Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Level X

Level X

Titel: Level X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
Vom Netzwerk:
uns eingezogen war, erwies sich als reinstes Vergnügen – und üble Tortur zugleich. Letzteres, weil ich m eine Gefühle ihr gegenüber so sehr im Zaum halten m usste, Ersteres allein aufgrund der Tatsache ihrer Anwesenheit.
    Im m erhin lernte ich sie so gut kennen, wie ich es m i r erhofft hatte. Sie war wed e r ver h eir a tet noch lesbisch, noch in irgendje m anden verliebt. Sie hatte m it neunzehn Jahren ei ne n Soldaten geheiratet, ein paar Jahre ält e r als sie. Er war offensichtlich e i n vielversprechendes Talent gewesen, ein Senkrechtstarter m it dem Zeug zum General. Sie hatte ihn vergöttert und j e den Gedanken an eine eigene Karriere aufgegeben, um ihm folgen zu können, wohin auch im m er er versetzt wurde. Sie hatten ein Kind gehabt, W illia m , das im Alter v on f ünf Jah r en bei ein e m Un f all in Deutschland u m s Leben gekommen war. Der Verursacher des Unfalls hatte Fahrerflucht begangen und war nie gefasst worden.
    W i e es in solchen Fällen m anch m al vorkom m t , fiel die Ehe der beiden dieser Tragödie zum Opfer. Nicht, dass einer den anderen betrogen hät t e, aber das Beso n dere i h rer Beziehung war m it einem Mal verloren. Emma war siebenundzwanzig, als sie sich scheiden ließen.
    Sie hatte ihr Möglich s t e s getan, um die Fäden ihres alten Lebens wie d er aufzune h m en, aber es war zu spät gewesen, um ihre Jugendträu m e noch in vollem Umfang zu verwirklichen. Früher ein m al hatte sie Ärztin werden wollen. In der Schule hatte sie gute Noten gehabt, und m an hatte ihr durchaus Hof f nung g e m acht. Nun musste sie sich m it der Ausbildung zur Krankenschwester zufrieden geben. Der routinierte Arbeits a lltag in einem Krankenhaus hatte ihr n i c ht ge f allen, aber s i e war ein p aar J ahre lang dabei geblieben. In dieser Zeit hatte sie eine Affäre m i t einem Arzt. Dann war sie k r ank geworden, hatte unter Schwächeanfällen und Kopfsch m erzen gelitten.
    Man diag n ostizierte eine Virusinfektion, die schne l l geheilt wurde. Allerdi n gs e n tdeckte m an i m Verlauf der Untersuchungen eine seltene genetische Veranlagung bei ihr. Sie bedrohte keinesfalls ihr Leben oder ihre Gesundheit. Allerdings erhöhte diese E rbanlage die Wahrscheinlichkeit auf fünfzig Prozent, dass ihr nächstes Kind blind geboren würde. Auch Em m as Bruder war blind geboren, doch hatte m an bis zu dieser Diagnose nie gewusst, waru m .
    Die Bezieh u ng zu dem Arzt war da m it beendet, denn sie hatten davon gesprochen, zu heiraten und Kinder zu bekommen, ein Risiko, das Em m a nun nicht m ehr einzugehen bereit war. Sie ve r ließ die Kli n ik u nd arb e it e te fortan als Kinder m ädchen.
    So weit ihre Geschichte. Sie liebte K i nder und w ar nicht unglücklich m it ihrem Leben. Sie glaubte nicht, dass sie je wieder heiraten würde.
    »Oh, E mm a , wie sehr du dich doch irrst«, sagte ich still zu m i r und stellte m i r den Tag vor – in zehn Monaten vielleicht, oder in einem Jahr –, an dem ich endlich offen m it ihr darüber würde reden können.
    Ich fühlte m i ch gesch m ei che l t, dass sie m i r so frei m ütig ihre ganze Lebensgeschichte erzählt hatte, und es er m utigte mich. Offensichtlich vertraute sie m i r, und m ein tadelloses Verhalten ihr gegenüber in den ersten W ochen, die sie in unserem Haus verbrachte, verstärkte dieses Gefühl sicher noch.
    Natürlich tuschelten die N achbarn über uns, und sie war sich darüber ebenso im Klaren wie ich. Aber wir lac h ten nur darüber und ignorierten die Borniertheit dieser Leute.
    » W ir werden allerdings schon noch dafür sorgen, dass sie sich den Schnabel an uns wetzen können, Emma«, schwor ich m i r. » W art’s nur ab, m e in Liebling. Wart’s nur ab!«
     
    Harold hatte seine Anstrengungen, neue Investoren zu finden, verdoppelt, allerdings ohne Erfolg.
    Ich blieb m einer alt m odischen Devise treu, dass Erfolg im Geschäft sich in erster Linie auf S t abilität und nicht auf Wachstum gründete. Natü r lich hatte ich keine Ahnung, wovon genau ich da eigentlich redete, was m i ch aber nur noch m ehr darin bestätigte, allen b e weisen zu wollen, da s s ich Recht h a tte.
    Streng genommen vergrößerten wir uns sogar ein wenig. W i r fügten unserer Liste der Publikationen einen weiteren Titel hi n zu: das Fachmagazin zum The m a Demografie, über das w i r schon seit einigen Monaten gesprochen hatten. Damit hoben wir die Fir m a wohl kaum auf eine neue Geschäftsebene, aber es war die Art von Wachstu m , bei der ich m i ch

Weitere Kostenlose Bücher