Level X
wohl fühlte.
Die Herausgabe des neuen Magazins brachte f ür m i ch unweigerlich viel Extra-Arbeit m it sich, aber d as kam mir ganz gelegen. Es lenkte m i ch von m ein e m sch m erzlichen Verlust ab – und von m einer neuen, gehei m en Liebe.
Auch Reisen half m i r dabei, und ich m usste viel reisen. Es war ein gutes Gefühl, Charlie bei einer Frau zurücklassen zu können, die in nicht allzu ferner Zukunft seine Stie fm utt e r werden würde.
Als die Tage und W ochen vergingen, kam ich, obwohl wir noch immer nicht darüber geredet hatten, m ehr und m ehr zu der Überzeugung, dass E mm a ebenso fühlte wie ich. Ich spürte, wie zwischen uns dieselbe Ko m plizenschaft entstand, die in jener anderen W elt, in jenem anderen Leben existiert hatte. Manch m al hatte ich fast den Eindruck, dass Em m a d i e ganze Geschichte aufgrund einer seltsa m en Intuition bereits kannte. Möglicherweise war das aber auch bloßes W un s chdenken.
Die Frage, die m i ch im Laufe der Zeit am m eisten beschä f ti g te, war, wie viel ich ihr tats ä chlich erzählen sollte. W i e viel von m e iner Ge s chichte s o llte ich der Frau m itteilen, mit der ich d en Rest m eines Lebens zu teilen beabsic h ti g te?
Sollte ich das Risiko eingehen, dass sie m i ch f ür verrückt hielt – obwohl ich üb e rzeugt war, dass dieses Risiko in E mmas Fall so gut wie ausgeschlossen war?
Ich dachte über dieses Probl e m a uf m e i n e m Rü c k f l ug von der W estküste nach. Dort hatte ich m i ch vier Tage lang aufgehalten, um einen Vertrag mit e i nem Psephologen von der UCLA un t er Dach und Fach zu bringen, der uns regel m äßig m it Beiträgen für unser neues Magazin versorgen sollte. Ich m u s ste auf jeden Fall m it Em m a über die ganze G eschichte s p rechen. Vielleic h t v o r der Hochzeit nur eine And e utung und den Rest dann später.
Harold hatte darauf bestanden, m i ch vom Flughafen abzuholen. Ich m achte ihn in der kleinen Gruppe, die auf die Ankom m enden wa r t ete, sofort ausfindig, aber als ich näher ka m , war ich überrascht, Emma in seiner Begleitung zu sehen. Auto m atisch hielt ich daraufhin nach Charlie Ausschau, obwohl er um diese Zeit längst hätte im Bett sein m üssen. Dann ging m i r auf, dass Emmas Anwesenheit nur eins bedeuten konnte, nä m lich dass Charlie bei einem Freund übernachtete. Ich freute m i ch, sie zu sehen, und war gerührt, dass sie sich so viel Mühe ge m acht hatte.
Dort, in der Ankunftshalle des Flughafens, küsste ich sie zum ersten Mal. Ganz leicht auf die W ange. Sie u m a r m t e m i ch. Harolds Anwesenheit m achte alles unverfänglich. Es war ei n e herzliche, a b er immer noch unschuldige Begrüßung.
Aller d ings war da m it ein Präzedenzfall geschaffen. Eine Grenze war überschritten, eine Schranke durchbrochen worden. Von nun an würde körp e rlicher Kontakt zwischen uns nicht länger tabu sein.
Auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt saß Em m a vorne bei Harold und ließ m ir h i nten Platz, um m i ch ausz ub r e it e n . H aro l d, d er wusste, dass ich auf Flügen nie m als etwas aß, hatte ein e n T i sch für ein leichtes Abendessen im »Chez Arnaud« b e stellt. Emma bestätigte m eine V e r m utung, dass Charlie bei Freunden übernachtete. Mit einem Sch a uder der Erregung wurde m i r plötzlich bewusst, dass wir beide in ein leeres Haus zurückkehren würden.
Harold ließ Ch a m pagner kom m en, während wir die Speiseka r t e lasen. Er s t nachdem wir best e llt h a tten, ließ er die Bo m be platzen:
»Natürlich wollten wir, dass du es als Erst e r er f ährst, Rick«, begann er. »In den letzten Monaten bist du so beschäftigt gewesen, dass du m öglicherweise gar nicht be m erkt hast, wie nahe Emma und ich uns gekom m en sind. W i e auch immer … auf jeden Fall habe ich sie gefragt, ob sie m i ch heiraten will, und … nun, ich freue m i ch und bin stolz d arauf, dir m itteilen zu dürfen, dass sie … Ja gesagt hat.«
Ich war s prachlos. Völlig fas s ungslos starrte ich zwischen den beiden hin und her. Emma s ah Harold strahlend vor Liebe an, und umgekehrt war es nicht anders. Mich beachteten sie gar nicht, ich hätte genauso gut abwesend sein können. Ich fühlte m i ch überflüssig – und war es auch. Das fünfte Rad am W agen, das m an gern bei nächstbester Gelegenheit loswerden würde.
Ich tat brav das, was von m i r erwartet wurde, hob m ein Glas und wünschte ihnen von ganzem Herzen alles Gute für die ge m e insa m e Zukunft.
Doch in m einem
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