Lewis, Michael
nach definitiv kommen würde),
sondern auf »die schlechtesten rund 5 Prozent der Kredite aus 2005«. Und dass
seine Investoren sich nun wirklich glücklich schätzen konnten. Er schrieb, als sei er obenauf,
obwohl alle Welt von ihm erwartete, dass er sich ganz unten sah. Einer seiner
größten Investoren aus New York sendete ihm eine E-Mail, in der es hieß: »Ich
wäre in Zukunft ein wenig vorsichtiger mit dem Gebrauch von so abfälligen
Bemerkungen wie: >Wir haben ein Portfolio an Short-Positionen in
Hypotheken, nach dem sich jeder die Finger lecken würde, wenn er nur wüsste,
was er tut<, oder: >Früher oder später sollten sich auch die großen Tiere
einmal einen Emissionsprospekt zu Gemüte führen<.« Einer seiner beiden
langjährigen E-Mail-Freunde - beide waren ihm treu geblieben schrieb ihm:
»Niemand außer dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-II würde so einen Brief
verfassen, wenn er gerade mit 17 Prozent im Minus ist.«
Seine
Partner bei Gotham Capital fackelten nicht lange und drohten mit einer Klage.
Nicht lange, und es fanden sich weitere Gleichgesinnte, die sich auf einen
Rechtsstreit einlassen wollten. Der einzige Unterschied zu Gotham Capital
bestand darin, dass dessen Geschäftsführer von New York nach San Jose flogen
und versuchten, Burry zu zwingen, ihnen die 100 Millionen US-Dollar
zurückzugeben, die sie ihm anvertraut hatten. Im Januar 2006 hatte Joel
Greenblatt, der Gründer von Gotham Capital, im Fernsehen für ein Buch geworben,
und als man ihn vor laufender Kamera nach seinen »wertorientierten
Lieblingsinvestoren« fragte, hatte er in höchsten Tönen von den seltenen
Talenten eines gewissen Mike Burry geschwärmt. Zehn Monate später flog er
gemeinsam mit seinem Partner John Petry 3 000 Meilen, um Mike Burry als Lügner
zu beschimpfen und ihn zu drängen, von der Spekulation die Finger zu lassen,
die Burry selbst als die klügste seiner Karriere bezeichnete. »In dem Moment
ist eine Welt für mich zusammengebrochen« erinnerte sich Burry. »Joel war wie
ein Pate für mich - Partner in meiner Firma, der Mann, der mich >entdeckt<
und mir, mal abgesehen von meiner Familie, als Erster den Rücken gestärkt
hatte. Ich habe ihn respektiert und zu ihm aufgesehen.« Doch als ihm Greenblatt
nun klar machte, dass kein Richter auf der Welt seine Entscheidung, einen Teil
der Investitionssumme in Side-Pockets zu transferieren, unterstützen würde, da
es sich eindeutig um handelbare Wertpapiere handele, zerplatzten Burrys Gefühle
für ihn wie eine Seifenblase. Als Greenblatt forderte, ihm die Liste mit der
Subprime-Hypothekenanleihen zu zeigen, gegen die Burry spekuliert hatte,
weigerte sich dieser - ein Affront in den Augen Greenblatts, schließlich hatte
er dem Kerl 100 Millionen US-Dollar anvertraut, und nicht nur, dass dieser sie ihm
nicht zurückgeben wollte, nein, er wollte nicht einmal mit ihm reden.
Und
Greenblatt lag gar nicht so falsch. Es war mehr als unkonventionell, einen
Teil des Anlagekapitals in Side-Pockets umzuschichten, für den es doch
offensichtlich einen Markt gab. Es musste doch einen geringen Preis geben, zu
dem Burry gewillt war, aus seiner Spekulation gegen den Markt für
Subprime-Hypothekenanleihen auszusteigen. Eine nicht unerhebliche Anzahl
seiner Investoren gewann den Eindruck, dass Burry einfach nicht bereit sei, das
Urteil des Marktes zu akzeptieren: Er hatte eine Wette verloren und wollte das
einfach nicht wahrhaben. Doch in Burrys Augen war das Urteil des Marktes
schlichtweg Betrug, und Joel Greenblatt hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
»Mir wurde klar, dass sie die [Credit Default Swaps-]Positionen noch immer
nicht verstanden«, erklärte Burry.
Er
war sich schmerzlich bewusst, dass ziemlich viele der Investoren, die ihm ihr
Geld anvertraut hatten, ihn mittlerweile verachteten. Dieser Einsicht war es zu
verdanken, dass er a) sich häufiger denn je zuvor in sein Büro zurückzog und
»Scheiße« brüllte, b) damit begann, seinerseits eine tiefe Abneigung gegenüber
seinen Anlegern zu empfinden, und c) weiterhin versuchte, seinen Investoren zu
erklären, was er tun würde, obwohl zweifelsfrei feststand, dass sie ihm schon
längst nicht mehr zuhörten. »Ich würde es begrüßen, wenn du weniger reden und
mehr zuhören würdest«, schrieb ihm sein Anwalt Steve Druskin Ende Oktober 2006.
»Sie wollen vor Gericht gehen.«
»Irgendwie
war es schon interessant«, meinte Kip Oberting, der White Mountain dazu
gebracht hatte, zu Burrys Investoren der ersten
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