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Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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gesprächig, dafür aber u m so verlegener. »Kann ich Ihnen … Ich wollte m i r gerade … Ich habe etwas Kaff e e da …« Ich stellte das Tablett ungeschickt vor ihr ab, w obei ich einige Bücher und Zeitschrift e n zur Seite schob. Sie nahm ihren Kaffee schwarz und ohne Zucker. W ährend ich ihr eingoss, gewann ich ein paar wertvolle Auge n blicke Z e it, in denen ich versuchte, m ei n en Kopf wieder klar zu bekommen. Ich konnte nicht glauben, dass dies alles wirklich geschah. Aber so war es!
    »Ich nehme an, dass die Agentur Ihnen m eine Referenzen zugesandt hat«, sagte sie und nahm die Tasse aus m einen zitternden H änden entgegen.
    »Oh … ja … sie scheinen in Ordnung zu sein«, stam m elte ich und setzte m i ch ihr gegenüber. In W ahrheit waren i h re Referenzen m ehr als das: Sie waren ers t k l as s i g. Sie hatte z w ei Ja h re la n g für die Fa m ilie eines ranghohen britischen Botsch af tsangehörigen in Washington gearbeitet. Es überr a schte m i ch ein wenig, dass sie bereit war, eine vergleichbar bescheidene Stelle bei uns anzutreten, und das sagte ich ihr auch.
    »Meine E ltern wohnen nicht w e it von hier«, erklärte sie,
    »und ich wäre gern öfter in ihrer Nähe als bisher.«
    Das beantwortete eine Fra g e, ließ aber viele andere offen. W a r u m hatte diese wunderschöne Frau keinen Mann, keine Kinder, keinen g r ößeren beruflichen Ehrgeiz? W arum war sie n i cht blind? W arum war die blinde Em m a Todd eine Psychiaterin und diese hier ein Kinder m ädchen?
    Diese und ähnliche Gedanken schwirrten m i r durch den Kopf, doch das war im A ugenblick sekundär. Meine größte Sorge bestand darin, dass Em m a den Job nicht anneh m en und ich da m it nie m als die Chance haben würde, Antworten auf all m eine Fragen zu finden.
    »Das W i chtigste«, sagte ich, » s c h eint m i r, dass Sie erst ein m al Charlie ken n en lernen. Er ist nicht weit weg, nur eben über die Straße. Ich werde ihn rufen.« Ich erhob m i ch und griff zum Telefon. Die Bewegung half m i r, m eine Nervosität zu verbergen.
    Charlie war vom ersten Augenblick an von Emma begeistert, und Emma ging es umgekehrt nicht anders. Innerhalb nur einer W oche w a r sie bei uns eingezogen. Ich konnte m ein Glück kaum fassen.
    Mir war klar, dass ich m i ch in sie verliebt hatte. Darüber brauchte ich erst gar n i cht lange nachzugrübeln. Ich hatte hoffnungslos m ein Herz an sie verloren. Allerdings plagte m i ch m ein Gewissen, dass d i es alles so schnell n ach Annes Tod geschah. War es nic h t geradezu eine ironische U m kehrung des Schicksals, dass m einen no c h gar nicht lange zur üc kliegen d en Zwei f eln an ihrer Tre u e so schnell m eine Untreue ihrem Andenken gegenüber folgte?
    Und dennoch kam es mir im Grunde nicht wie Untreue vor. Denn ich liebte Anne nach wie vor. W enn sie noch am Leben wäre, hätte Emma nicht eine Sekunde eine Gefahr für diese Liebe d argestellt.
    Aber Anne war tot, und Em m a lebte. Außerdem hatten Em m a und ich eine ge m eins a m e Vergangenheit, eine wirklich ein m alige Beziehung – auch wenn nur ich davon wusste.
    Mir war klar, dass ich noch nichts sagen oder tun durfte, was m eine Gefühle verriet. In gewisser W eise war das ein Vorteil. Em m a und ich konnten einander kennen lernen und Freunde werden, bevor wir Geliebte wurden, wie es uns zweifellos vorherbestim m t war.
    Der Gedanke, dass diese paradiesischen Aussichten in irgendeiner Weise getrübt werden könnten, kam m i r zu Anfang nicht. Als sich dann jedoch die ersten Zweifel einstellten – übrigens nur wenige S t unden nach unserem ersten T reffen, bei dem sie den Job angenommen hatte –, drohte ich sehr rasch in einem Strudel von Ängsten zu versinken.
    Was, wenn es einen anderen Mann in ihrem Leben ga b ? Es m usste ihn geben – bei einer solchen Frau!
    Und dennoch lebte s i e offensichtlich allein, wie so ns t hätte s i e so leic h t den Fullti m e-J o b als Kind e r m ädchen anneh m en und bei uns einziehen können?
    W ar sie viell e icht le s bisc h ? Das war natürlich eine Möglich k eit. Aber s e l b st wenn es so war, schien sie zurzeit keine feste Beziehung zu haben. Vielleicht, m it der Zeit …
    Ich m erkte, dass ich mich in wilden Spekulationen zu verrennen begann. Also b e m ühte ich m i ch, wieder ruhiger zu werden. Das war nicht leic h t . I ch t a t e t wa s , was ich selten getan habe, und geneh m igte m i r bereits um elf Uhr morgens einen doppelten Scotch.
     
    Der erste Monat, nachdem Emma bei

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