Leviathan - Die geheime Mission
warfen eine Schneewolke in die Luft.
Die Herkules krabbelte durch das Tal geradewegs auf sie zu. Bei dieser Höhe würde die Brücke der Leviathan genau in das Geschützdeck krachen.
Alek wollte instinktiv den Schreiter zurückziehen. Aber der Signalanzeiger war immer noch rot. Geschwindigkeit
zu reduzieren bedeutete, an Höhe zu verlieren, und das würde alles nur noch schlimmer machen. Und wenn sie wendeten, flogen sie den Zeppelinen in die Arme.
Hoffmann packte seinen Arm, beugte sich vor und murmelte rasch auf Deutsch: »Das könnte die Schuld des Wildgrafen sein.«
»Was meinen Sie?«, fragte Alek. Er hatte Volger seit ihrem Streit am Tag zuvor kaum gesehen. Der Graf hatte ihrem Plan säuerlich zugestimmt, jedoch beim Umbau der Motoren keine Hilfe geleistet. Er war den ganzen Tag über zwischen dem Schiff und dem beschädigten Sturmläufer hin- und hergewandert und hatte das Funkgerät sowie Ersatzteile in ihre neuen Kabinen an Bord der Leviathan gebracht.
»Wir haben Sachen in Ihre Kabine geschleppt, junger Herr. Zweimal musste ich einen Goldbarren in Ihre Kleidung einwickeln. Und schwer waren die auch.«
Alek schloss die Augen. Was hatte sich Volger dabei gedacht? Jeder Goldbarren wog zwanzig Kilogramm. Ein Dutzend Barren hatten so viel Gewicht wie drei blinde Passagiere!
»Übernehmen Sie die Steuerung!«, rief Alek.
38. KAPITEL
Die Streben, die zum Luftschiff führten, vibrierten wie Klaviersaiten im Rhythmus mit dem Motor. Das Metall zitterte in seinen Händen und wegen des eisigen Windes hielt sich Alek gut fest. Rasch kletterte er an dem verblüfften Chefingenieur vorbei.
»Wo wollen Sie hin?«, rief der Mann.
Alek antwortete nicht, sondern schaute nur auf den Boden, der unter ihnen vorbeizog. Er verstand überhaupt nicht, wie Dylan so leichtfüßig in diesen Seilen herumklettern konnte. Das lederne Gurtzeug der Darwinisten schien kaum ausreichend dick zu sein, um einen Mann zu halten. Natürlich war das vermutlich Leder von Tierschöpfungen, aber das fand Alek nur noch beunruhigender.
Die Zilien an der Flanke des Wesens wogten heftig wie ein Meer aus schimmerndem Gras und die Webeleinen flatterten im Wind. Zumindest brauchte er sich nicht an die Seile zu wagen. Die Streben führten direkt zur Luke zwischen den beiden Rippen, die das Gewicht des Motors trugen. Alek krabbelte hindurch und eilte den Gang entlang.
Nach der Kälte draußen war die Wärme in den Gedärmen
des Tieres angenehm, und zwar trotz der seltsamen bitteren Gerüche. Die Rippen waren mit einer Art Schwellen verbunden, deshalb konnte sich Alek vorstellen, er steige einfach eine Leiter hinunter und krabbele nicht unter der Haut eines riesigen Tieres herum.
Er war ein Narr gewesen, weil er nicht gleich daran gedacht hatte, dass Volger an Bord schmuggeln würde, was er nur konnte. Der Mann schmiedete ständig Pläne und überließ nie etwas dem Zufall. Volger hatte sich immerhin fünfzehn Jahre lang auf diesen Krieg vorbereitet. Er würde jetzt nicht einfach eine Vierteltonne Gold kampflos hinter sich zurücklassen.
Alek erreichte das Ende der Leiter und stieg durch eine weitere Luke in die Hauptgondel. Aber dann hielt er inne und blickte in beide Richtungen des schwankenden Korridors …
Wo war überhaupt Volgers Kabine? Alek hatte die ganze Nacht am Motor gearbeitet und überhaupt nicht in seiner Kabine geschlafen. Die Flieger, die überall hinund herliefen, halfen ihm auch nicht bei der Orientierung. Sie trugen Möbel und Reserveuniformen herbei, die über Bord geworfen werden sollten.
Dann fiel ihm auf, dass sich der Gondelboden leicht nach links neigte. Die Kabinen, die man ihnen zugewiesen hatte, lagen auf der Backbordseite. Und in Richtung Bug – es war also das Gold, das die Nase des Luftschiffs nach unten zog!
Alek rannte los, bis er den bekannten Korridor entdeckte.
Dort stieß er die Tür von Volgers Kabine auf. Sie war leer, abgesehen von einem Bett, einem Spind und dem Funkgerät des Sturmläufers auf einem Schreibtisch.
Natürlich hatte Volger das Gold nicht offen liegen gelassen. Alek zog die Schubladen des Schreibtisches auf, sah jedoch nichts. Im Spind fanden sich nur Kleidung und Waffen aus den Vorräten der Burg.
Er kniete sich hin und entdeckte eine Tasche unter dem Bett. Alek griff danach und wollte sie hervorziehen, aber sie bewegte sich nicht – sie war so schwer wie ein Block Eisen. Er stemmte die Füße gegen das Bett und zog mit beiden Händen, aber noch immer wollte sich die Tasche nicht
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