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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
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»folgenden acht Aktien auf null
fallen werden«. Dann hatte er acht Unternehmen aufgelistet, die tatsächlich
allesamt pleite gingen. Danny war als Sohn eines Finanzprofessors in Georgia
aufgewachsen und nicht so offen fatalistisch wie Vinny oder Steve. Dennoch war
auch er grundsätzlich der Ansicht, dass schlimme Dinge passieren können und
auch wirklich eintreten - vor allem an der Wall Street. Als ihm eine
Wall-Street-Firma half, ein Geschäft zum Abschluss zu bringen, das in jeder
Hinsicht perfekt wirkte, fragte er den Händler: »Ich danke Ihnen, aber eines
möchte ich gern wissen: Wie linken Sie mich dabei?«
    »He,
he, he, Moment mal, so was würden wir nie tun«, setzte dieser an. Danny blieb
ausgesucht höflich, doch er ließ nicht locker.
    »Wir
wissen doch beide, dass zwischen kleinen Hedgefonds und großen
Wall-Street-Firmen keine Transaktion stattfindet, die nicht irgendeinen Haken
hat. Ich unterschreibe - aber erst, wenn Sie mir erklärt haben, wie Sie mich
dabei über den Tisch ziehen.« Der Händler erklärte es ihm. Und Danny
unterschrieb.
    Sie
alle freuten sich sehr darauf, gemeinsam mit Steve Eisman Anlagekapital zu
verwalten. Sie hatten dabei nie den Eindruck, für Eisman zu arbeiten. Er
vermittelte Wissen, ohne zu bevormunden. Eisman sprach offen über die
Absurdität, die ihnen laufend begegnete. »Es macht Spaß, mit Steve auf ein
Meeting an der Wall Street zu gehen«, erzählte Vinny. »Er sagt nämlich dreißig
Mal: >Erklären Sie mir das<. Oder: >Könnten Sie das bitte noch etwas
genauer erklären - auf Englisch?< Denn dann erfährt man allerhand. Vor allem
merkt man, ob der andere überhaupt weiß, wovon er spricht. Und das ist häufig
nicht der Fall.«
    Anfang
2005 hatte Eismans Gruppe einhellig den Eindruck, dass sehr viele, die an der
Wall Street arbeiteten, keine Ahnung von dem hatten, was sie da taten. Die
Subprime-Hypothekenmaschinerie lief wieder auf Hochtouren, als wäre sie nie
zusammengebrochen. Und wenn die Vergabe von Krediten an Schuldner mit
schlechter Bonität beim ersten Mal verrückt gewesen war, dann war sie dieses
Mal regelrecht beängstigend. Mitte der neunziger Jahre war ein Jahr mit Krediten
über 30 Milliarden US-Dollar für das Subprime-Segment ein gutes Jahr. Im Jahr
2000 belief sich das Volumen auf 130 Milliarden. Davon waren Kredite von über
55 Milliarden US-Dollar zu Hypothekenanlei hen umverpackt worden. 2005
sollten Subprime-Hypotheken in Höhe von 625 Milliarden US-Dollar existieren, von
denen 507 Milliarden US-Dollar den Weg in die Verbriefung fanden. Mit
minderwertigen Hypotheken besicherte Anleihen über eine halbe Billion US-Dollar
in einem einzigen Jahr. Trotz steigender Zinsen florierte das Geschäft mit
zweifelhaften Krediten - und das ergab keinen Sinn. Noch schockierender war
jedoch, dass sich die Kreditkonditionen dergestalt veränderten, dass die
Ausfallwahrscheinlichkeit stieg. Noch 1996 waren 65 Prozent der Darlehen im
Subprime-Segment festverzinslich. Das bedeutete, dass der durchschnittliche,
wenig zahlungskräftige Kreditkunde zwar übervorteilt wurde, doch wenigstens
genau wusste, wie viel er jeden Monat zahlen musste, bis sein Darlehen getilgt
war. 2005 waren bereits 75 Prozent der Subprime-Darlehen in der einen oder anderen
Form zinsvariabel. In der Regel war der Zinssatz nur für die ersten beiden
Jahre festgelegt.
    Der
ursprünglichen Clique der Subprime-Finanzierer war der kleine Bruchteil der von
ihnen ausgereichten Darlehen den sie in den eigenen Büchern behalten hatten,
zum Verhängnis geworden. Daraus hätte der Markt eine einfache Lehre ziehen
können: Verleiht kein Geld an Leute, die es nicht zurückzahlen können.
Stattdessen zog er daraus einen viel komplexeren Schluss: Vergebt ruhig weiter
solche Darlehen, seht aber zu, dass sie nicht in der eigenen Bilanz stehen.
Zahlt das Geld aus und verkauft die Kredite dann an die Rentenabteilungen
großer Investmentbanken an der Wall Street, die sie zu Anleihen verschnüren
und an Investoren weiterveräußern. Long Beach Savings war die erste bestehende
Bank, die das sogenannte KVV-Modell einsetzte (Kreditvergabe, Verbriefung,
Verkauf). Dieses Modell schlug dermaßen ein - die Wall Street kaufte Kredite,
die man selbst nicht haben wollte! -, dass ein neues Hypothekenunternehmen
namens B&C gegründet wurde. Anfang 2005 hatten alle großen Investmentbanken
der Wall Street ihre Finger tief im Subprime-Geschäft. Bear Stearns, Merrill
Lynch, Goldman Sachs und Morgan Stanley hatten, wie sie

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