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Leviathan - Die geheime Mission

Leviathan - Die geheime Mission

Titel: Leviathan - Die geheime Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Keith; Westerfeld Andreas; Thompson Helweg
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Ergebnis seiner Arbeit mal probieren.«
    Ihr Großvater? Dr. Barlow musste jünger sein, als sie den Anschein erweckte.
    »Überrascht, Mr Sharp? Der Honig ist doch essbar, oder?«
    »Aye, Ma’am. Mr Rigby lässt alle Kadetten davon probieren.« Fitzroy hatte unter großem Getue das Gesicht verzogen, und Newkirk hatte ausgesehen, als müsse er sich übergeben. Eigentlich schmeckte der Honig aber so gut wie jeder natürliche. Deryn zog ihr Messer, streckte den Arm aus und nahm von den sechseckigen Waben ein wenig
Honig auf die Klinge. Dann bot sie das Messer Dr. Barlow an, die den Honig mit einem Finger abstreifte und diesen wiederum unter dem Schleier an die Lippen setzte.
    »Hm. Genau wie Honig.«
    »Besteht aber vor allem aus Wasser«, sagte Deryn. »Mit ein paar Mickern Kohlenstoff, des Geschmacks wegen.«
    Dr. Barlow nickte. »Hervorragende Analyse, Mr Sharp. Aber Sie runzeln die Stirn?«
    »Bitte um Verzeihung, Ma’am. Aber haben Sie nicht gesagt, Ihr Großvater sei Darwinist gewesen? Er muss zu den ersten gehört haben.«
    Dr. Barlow lächelte. »In der Tat. Und er war sehr von Bienen fasziniert, insbesondere davon, wie sich Katzen und Klee verbinden.«
    » Katzen, Ma’am?«
    »Und Klee, ja. Ihm fiel auf, dass Rotklee häufig in der Nähe von Städten zu finden ist, viel seltener dagegen in der Wildnis.« Dr. Barlow strich nochmals mit dem Finger über die Klinge, um Honig abzustreifen. »Verstehen Sie, in England leben die meisten Katzen in Städten – und Katzen fressen Mäuse. Diese Mäuse rauben Bienennester aus und stehlen den Honig. Und Rotklee braucht Bienen zur Bestäubung. Können Sie mir folgen?«
    Deryn zog eine Augenbraue hoch. »Hm, ich bin nicht sicher, Ma’am.«
    »Ach, es ist ganz einfach. In der Nähe von Städten leben mehr Katzen und weniger Mäuse und deshalb auch mehr Bienen, und aus diesem Grunde gibt es auch mehr
Rotklee. Mein Großvater konnte solche Beziehungsgeflechte gut erkennen. Na, Sie runzeln schon wieder die Stirn, Mr Sharp.«
    »Es ist nur … das klingt nach einem eher exzentrischen Gentleman.«
    »Das denkt so mancher.« Dr. Barlow lachte. »Aber gelegentlich fallen Exzentrikern eben Dinge auf, die anderen Menschen entgehen. Sie müssen Ihr Rasiermesser sehr gut schärfen.«
    Deryn schluckte. »Mein Rasiermesser, Ma’am?«
    Miss Eierkopf legte Deryn die Hand aufs Kinn. »Beide Seiten Ihres Gesichts sind gleichmäßig glatt. Aber ich hatte Sie doch mitten beim Rasieren gestört.«
    Während Dr. Barlow auf die Antwort wartete, dröhnte das Summen der Bienen Deryn im Kopf und der Steg unter ihren Füßen begann zu schwanken. Sie war so ein Dummkopf, mit einem Rasiermesser herumzufummeln. Deshalb war sie immer beim Lügen erwischt worden – weil sie die Dinge zu brüllend kompliziert machte.
    »Ich … ich weiß gar nicht, was Sie meinen, Ma’am.«
    »Wie alt sind Sie, Mr Sharp?«
    Deryn blinzelte und brachte kein Wort heraus. »Bei einem so glatten Gesicht jedenfalls nicht sechzehn«, fuhr Dr. Barlow fort. »Vielleicht vierzehn? Oder noch jünger?«
    Ein Micker Hoffnung breitete sich in Deryn aus. War die gute Miss Eierkopf auf das falsche Geheimnis gestoßen? Deryn entschied sich, die Wahrheit zu sagen. »Knapp fünfzehn, Ma’am.«

    Dr. Barlow ließ ihr Kinn los und zuckte mit den Achseln. »Na, Sie sind bestimmt nicht der erste Junge, der ein bisschen zu früh in den Service eintritt. Ihr Geheimnis ist bei mir in sicheren Händen.« Sie reichte ihm das Messer zurück. »Wissen Sie, die wahre Erkenntnis meines Großvaters war folgende: Wenn man ein Element entfernt – ob nun die Katzen, die Mäuse, die Bienen oder die Blumen -, bricht das gesamte Geflecht zusammen. Ein Erzherzog und seine Gemahlin werden ermordet und ganz Europa zieht in den Krieg. Ein fehlendes Teilchen kann das Puzzle ruinieren, ob nun in der Natur, der Politik oder hier im Bauch eines Luftschiffes. Meiner Ansicht nach sind Sie ein hervorragendes Besatzungsmitglied, Mr Sharp. Ich würde Sie nicht gern verlieren.«
    Deryn nickte langsam und versuchte zu begreifen, worauf sie hinauswollte. »Da bin ich mit Ihnen einer Meinung, Ma’am.«
    »Außerdem …« Ein Lächeln huschte über Dr. Barlows Lippen. »Ihr kleines Geheimnis zu kennen, erleichtert es, eines der meinen mit Ihnen zu teilen. Wenn ich das je wünschen sollte …«
    Bevor Deryn Gelegenheit erhielt, sich zu fragen, was das zu bedeuten hatte, hörte sie über das Summen der Bienen hinweg ein fernes Klirren. »Haben Sie das gehört,

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