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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
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Verbraucherfinanzindustrie, die im Prinzip nur existierte,
um die Leute über den Tisch zu ziehen.«
    Da
er bei seinem Arbeitgeber nicht die Möglichkeit erhielt, selbst Kapital zu
verwalten, kündigte er und gründete seinen eigenen Hedgefonds. Es gab da eine
Firma namens Front-Point Partners, die bald zu 100 Prozent Morgan Stanley
gehören sollte und eine Vielzahl von Hedgefonds unter ihrem Dach vereinte.
Anfang 2004 erklärte sich Morgan Stanley bereit, Eisman mit der Errichtung
eines ausschließlich auf Finanzunternehmen spezialisierten Fonds zu betrauen:
Wallstreet-Banken, Wohnungsbauunternehmen, Hypothekenvergeber, Unternehmen mit
großen Finanzdienstleistungssparten wie General Electric (GE) - eben alle, die
irgendwie mit der amerikanischen Finanzwelt zusammenhingen. Morgan Stanley
schöpfte einen Teil der Gebühren ab und stellte ihm im Gegenzug ein Büro, Möbel
und Mitarbeiter zur Verfügung. Was sie nicht lieferten, war Kapital. Das sollte
Eisman selbst einwerben. Er flog um die Welt und traf sich mit Hunderten
hochkarätiger Investoren. »Im Grunde versuchten wir, Kapital zu akquirieren,
doch es gelang uns nicht«, berichtete er. »Alle sagten uns: >Schön, Sie
kennenzulernen. Warten wir mal ab, wie Sie sich machen.<«
    Im
Frühjahr 2004 war er einigermaßen verzweifelt. Er hatte noch kein Geld
aufgetrieben, auch keines in Aussicht und wusste nicht einmal, ob er überhaupt
welches beschaffen konnte. Und er ging keinesfalls davon aus, dass das Leben
fair war, dass sich immer alles zum Guten wendete oder dass er einen speziellen
Schutz vor Unbilden genoss. Er wachte morgens um vier schweißgebadet auf.
Schließlich begab er sich in Therapie. Er war aber immer noch Eisman, weshalb
es sich nicht um eine konventionelle Psychotherapie handelte. »Arbeitsgruppe«
nannte sich das Ganze. Dort versammelte sich eine Handvoll Profis, um sich vor
einer ausgebildeten Psychotherapeutin in einer geschützten Umgebung über ihre
Probleme auszutauschen. Eisman platzte notorisch zu spät in die Sitzungen,
sprach an, was ihm auf dem Herzen lag, und war wieder weg, bevor andere die
Gelegenheit hatten, über ihre Probleme zu reden. Als er das ein paar Mal
gemacht hatte, sprach ihn die Therapeutin darauf an, doch das nützte gar
nichts. Daraufhin rief sie Eismans Frau an, die sie kannte, und bat sie, doch
mit ihrem Mann zu reden. Auch das brachte nichts. »Ich wusste immer, wann er zu
der Gruppe gegangen war«, erzählte Valerie, »weil sie prompt anrief und sagte:
>Er hat es schon wieder getan.<«
    Valerie
hatte von dem harten Kampf ein für allemal genug. Sie eröffnete Eisman, wenn
sein jüngstes Wall-Street-Projekt nicht liefe, würden sie aus New York
wegziehen, nach Rhode Island, und dort eine kleine Pension aufmachen. Valerie
hatte sich schon nach einem geeigneten Ort umgesehen; sie wollte mehr Zeit mit
ihren Zwillingen verbringen und sprach sogar davon, Hühner zu halten. Eisman
sah sich ebenso wenig als Hühnerzüchter wie andere Menschen, die ihn kannten,
doch er stimmte zu. »Der Gedanke stieß ihn dermaßen ab«, erzählte seine Frau,
»dass er sich noch mehr anstrengte.« Auf der Suche nach interessierten
Investoren bereiste Eisman ganz Europa und die Vereinigten Staaten. Und er fand
genau einen: eine Versicherungsgesellschaft, die ihm 50 Millionen US-Dollar
anvertraute. Das war zwar nicht genug, um einen Aktienfonds langfristig
aufrechtzuerhalten, doch es war immerhin ein Anfang.
    Kapital
hatte Eisman zwar nicht anlocken können, dafür aber Menschen, deren Weltsicht
ähnlich desillusioniert war wie seine eigene. Der Erste, der sich ihm anschloss,
war Vinny; der arbeitete gerade an einem trostlosen Bericht mit dem Titel »Ein
Eigenheim ohne Eigenkapital ist im Grunde ein Mietobjekt mit jeder Menge
Schulden«. Dann kam Porter Collins, der als Ruderer zweimal an Olympischen
Spielen teilgenommen und bei Chilton Investment mit Eisman zusammengearbeitet
hatte. Er hatte nie ganz verstanden, warum der Kerl mit den besten Ideen dort
nicht mehr zu sagen gehabt hatte. Der Dritte im Bunde war Danny Moses, der
Eismans Chef-Trader wurde. Danny hatte bei Oppenheimer and Co. im Vertrieb
gearbeitet und wusste noch sehr genau, wie Eisman Tacheles geredet hatte und
seinen Worten Taten folgen ließ, was Analysten auf der Verkaufsseite nur
selten tun. So hatte sich Eisman einmal während des Handelstages auf das Podium
mitten in der Trading-Abteilung von Oppenheimer gestellt, alle um
Aufmerksamkeit gebeten und verkündet, dass die

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