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Lewis CS - Narnia 3

Lewis CS - Narnia 3

Titel: Lewis CS - Narnia 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Ritt nach Narnia
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„Halt!“ erklang; dann hörte man eine kleine Weile nur Pferdegeräusche - Schnauben, scharrende Hufe, mahlende Zähne, das Tätscheln von Pferdenacken. Dann wieder eine menschliche Stimme.
„Hört alle her! Wir sind jetzt eine Achtelmeile vom Schloß entfernt. Denkt an die Befehle, die ich euch gegeben habe. Wenn wir in Narnia ankommen - vermutlich morgen bei Sonnenaufgang -, soll so wenig Blut wie nur irgend möglich vergossen werden. Aber wir sind noch nicht in Narnia! Hier in Archenland ist die Lage anders. Bei unserem Angriff auf das Schloß von König Lune zählt nur eines: schnell muß es gehen! Das Schloß muß innerhalb einer Stunde in meiner Hand sein. Wenn dies gelingt, so sei alles dort euer. Ich beanspruche von der Beute nichts für mich. Im Namen von Tash dem Unwiderstehlichen und Unerbittlichen - vorwärts, marsch!“
Das Heer setzte sich mit lautem Hufgeklapper in Bewegung, und Shasta atmete auf. Die Männer hatten den anderen Weg eingeschlagen.
Shasta wunderte sich, wie lange es dauerte, bis alle vorübergetrabt waren. Ihm war nicht klar gewesen, wieviel zweihundert Pferde tatsächlich waren. Endlich verklang das Hufgetrappel, und nun stand er wieder allein zwischen den tropfenden Bäumen.
Nun wußte er, in welcher Richtung Anvard lag. Aber dorthin konnte er jetzt natürlich nicht mehr - wollte er nicht Rabadashs Soldaten geradewegs in die Arme laufen.
In der Hoffnung, auf eine Hütte zu stoßen, wo er um ein Nachtlager und eine Mahlzeit bitten konnte, stieg Shasta wieder aufs Pferd und ritt auf dem eingeschlagenen Weg weiter. Er hatte natürlich auch daran gedacht, zurück in die Einsiedelei zu Aravis, Bree und Hwin zu reiten, aber er hatte keine Ahnung mehr, in welcher Richtung diese lag.
Na ja, sagte sich Shasta. Irgendwo muß dieser Weg ja schließlich hinführen.
Aber vorläufig führte der Weg nur von einem Baum zum anderen, und jeder einzelne Baum war dunkel und tropfte. Auch die Luft wurde immer kälter. Ein eisiger Wind blies die Nebelschwaden an Shasta vorbei, doch der Nebel nahm deshalb nicht ab. Wenn Shasta Gebirgserfahrung gehabt hätte wäre ihm klar geworden, daß er sich in großer Höhe befand
- ja, vielleicht war er schon auf der Paßhöhe angelangt. Aber mit Bergen kannte sich Shasta nicht aus.
Da er sehr müde war, nichts im Magen hatte und weil er sich überhaupt keinen Rat mehr wußte, liefen ihm auf einmal die Tränen über die Wangen hinunter.
Doch dann geschah etwas, was seine Aufmerksamkeit voll in Anspruch nahm. Shasta bekam plötzlich einen furchtbaren Schreck. Er merkte, daß irgend jemand oder irgend etwas neben ihm herging. Es war stockdunkel, und er konnte nichts sehen. Und das Tier oder die Person ging so leise, daß er kaum die Schritte hören konnte. Aber er hörte, daß da etwas atmete. Ja, dieser unsichtbare Begleiter machte so tiefe Atemzüge, daß Shasta den Eindruck bekam, es müsse sich um ein großes Tier handeln. Und da ihm dieser Umstand erst so nach und nach aufgefallen war, hatte er keine Ahnung, wie lange die Kreatur schon neben ihm herging. Shasta erschrak ganz schrecklich.
Plötzlich fiel ihm ein, daß er vor langer Zeit gehört hatte, es gäbe Riesen hier im Norden. Er zerbiß sich vor Angst die Lippen. Aber er weinte nicht mehr.
Das Tier - oder die Person - ging so still neben ihm her, daß Shasta Hoffnung schöpfte, er habe sich das Ganze nur eingebildet. Aber gerade als er daran zu glauben begann, erklang aus der Dunkelheit neben ihm ein tiefes Seufzen. Das konnte er sich nicht eingebildet haben! Auch hatte er an seiner kalten linken Hand einen heißen Atemstoß gespürt, der den Seufzer begleitet hatte.
Wenn das Pferd etwas getaugt hätte - oder wenn Shasta gewußt hätte, wie man es anstellt, daß ein Pferd etwas taugt
- dann würde er versucht haben, einen wilden Galopp anzuschlagen und zu fliehen. Aber er wußte, daß er das Pferd nicht dazu bringen konnte zu galoppieren. Also ritt er im Schritt weiter, und der unsichtbare Begleiter ging schnaufend neben ihm her. Schließlich hielt Shasta es nicht mehr aus.
„Wer bist du?“ fragte er flüsternd.
„Einer, der lange darauf gewartet hat, daß du sprichst“, sagte der unsichtbare Begleiter. Seine Stimme war voll und tief.
„Bist du - bist du ein Riese?“ fragte Shasta.
„Man könnte mich so nennen“, sagte die volle Stimme. „Aber ich bin nicht wie die Geschöpfe, die ihr Riesen nennt.“
„Ich kann dich gar nicht sehen“, sagte Shasta, nachdem er sich sehr angestrengt hatte, etwas

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