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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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falls er tot ist.«
    »Natürlich müssen wir ihn finden, wenn es möglich ist!« sagte Drinian müde. »Das ist es ja gerade. Das bedeutet, daß wir einen Suchtrupp bilden müssen und daß uns endlose Schwierigkeiten bevorstehen. Zum Teufel mit diesem Eustachius!«
    Inzwischen schlief Eustachius–und schlief und schlief. Schließlich wachte er von Schmerzen in seinem Arm auf. Der Mond schien zum Höhleneingang herein, und seine Liegestatt auf dem Schatz schien viel bequemer geworden zu sein–tatsächlich spürte er fast nichts mehr. Der Schmerz in seinem Arm beunruhigte ihn zuerst, aber schließlich fiel ihm auf, daß der Armreif, den er bis über den Ellbogen hochgeschoben hatte, komischerweise sehr eng geworden war. Sein Arm mußte im Schlaf angeschwollen sein. (Es war sein linker Arm.)
    Er bewegte den rechten Arm, um nach seinem linken Arm zu greifen, aber schon nach ein paar Zentimetern hielt er ihn wieder still und biß sich vor Entsetzen auf die Lippen. Denn genau vor ihm, ein wenig zu seiner Rechten, dort, wo das Mondlicht hell auf den Boden der Höhle fiel, sah er, wie sich etwas Entsetzliches bewegte. Er wußte nicht genau, was es war. Nun, es war eine Drachenklaue. Sie hatte sich bewegt, als er seine Hand bewegt hatte, und jetzt, wo er die Hand stillhielt, bewegte sich die Klaue ebenfalls nicht mehr.
    Ach, was war ich nur für ein Idiot, dachte Eustachius. Natürlich, diese Kreatur hatte einen Gefährten, und der liegt jetzt neben mir. Einige Minuten lang wagte er es nicht, auch nur den kleinsten Muskel zu bewegen. Er sah, daß vor seinen Augen zwei dünne Rauchsäulen aufstiegen, die sich im Mondlicht schwarz abhoben; genauso wie der Rauch, der aus der Nase des Drachen gekommen war, kurz bevor er gestorben war. Das jagte Eustachius einen derartigen Schrecken ein, daß er die Luft anhielt. Die beiden Rauchsäulen verschwanden. Als er die Luft nicht mehr anhalten konnte, atmete er verstohlen aus–und sofort tauchten die beiden Rauchfäden wieder auf. Aber selbst jetzt begriff er die Wahrheit noch nicht.
    Schließlich faßte er den Entschluß, sich sehr vorsichtig nach links zu schieben und zu versuchen, aus der Höhle herauszukriechen. Vielleicht schlief die Kreatur–und außerdem war es die einzige Möglichkeit. Aber natürlich schaute er nach links, bevor er in diese Richtung kroch. O weh! Auch auf dieser Seite war eine Drachenklaue zu sehen.
    Niemand wird es Eustachius übelnahmen, daß er in diesem Augenblick zu weinen begann. Er war überrascht von der Größe seiner Tränen, als er sie auf den Schatz vor sich tropfen sah. Sie schienen auch eigenartig heiß zu sein–sie dampften!
    Aber das Weinen nützte nichts. Er mußte versuchen, zwischen den beiden Drachen hervorzukriechen. Er begann, seinen rechten Arm auszustrecken. Das Vorderbein und die Klaue zu seiner Rechten vollführten genau dieselbe Bewegung. Dann versuchte er es mit dem linken Arm. Das Drachenbein auf dieser Seite bewegte sich ebenfalls.
    Zwei Drachen, einer auf jeder Seite, die alles nachmachten, was er tat! Er verlor die Nerven und stürzte einfach los.
    Während er aus der Höhle rannte, erklang ein derartiges Klappern und Reiben und Klirren von Goldstücken und ein Mahlen von Steinen, daß er dachte, beide Drachen wären hinter ihm her. Er wagte es nicht, zurückzuschauen. Er rannte zum Teich. Die verkrümmte Gestalt des toten Drachen hätte jedermann zu Tode erschreckt, aber jetzt bemerkte er sie kaum. Er hatte vor, sich ins Wasser zu werfen.
    Aber als er am Rand des Teiches ankam, geschahen zwei Dinge. Erstens fiel ihm schlagartig ein, daß er auf allen vieren gerannt war–und warum, in aller Welt, hatte er das getan? Und als er sich über das Wasser beugte, kam es ihm einen Augenblick lang so vor, als hätte ihn aus dem Teich ein zweiter Drache angestarrt. Aber schon einen Augenblick später dämmerte ihm die Wahrheit. Das Drachengesicht im Teich war sein eigenes Spiegelbild. Es gab keinen Zweifel: es bewegte sich, wenn er sich bewegte; es öffnete und schloß den Mund, wenn er seinen öffnete und schloß.
    Er hatte sich im Schlaf in einen Drachen verwandelt. Er hatte auf einem Drachenschatz geschlafen, mit gierigen, drachenartigen Gedanken im Herzen, und so hatte er sich selbst in einen Drachen verwandelt.
    Das erklärte alles. Neben ihm in der Höhle hatten keine Drachen gelegen. Die Klaue zu seiner Rechten und zu seiner Linken waren seine eigenen Klauen gewesen. Die beiden Rauchsäulen waren aus seinen Nasenlöchern

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