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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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h ä tte. S e lbst i c h, der ich bei vollem Bewusstsein war, b e kam nicht viel m it – außer dass am anderen Ende des Te l e fon s e i n e Mä nn ers t i mme zu hören war.
    »Ich kann jetzt nicht r e den«, sagte sie in einem gedä m p ften, eindringlichen Flüster n , als spreche sie hi n t er vorgehaltener Hand. » E r ist hie r . Ich habe versucht, dich anzurufen. Nein, er ist nicht geflogen. Er ist krank. Ich bin im Schlafzimmer – warte …«
    Vorsichtig legte sie den Hörer auf, ging auf Zehenspitzen aus d e m Zim m er und schloss fast lautlos die Tür hinter sich. W ahrscheinlich führte sie das Gespräch an einem anderen, sicheren Apparat fort.
    Richard schlief weiter. A b er ich … Sie können sich vorstellen, wie ich m i ch fühlte. Sie können sich vorstellen, was ich alles darum gegeben hätte, seine Hände benutzen zu können, um den Hörer abzuneh m en und herauszufinden, was da vor sich ging.
    Dabei wusste ich es ja eigen t lich. Dieser Ton in i h r e r Stim m e war un m i ssverständlich gewesen, dieser vertrauliche, verschwörer i sche Ton, durch m i scht m i t Schuldgefühlen.
    Anne hatte eine Affäre.
     
    Richard verbrachte den nächsten Tag m it Fieber und Kopfsch m e r zen im Bett. Er h a tte keinen Appetit. Agnes, die Haushälterin, blieb ein paar Stunden länger, um ihn während Annes Abwesenheit m it Pfeffe r m inztee und Vita m i nen zu versorgen sowie m it alle m , was er sonst noch benötigte.
    Währenddessen war ich kurz davor, durchzudrehen. Nicht nur, dass der Sch m erz üb e r m eine Entdeckung beinahe u n erträglich war. Auch m eine Machtlo s i gkeit, etwas dagegen unterneh m en zu können, brachte m i ch zur Raserei. Ich schritt, bildlich gesprochen, stundenlang händeringend in seinem Hirn auf und ab und zer m arterte m i r den Schädel auf der Suche nach einer E rklärung. Während er dalag wie ein Sack Kartoffeln, seine zitronenhaltige Erkältungs m edizin schlürfte, sich die Nase schnäuzte u nd stu m p f sinnig das N a ch m ittagsp r ogramm i m Fernseher a nstarrte, w urde ich fast in den Wahnsinn getrieben von den schrecklic h sten Fantasien, wo Anne stecken m ochte, was sie wohl gerade tat – und m it we m .
    In gewissem Sinne ging es m i ch natürlich gar nichts an. Ich hatte kein Recht, m i ch in das Leben dieser Menschen einzu m ischen. Das war ganz allein ihre Sac h e. Aber wie alle m oralischen Argu m ente mochte auch diese Überlegung in der Theorie richtig sein – in der Realität spielte sie keine oder kaum eine Rolle.
    Dabei war m i r vollkommen klar – wie hätte es auch anders sein können? –, was m i ch an der ganzen Sache wirklich quälte. Es war nicht das Verhalten dieser Anne, sondern die Furcht, wozu meine Anne wohl fähig gewesen sein könnte. Hatte sie m i ch möglicher w eise auch hintergangen? Hatte ich die ganze Zeit über in einer Traumwelt gele b t , m i ch irgendwelchen Illusionen hingegeben? W ar Charlie – Gott vergebe m i r diesen Gedanken – wirklich mein Sohn? Nichts, absolut nichts schien m i r nun noch sicher, aber je m ehr ich über d i ese Anne in di esem Leben herausfinden konnte, u m so eher konnte es mir gelingen, meine Anne in unserem Leben zu verstehen. Natürlich riskierte ich dabei, Dinge über sie zu erfahren, die m i r vorher nicht bekannt gewesen waren und die zu schmerzhaften Erkenntnissen führen m ochten. Aber ich hatte keine andere W ahl. Ich m usste es herausfinden.
    Und dieser träge, grippegesch w ächte, schwitzende Fettwanst m usste m i r dabei helfen. Wenn das dazu führte, dass er dabei einige sch m erzhafte Wahrheiten über sich selbst und sein Leben erfuhr, nun, m e inetwegen! In m einer Verzwei f lu n g kannte ich keine r lei S k rupel.
    Aber wie sollte ich ihn da hinbringen, wo ich ihn haben wollt e ? Er h egte k e ine r lei Verd a cht. Nicht den klein s ten! In seiner unglaublichen Sel b stgefälligkeit war er nie auf den Gedanken gekommen, dass sei n e Frau ihm untreu sein könnte. Für ihn lief alles nach P l an, das ge m eins a m gestec k te Z i el k l ar vor Augen. Wie würde er es wohl aufneh m en, wenn er erfuhr, dass seine Frau i h m Hörner aufsetzte? Würde eine W elt für ihn zusammenbreche n ? Würde er es philoso p hisch neh m en? Gela ss en? Oder bestand sogar Gefahr, dass er durchdrehte?
    Was, wenn er Selbst m ord beginge? W enn er s i ch eine Kugel in den Kopf jagte – und da m it auch m i r?
    Ich stand vor einem doppelten Proble m : W i e s ollte ich ihn auf das, was vor sich ging, auf

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