gehei m agent« von Joseph Conrad m itneh m en wollen. Ich hatte das Buch neben m einem Bett in dem Apart m ent gefunden und m i ch daran erinnert, dass ich ein m a l angefangen hatte, es zu lesen, und dass es m i r gefallen hatte. Außerdem war es m i r, um ganz ehrlich zu sein, als besonders unverdächtige Lektüre erschienen. Doch dann hatte ich m i ch augenblic k lich selbst gezügelt. Diese Tendenz, ständig m eine W i rkung auf andere abzuschätzen, durfte nicht zu einer fixen I d ee werden. Dies allein konnte m i r, zu m i ndest von einem mir nicht wohl gesinnten Außenstehenden, als Zeichen abnor m alen Verhaltens ausgelegt werden. Also hatte ich den Zufall entscheiden lassen und m i r irgendein Buch gegri f fen, ein ausgesprochen langweiliger R e ise b eric h t , wie sich nun herausstellte, von je m ande m , der durch Russland gereist war. Dennoch las ich pflichtschuldigst die ersten Kapitel. Ich wollte jenen, die mich beobac h teten, beweisen, dass ich durchaus in der Lage war, m i ch längere Zeit auf eine Sache zu k o nzentrieren.
    Man brachte m i ch erneut in Killanins Büro. In dessen Gesellschaft befand sich ein jüngerer Mann m it ein e m munteren Gesicht und einem Schopf kleiner blonder Schweinslöckchen. Sein Händedruck war der eines Mannes, der gerne als guter Ku m p el angesehen werden will. Ich k o nnte nur ho ff en, dass er in m einem Fall nic h t als Berater hinzugez o gen werden würde. All m eine Hoffnung schwand jedoch, als Killanin ihn als Dr. Steve Sherwood vorstellte.
    Killa n i n leitete das Ge s präch. W i r saßen uns zu dritt vor dem K a m i n gegenüber, in dem ein altmodischer elektrischer Heizkörper stand, der nur halb aufgedreht war. Zu m i ndest war ich dankbar dafür, dass m i r keiner vorgeschlagen hatte, die C ouch an der W and zu benutzen.
    So langsam gewöhnte ich m i ch an den typischen, unverbindlichen Plauderton von Therapeuten, an jene einsch m eichelnden Erö f fnungsrunden, m it denen sie ihre Gespräche beginnen, um sich an eine vorläufige Diagnose heranzutasten. Offen gesagt entwickelte ich sogar einen richtigen E hrgeiz darin, ihnen m ö glichst viele Steine in den W eg zu legen, da ich noch i mm er der Überzeugung war, eine Diagnose sei eigentlich gar nicht nötig. Dabei vergaß ich allerdings, dass für m e ine beiden Gesprächspartner die Diagnose bereits feststand und sie nur noch nach Bestätigung für ihre vorgefasste Meinung suchten.
    Dr. Sherwood sprach mich s c hließlich als Erster auf m ein »anderes Leben« an, wie er es ausdrückte. Er habe gehört, dass

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