Lewis CS - Narnia 3
Frau unternommen wird. Wenn der Prinz deshalb das Pech haben sollte, in ihre Hände zu fallen, würden sie ihn ganz gewiß nicht töten. Nein, selbst wenn es ihm nicht gelänge, die Königin zu entführen, wäre es sogar möglich, daß sie ihm ihr Herz zuwendet, wenn sie
seinen großen Mut und seine Leidenschaft sieht.“ „Ein gutes Argument, altes Schwatzmaul“, sagte Rabadash.
„Sehr gut, wie es in deinem häßlichen Kopf auch immer entstanden sein mag.“
„Das Lob meiner Vorgesetzten ist mir eine große Freude“,
sagte Ahoshta. „Zweitens, o Tisroc, dessen Herrschaft nie ein
Ende nehmen darf und wird; ich glaube, daß es mit Hilfe der
Götter sehr wahrscheinlich ist, daß Anvard in die Hände des
Prinzen fallen wird. Und dann ist Narnia so gut wie unser.“ Lange Zeit sagte keiner etwas. Es war so still, daß die beiden
Mädchen kaum zu atmen wagten. Schließlich sprach der
Tisroc.
„Geh, mein Sohn“, sagte er. „Und tue, wie du gesagt hast.
Aber von mir darfst du keine Hilfe und keine Unterstützung
erwarten. Ich werde dich nicht rächen, falls du getötet wirst,
und ich werde dich nicht befreien, falls dich die Barbaren in
den Kerker sperren. Aber Mißerfolg oder Erfolg - solltest
du einen Tropfen mehr des königlichen narnianischen Blutes
vergießen, als unbedingt nötig, und sollte daraus ein offener
Krieg erwachsen, dann wirst du meine Gunst für immer
verlieren, und dein nächster Bruder wird deinen Platz in
Kalormen einnehmen. Jetzt geh. Handle rasch, handle im
geheimen und sei erfolgreich. Möge die Stärke Tashs, des
Unerbittlichen und Unwiderstehlichen, in deinem Schwert
und in deiner Lanze stecken.“
„Dein Wille sei mir Befehl“, rief Rabadash, und nachdem
er sich rasch hingekniet und seines Vaters Hand geküßt hat-te, eilte er aus dem Zimmer. Zum Schrecken von Aravis die
inzwischen völlig steif geworden war, blieben der Tisroc
und der Wesir zurück.
„O Wesir“, sagte der Tisroc. „Ist es gewiß, daß keine Seele
von dieser Unterredung weiß, die wir drei heute abend hier
abhielten?“
„O mein Herr“, entgegnete Ahoshta. „Es ist unmöglich daß
jemand davon erfahren hat. Genau aus diesem Grunde habe
ich den Vorschlag gemacht - dem Ihr in Eurer unfehlbaren
Weisheit zugestimmt habt -, uns hier im alten Palast zu
treffen, wo nie ein Rat abgehalten wird. Kein Mitglied Eures
königlichen Hofes hätte je Grund hierherzukommen.“ „Das ist gut so“, sagte der Tisroc. „Wüßte irgend jemand
davon, so sorgte ich dafür, daß er getötet wird, noch bevor
eine Stunde verstrichen ist. Auch du, mein vorsichtiger Wesir,
solltest diese Unterredung vergessen.“
„Euer Wille sei mir Befehl“, sagte Ahoshta.
„Deshalb wirst du nicht einmal im Innersten deines Herzens
denken, ich sei der hartherzigste aller Väter, der seinem
Erstgeborenen einen Auftrag erteilt, der ihn wahrscheinlich
das Leben kosten wird, obwohl du natürlich darüber entzückt
sein wirst, da du den Prinzen nicht liebst. Ich sehe nämlich
bis ins Innerste deiner Seele.“
„O unfehlbarer Tisroc“, sagte der Wesir. „Im Vergleich
zu Euch liebe ich weder den Prinzen noch mich selbst, noch
Brot noch Wasser noch das Licht der Sonne.“
„Deine Gefühle“, entgegnete der Tisroc, „sind erhaben
und richtig. Auch ich liebe diese Dinge längst nicht so sehr
wie die Pracht und die Herrlichkeit meines Thrones. Wenn der
Prinz Erfolg hat, bekommen wir Archenland und vielleicht
auch noch Narnia. Mißlingt sein Vorhaben, so habe ich noch
achtzehn weitere Söhne, und nach der Art der königlichen
Erstgeborenen wurde Rabadash langsam gefährlich. Mehr als fünf Tisrocs in Tashbaan sind vor ihrer Zeit gestorben, weil ihre ältesten Söhne - erleuchtete Prinzen - es müde waren, auf den Thron zu warten. Soll er sich lieber in der Fremde das Blut kühlen, als hier in Untätigkeit zu verbrennen. Und nun, o ausgezeichneter Wesir, das Übermaß meiner väterlichen Sorge hat mich müde gemacht. Befiehl die Musiker zu meinem Zimmer. Aber bevor du dich zur Ruhe begibst, solltest du die Begnadigung aufheben, die wir für den dritten Koch erlassen haben. Ich fühle offenkundige Anzeichen einer
Verdauungsstörung.“
„Euer Wille sei mir Befehl“, sagte der Großwesir. Er stand
auf, verneigte sich und ging hinaus. Der Tisroc blieb noch immer
auf dem Sofa sitzen, so daß Aravis schon befürchtete, er sei
eingeschlafen. Doch schließlich erhob er seinen massigen Körper
mit lautem Seufzen und knackenden Gelenken, bedeutete
den Sklaven, mit
Weitere Kostenlose Bücher