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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Hoffnung, diesen schwerf ä lligen Klotz von Richard nach und nach ins Abseits zu drängen und einen W eg zu finden, unsere – Annes und m eine – alte Bezieh u ng wieder aufzuneh m e n, jene Beziehung, die wir in der anderen W elt gehabt hatten. Vielleicht, ja, vielleicht – keine Ahnung, wie diese Dinge genau funkt i onieren, aber unsere Gene müssen in dieser und in jener anderen W elt zie m lich identisch sein –, vielleicht wäre es uns ja sogar m öglich, Charlie zu b ekommen, oder zu m i ndest ein fast i d enti s ches Kind.
    Gerade begann ich also wieder zu hoffen – da geschah es, diese furchtbare Sache. Und sie betraf Anne.
    Richard m u sste zu ei ne m Geschäftster m i n nach Chicago fliegen und dort über Nacht bleiben. Sein Flugzeug ging am Abend, aber s chon am frühen Nach m ittag wurde klar, dass ihn eine Grippe erwischt hatte. Er überle g te, Har o ld anzurufen und ihn zu bitten, an seiner Stelle zu fliegen, doch dann erinnerte er sich, dass Harold für einen anderen Kunden geschäftlich in Phoenix unterwegs war. Also sagte er den Ter m in ab, stornierte den Flug und ging nach Hause.
    Anne war nicht da – möglich e rwei s e tagte wie d er ei ne s ihrer Ko m itees, dachte er. Er schrieb ihr eine Nachricht und legte sie gleich vorne in den Flur, schluckte ein paar Aspirin und etwas Vita m i n C und legte sich ins B ett.
    Als Anne zurückka m , schlief er schon halb. Ich hörte sie die Tür öffnen, er nicht. Ich hörte auch, wie sie etwas im Flüsterton sagte, als sie seinen Zettel gelesen hatte und den Kopf ins Schlafzim m er stec k te. E s hörte sich wie »O nein!« an, aber ich bin m i r nicht si cher, d a s i e sehr, s e h r lei s e spr a ch.
    Sie trat näher und stand wohl m ehrere Sekunden still vor ih m , bevor er ihre Gegen w art spürte und die Augen öffnete. Sie küsste ihn und fragte, wie es ihm ginge und ob sie einen Arzt rufen solle, was er stri k t a b lehnte (er fürchtete si ch vor Ärzten – erst recht nach seinen kürzlichen Erfahrungen in der Klinik). Alles, was er brauche, sagte er, sei etwas Schlaf und einen T ag im Bett, und schon ginge es ihm besser. Es sei gewiss nur einer jener Vierundzwanzig-Stunden-In f ekte, den die halbe Belegschaft im Büro schon gehabt habe. Er entschuldigte sich bei ihr, sie m öglicher w eise an g estec k t zu h aben, und sie sa g t e i h m, darüber solle er s i ch keine Sor g en m achen, sondern erst ein m al gesund werden. Sie würde ihn jetzt schlafen lassen und später noch einmal vorbeischauen, um zu sehen, ob er irgendetwas brauche.
    Ich habe keine Ahnung, wie viel später dieses später war. Er schlief tief und fest, und ich vergegenwärtigte m i r seine Erinnerung an ein wichtiges Gespräch m it sein e m Vater, als er vierzehn war. Oberflächlich betrachtet, ging es um Karriere-Möglichkeiten, im Grunde genommen aber daru m , we l che allgemeinen Ziele ein Mensch sich im Leben setzt und was er von d i esem Leben erwartet. Ich hatte dasselbe Gespräch m it m ein e m Vater ge f ührt – bis auf einige winzige Details. Gerade versuchte ich zu ergründen, ob diese Details letztendlich zu d e m entscheidenden Unterschied zwischen Richard und m i r geführt hatten, als ich hörte, wie d i e Tür sich öffnete. Kurz darauf vernahm ich Annes lei s e Schritte auf dem Teppichboden.
    Richard hatte die Augen geschlossen, also konnte ich nichts sehen, aber ich konnte Anne at m en hören, als sie sich näher zu ihm hinunterbeu g te. Wahrscheinlich wollte sie sich nur vergewissern, dass er friedlich schlief, bevor sie sich wieder an i h re Arbeit m achte, was immer das auch sein m ochte. Als sie sich jedoch u m drehte, um das Zimmer zu verlassen, läutete das Telefon.
    Läuten i s t ein wenig übertrieben ausgedrüc k t. Es war m ehr ein leises Summen, das selb s t im besten Falle e i nen leichten Schlaf nur langsam durchdrungen hätte. Richard bevorzugte es nun ein m al, san f t geweckt zu w erden, statt aus dem Schlaf hochzuschrecken. In diesem F a ll war das erste Summen kaum ve r klungen, da hatte Anne – sie stand direkt neben dem Telefon – den Hörer bereits abgehoben.
    Sie antwortete im Flüsterton, um Richard nicht zu stören, aber sobald sie hö r te, wer in der Leitung war, wurde sie ganz nervös und fürchtete sich, überhaupt weiterzusprechen. Sie hätte s i ch kei n e Sorgen zu m achen brauchen. In Richards Gehirn regte sich nicht ein Funke einer Reaktion. Er schlief so tief und fest, dass ihn nicht ein m al ein Feueralarm gewec k t

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