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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
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Florida konzentriert waren,
wenig mit einem ebensolchen Papier zu tun hatte, dem eher auf Kalifornien
konzentrierte Darlehen zugrunde lagen -, schufen die Finanztechniker die
Illusion von Sicherheit. Und diese Illusion nahm man bei AIG FP für bare Münze.
    Die
Mitarbeiter in der zuständigen Handelsabteilung für Hypothekenanleihen von
Goldman Sachs waren ausnahmslos hochintelligent. Sie waren durchweg
hervorragende Schüler gewesen und hatten Eliteuniversitäten besucht. Doch man
musste kein Genie sein, um zu erkennen, wie viel man am Recycling von BBB-Anleihen
zu AAA-Anleihen verdienen konnte. Deutlich mehr Grips war erforderlich, um
BBB-Anleihen über 20 Milliarden US-Dollar aufzutreiben, die man dann recyceln
konnte. Der ursprüngliche Darlehensturm - die ursprüngliche Hypothekenanleihe -
hatte nur ein kümmerliches Geschoss mit der Note BBB. Schrottige
Eigenheimdarlehen über 1 Milliarde US-Dollar reichten gerade mal, um eine
besonders minderwertige BBB-Tranche über 20 Millionen US-Dollar
hervorzubringen. Anders formuliert: Um ein milliardenschweres CDO zu kreieren,
das ausschließlich auf Subprime-Hypothekenanleihen mit der Note BBB basiert,
mussten Barkredite über ganze 50 Milliarden US-Dollar an Menschen aus Fleisch
und Blut ausgezahlt werden. Das kostete Zeit und Mühe. Ein Credit Default Swap
dagegen nicht.
    Über
Mike Burrys Kauf von Kreditausfallversicherungen über 1 Milliarde US-Dollar
kann man verschiedener Ansicht sein. Zunächst konnte man sie für einen
einfachen, ja harmlosen Versicherungsvertrag halten. Burry zahlte seine
halbjährliche Prämie und erhielt im Gegenzug Schutz vor dem Ausfall von
Anleihen über 1 Milliarde US-Dollar. Wenn die BBB-Anleihen, die er besichert
hatte, nicht in Verzug gerieten, würde er gar nichts bekommen. Erwiesen sie
sich als faul, erhielte er 1 Milliarde US-Dollar. Doch natürlich besaß Mike
Burry gar keine mit BBB bewerteten Subprime-Hypothekenanleihen oder dergleichen.
Er hatte kein zu »versicherndes« Eigentum. Es war, als hätte er eine
Brandschutzversicherung für irgendein Elendsviertel erworben, das für häufige
Feuersbrünste bekannt war. Für ihn wie auch für Steve Eisman war ein Credit
Default Swap überhaupt keine Versicherung, sondern ganz klar ein Instrument,
um damit gegen den Markt zu spekulieren. Auch so konnte man das sehen.
    Doch
es gab noch eine dritte, noch verquerere Betrachtungsweise dieses neuen
Instruments. Man konnte es nämlich auch als nahezu vollkommene Nachbildung
einer Subprime-Hypothekenanleihe ansehen. Die Zahlungsströme von Mike Burrys
Credit Default Swaps bildeten die Zahlungsströme der mit BBB-Rating versehenen
Subprime-Hypothekenanleihe ab, gegen die er wettete. Die Prämie von 2,5
Prozent pro Jahr, die Mike Burry zahlte, entsprach dem Spread über LIBOR*,
     
    *   London Interbank Offered Rate - der Zins, zu dem Banken
einander Geld leihen. Er galt einst als mehr oder minder risikolos, was er
heute - mehr oder minder - nicht ist.
     
    den
ein Investor für eine minderwertige BBB-Hypothekenanleihe gezahlt bekam. Die
Milliarde US-Dollar, die für den Verkäufer der Credit Default Swaps an Mike
Burry auf dem Spiel standen, wenn die Anleihen ausfielen, entsprach den
potenziellen Verlusten des eigentlichen Anleiheninhabers.
    Oberflächlich
erschien der florierende Markt für abseitige Wetten auf
Subprime-Hypothekenanleihen ein wenig wie Fantasy Football: eine harmlose, wenn
auch dümmliche Reproduktion eines Investmentgeschäfts. Doch zwischen Fantasy
Football und Fantasy Finance bestand ein feiner Unterschied: Holt sich ein
Fantasy-Football-Spieler Peyton Manning in die Mannschaft, erschafft er damit
nicht einen zweiten Peyton Manning. Wenn aber Mike Burry einen Credit Default
Swap auf eine mit minderwertigen Hypotheken unterlegte Anleihe von Long Beach
Saving erwarb, ermöglichte er damit Goldman Sachs die Erschaffung einer zweiten
Anleihe, die dem Original in allen Aspekten glich - bis auf einen: Es gab in
Wirklichkeit weder Eigenheimdarlehen noch Hauskäufer. Es gab nur die Gewinne
und Verluste dieser abseitigen Wette auf solche Anleihen.
    Um
also Subprime-Hypothekenanleihen mit der Note BBB über 1 Milliarde US-Dollar
hervorzubringen, musste Goldman Sachs keine Eigenheimdarlehen über 50
Milliarden US-Dollar initiieren. Sie mussten lediglich Mike Burry oder einen
anderen Pessimisten auf dem Markt dazu bringen, 100 verschiedene BBB-Anleihen
auszuwählen und für jede Credit Default Swaps im Wert von 10

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