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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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einen Drink zu verabreden, der am selben T reffen wie Anne teilgenommen hatte, und ihn diskret auszufragen. Oder Anne vorzuschlagen, sie um eine be s tim m t e Uhrzeit an einem bestim m t en Ort zum Dinner abzuholen – eben all die kleinen Strategien, die zusam m engenommen unweigerlich dazu fuhren m ussten, dass jede L üge Annes so deutlich zutage trat wie f ettige Fingerabdrücke auf einem W asserglas.
    Ich war überrascht, wie gut R i chard während all der Ze i t – etwa zehn Tage – m it d e m unver m eidlichen Stress u m ging, den dieser P l an m it sich brachte. Es wäre übertrieben, zu behaupten, dass ich eine Spur Bewunderung für ihn empfand, a b er ich begann daran zu zweifeln, o b m eine bisherige Geringschätzu n g seines Charakters nicht ein w enig voreilig gewesen war. Nach außen hin wirkte er v öllig g e las s en. Ich bin m i r sicher, dass Anne keinen Verdacht schöpfte. Selbst wenn die beiden s i ch lie b t en – w a s in die s er Zeit d r ei M al der F a ll war –, war ihm nichts anzu m erken, außer dass er vielleicht ein wenig leidensc h aftlicher bei der Sache war. Nur ich wusste, dass er ein paar Tage zuvor in einem Pornokino gesessen hatte und sich nun noch ein m al genüsslich die einzelnen Szenen vergegenwärtigte.
    Am Ende kam der entscheidende Wendepunkt jedoch überraschend schnell. Richard fing gerade an, sich ernsthaft zu fragen, ob d as Ganze ni cht bloß ein Sturm i m Wasserglas gewesen war (und um ehrlich zu sein: Ich tat es auch; ich überlegte berei t s, welche neue Tarnung ich m i r zulegen sollte, nachdem die Stim m e der Eifersucht endgültig ad acta gelegt worden war), als all die kleinen Warnlä m p c hen, die ich in seinen Kopf eingebaut hatte, m it einem Mal aufleuchtete n .
    Genau neun Tage zuvor hatte Anne eine selt s a m e Eintragung in ihrem Ter m inkalender vorgenommen:
    »B. M.«, m it einem Strich durch den ganzen Dienstagn ac h m ittag. N o r m alerweise noti e rte sie Details, an denen sich ablesen ließ, worauf sich die E i ntragung bezog: der N a m e eines Freundes oder eines Ko m itees, ein Restaurant oder eine P rivatadresse. Aber das kryptische »B. M.« stand ohne weitere E r läuterungen da, auffällig in seiner Schlichtheit. Eines Abends brachte Richard das Gespräch g a nz beiläu f i g auf diesen spezi e llen Nach m ittag und erfuhr, dass Anne vor kurzem in das Organisations- ko m itee gewählt worden war, das den bevorstehenden W ohltätigk e itsb a ll f ür das s t ädtische Kriegs m useum ausrichten sollte. Das war eine große Ehre, und Richard sprach ihr seine Hochachtung aus. Natürlich fragte er nicht, was »B. M.« da m i t zu tun hatte, denn damit hätte er ja zugegeben, dass er hei m lich ihren Ter m inkalender durchstöbert hatte.
    Als »B. M.« zwei Ta g e später er n eut darin a u ftauchte, wieder m it einem Strich durch den ganzen Nach m ittag, wusste Richard, dass er ihre Erklärung nachprüfen m usste.
    Dies m al erwiderte A nne auf seine vor si chtigen, geschic k ten Fragen, dass sie den Nach m ittag zu einem ausgie b i gen Einkau f sb u mmel m it ihrer Freun d in Val e rie genutzt und die neuste Her b st m ode begutachtet hätte. Richard kannte Valerie nicht gut genug, um sie anzurufen und Annes Geschichte zu überpr ü fen, aber das brauchte er auch gar nicht. Der Wider s pruch in Annes Erklärungen war Beweis genug. Die eiser n e Faust der Eifersucht verstärkte ihren Griff, und R i chard bereitete sich auf die letzte Konfrontation m it der W ahrheit vor.
    Dazu kam es am darauf folgenden Montag. »B. M.« tauchte erneut im Kalender a u f, w i e s t e t s begleitet von der un m i ssverständlic h en Linie, d i e anzei g t e, dass d e r Nach m ittag ausschlie ß lich d i eser einen Verabredung gewid m et war.
    Richard stellte keine F ragen, vermied sorgfältig, sich seinen Verdacht an m erken zu lassen … und folgte Anne in einem Mietwagen, getarnt m it einer Sonnenbrille und einem Hut, den er sich tief ins Gesicht gezogen hatte.
    Balthazar’s Motel rangierte am ob e ren Ende der Skala jener Etablisse m ents, die m i t Pornofil m en und Wasserbetten werben. Die W orte »Nur für Erwachsene« blinkten vielsagend auf einem pinkfarbenen Neonschild über dem Büro des Managers.
    Von seinem Beobachtungsposten auf d e m Parkplatz eines gegenüberliegenden kleinen Super m a rktes sah Richard, dass Anne die Hilfe des Manage m e nts wohl o ff ensichtli c h nicht n ö tig h a tte. Durch sein Ferngl a s verfolgte er, wie sie ei n en

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