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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
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Millionen
US-Dollar zu erwerben. Sobald dieses Paket zusammengestellt war (ein sogenanntes
»synthetisches CDO«, wie so ein nur auf Credit Default Swaps beruhendes CDO in
Fachkreisen hieß), ging man damit zu Moody's und Standard & Poor's. »Die
Ratingagenturen hatten keine eigenen CDO-Modelle«, berichtete ein ehemaliger
CDO-Trader von Goldman Sachs. »Die Banken legten Moody's ihre eigenen Modelle
vor und sagten: >Und, wie sieht das aus?<« Und irgendwie sahen 80 Prozent
der vordem riskanten, mit BBB bewerteten Anleihen plötzlich aus wie Anleihen
mit Note AAA. Die übrigen 20 Prozent, die niedrigere Kreditratings erhielten,
waren generell schwieriger zu verkaufen, doch sie konnten - unglaublich, aber
wahr - einfach neu gebündelt und noch einmal zu weiteren AAA-Anleihen
umgearbeitet werden. In die Maschine, die aus 100 Prozent Blei eine Legierung
aus 80 Prozent Gold und 20 Prozent Blei gemacht hatte, wurde das übrige Blei
wieder eingespeist, und sie verwandelte davon wiederum 80 Prozent in Gold.
    Wie
das im Einzelnen funktionierte, war kompliziert. Die Grundzüge der neuen
Geldmaschine waren das aber nicht: Sie verwandelte einen Haufen fragwürdiger
Darlehen in ein Anleihenkonstrukt, das größtenteils mit AAA bewertet war. Dann
nahm sie die am schlechtesten bewerteten der verbleibenden Anleihen und
verarbeitete den Löwenanteil zu CDOs mit AAA-Rating. Und schließlich - weil
nicht schnell genug Eigenheimdarlehen ausgereicht werden konnten, um eine
hinlängliche Zahl niedriger bewerteter Anleihen aufzulegen - nutzte sie wieder
und wieder Credit Default Swaps, um die minderwertigsten der existierenden
Anleihen nachzubilden. Goldman Sachs stand zwischen Michael Burry und AIG.
Michael Burry zahlte 250 Basispunkte (2,5 Prozent), um Kreditausfallversicherungen
für BBB-Anleihen von schlechtester Qualität zu erwerben, und AIG zahlte lediglich
zwölf Basispunkte (0,12 Prozent), um solche Versicherungen für eben diese
Anleihen zu verkaufen - gefiltert durch ein synthetisches CDO und mit der Note
AAA versehen. Es gab da noch ein paar andere schmutzige Details*
     
    * Lieber Leser, liebe Leserin, wenn Sie der Geschichte bis
hierher gefolgt sind, haben Sie nicht nur einen Orden verdient, sondern eine
Antwort auf eine schwierige Frage: Wenn Mike Burry der Einzige war, der Credit
Default Swaps (CDS) auf Subprime-Hypothekenanleihen kaufte, und wenn er solche
CDS für eine Milliarde US-Dollar kaufte, wer übernahm dann die anderen 19
Milliarden US-Dollar auf der Short-Seite des Deals mit AIG? Die Antwort ist,
dass Mike Burry zum einen nicht lange alleine blieb. Zu ihm gesellte sich unter
anderem auch Goldman Sachs selbst - was Goldman in die Lage versetzte, seinen
Kunden von den eigenen Händlern kreierte Anleihen zu verkaufen, um dann gegen
sie zu spekulieren. Zum Zweiten gab es da einen groben, schmutzigen, langsamen,
aber akzeptablen Ersatz für Mike Burrys Credit Default Swaps: die eigentlichen
Kassaanleihen. Nach Angaben eines ehemaligen Derivatehändlers von Goldman
kaufte Goldman die AAA-Tranche eines CDO, paarte sie mit den Credit Default
Swaps, die AIG Goldman verkaufte und die die Tranche versicherten (zu Kosten,
die weit unter der Rendite der Tranche lagen), erklärten das Gesamtpaket für
risikolos und hielten es aus der Bilanz heraus. Selbstredend war dieses
Konstrukt keinesfalls frei von Risiken: Wenn AIG pleiteging, war die
Versicherung wertlos, und Goldman konnte alles verlieren. Heute ist Goldman
Sachs gelinde gesagt nicht sehr zuvorkommend, wenn man es um Auskünfte darum
bittet, wie genau das Unternehmen vorging. Diese mangelnde Transparenz
erstreckt sich auch auf die eigenen Aktionäre. »Würde ein Team von forensischen
Wirtschaftsprüfern Goldmans Bücher unter die Lupe nehmen, wären diese
schockiert darüber, wie meisterhaft Goldman Dinge versteckt«, meinte ein
ehemaliger Mitarbeiter von AIG FP, der mitgeholfen hatte, das Schlamassel
aufzuklären, und enge Beziehungen zu seinen Kontrahenten bei Goldman hatte.
     
    -
ein Teil des Bleis wurde direkt an deutsche Investoren nach Düsseldorf
verkauft - doch als sich der Staub gelegt hatte, hatte Goldman Sachs ganz ohne
Risiken ungefähr 2 Prozent abgeschöpft und den gesamten Gewinn im Voraus
verbucht. Keiner der Beteiligten - ob auf Long- oder Short-Seite - musste dazu
Geld in die Hand nehmen. Beide konnten mit Goldman Sachs Geschäfte abschließen
allein durch ihre Unterschrift. Eine andere Rolle spielten die ursprünglichen
Eigenheimdarlehen, auf deren

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