Lewis CS - Narnia 3
schließlich trafen, bekam er gar nicht so recht mit, was da eigentlich geschah. Um ihn herum herrschte entsetzlicher Lärm und ein schreckliches Durcheinander. Gleich am Anfang wurde ihm das Schwert aus der Hand geschlagen. Kurz darauf verwickelten sich seine Zügel. Dann merkte er, wie er vom Pferd glitt. Plötzlich kam ein Speer geradewegs auf ihn zu, er duckte sich, fiel aus dem Sattel, schlug sich hart die Handknöchel an irgendeiner Rüstung an, und dann …
Was sich in dieser Schlacht wirklich zutrug, läßt sich am besten verfolgen, indem wir das Schlachtfeld verlassen und dorthin zurückkehren, wo der Einsiedler der Südmark mit Bree, Hwin und Aravis zusammen unter dem ausladenden Baum saß und in den glatten Teich blickte.
Immer wenn der Einsiedler wissen wollte, was jenseits der grünen Mauer seiner Einsiedelei draußen in der Welt vor sich ging, schaute er in diesen Teich. Dort konnte er wie in einem Spiegel sehen, was im weiten Umkreis und bis über die Grenzen des Landes hinaus zu Land oder zu Wasser geschah. Den ganzen Tag über hatte er sich kaum vom Teich weggerührt, nicht einmal gegessen oder getrunken hatte er, denn er wußte, welch bedeutende Dinge sich in Archenland zutrugen. Auch Aravis und die Pferde starrten ins Wasser. Sie sahen, daß es ein Zauberteich war: denn nicht der Baum und der Himmel spiegelten sich dort, sondern in seinen Tiefen waren verschwommene, bunte Gestalten zu sehen, die sich bewegten. Aravis und die Pferde sahen kein klares Bild, das sah nur der Einsiedler, und von Zeit zu Zeit schilderte er ihnen, was er da erblickte. Kurz bevor Shasta in seinen ersten Kampf ritt, begann der Einsiedler seine Schilderung.
„Ich sehe ein - zwei - drei Adler über der Schlucht beim Sturmkopf kreisen. Einer von ihnen ist der Älteste aller Adler. Er flöge nicht am Himmel, stünde nicht eine Schlacht bevor. Ich sehe ihn hin und her fliegen, manchmal blickt er nach Anvard hinunter, manchmal nach Osten über den Sturmkopf hinweg. Ah - jetzt sehe ich, was Rabadash und seine Männer den ganzen Tag über getrieben haben. Sie haben einen mächtigen Baum gefällt und behauen, und jetzt kommen sie aus dem Wald und tragen ihn als Rammbock mit sich. Sie haben aus dem Scheitern ihres Anschlags gestern abend gelernt. Rabadash wäre besser beraten, hätte er seine Männer angewiesen, Leitern zu bauen: aber das dauert länger, und er ist ungeduldig. Narr! Er hätte sofort nach dem mißlungenen ersten Angriff nach Tashbaan zurückreiten sollen, denn sein Plan war ja, schnell und überraschend anzugreifen. Jetzt bringen sie ihren Rammbock in Position. König Lunes Männer nehmen die Kalormenen von den Mauern aus unter Beschuß. Fünf Kalormenen sind gefallen, aber viel mehr werden nicht mehr zu Boden gehen, denn sie halten alle ihre Schilde über den Kopf. Rabadash erteilt Befehle. Er ist umringt von seinen treuesten Lords - wilden Tarkaanen aus den östlichen Provinzen. Ich kann ihre Gesichter sehen. Da ist Corradin von Schloß Tormunt, Azrooh und Chlamash, Ilgamuth mit der verformten Lippe und ein großer Tarkaan mit einem roten Bart …“
„Bei der Mähne des Löwen, das ist mein ehemaliger Herr, Tarkaan Anradin!“ rief Bree.
„Pssst!“ befahl Aravis.
„Jetzt setzen sie den Rammbock ein. Was für ein Lärm das wäre, wenn ich genausogut hören könnte, wie ich sehen kann! Es geht Schlag auf Schlag: das hält kein Tor lange aus. Aber halt! Oben beim Sturmkopf hat etwas den Vögeln angst gemacht. Sie kommen in Scharen herausgeflogen. Wartet … ich kann noch nichts sehen … ah! Jetzt sehe ich! Der ganze Hügelkamm im Osten ist voller Reiter. Wenn nur der Wind die Standarte erfassen und sie ausbreiten wollte! Jetzt haben sie den Hügel hinter sich gelassen, wer immer es sein mag. Aha! Nun habe ich das Banner gesehen. Narnia, Narnia! Es ist der rote Löwe. Sie kommen im Galopp den Hang herunter. Ich kann König Edmund sehen. Hinten, zwischen den Bogenschützen, ist eine Frau. Oh …“
„Was ist?“ fragte Hwin atemlos.
„Alle seine Katzen kommen von links her angerannt.“
„Katzen?“ fragte Aravis.
„Großkatzen - Leoparden und so weiter“, sagte der Einsiedler ungeduldig. „Ich sehe, ich sehe. Die Katzen bilden einen Kreis, um die reiterlosen Pferde anzugreifen. Ein guter Einfall! Die kalormenischen Pferde sind schon fast verrückt vor Angst. Jetzt haben sich die Katzen zwischen ihnen verteilt. Aber Rabadash hat die Hälfte seiner Männer neu abkommandiert. Hundert Männer sitzen im Sattel.
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