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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
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uns
Gedanken darüber, was wir jetzt eigentlich getan hatten.«
     
    Sobald
der erste Trade über die Bühne war, standen sie auf Greg Lippmanns langer und
immer weiter wachsender E-Mail-Liste. Bis kurz vor dem Kollaps bombardierte
Lippmann sie mit Agitation und Propaganda über den Häusermarkt und über die
Subprime-Hypothekenanleihen, gegen die seine Kunden seiner Ansicht nach
spekulieren sollten. »Jedes Mal, wenn Lippmann uns Papiere anbot, sahen Vinny
und ich uns an und sagten nein«, erzählte Danny Moses. Sie beherzigten
Lippmanns Rat, doch nur bis zu einem gewissen Punkt. So weit, dass sie jemandem
vertrauten, der aus der Rentenhandelsabteilung eines Wall-Street-Unternehmens
kam, waren sie noch nicht. Und schließlich war es ihre Aufgabe, die einzelnen
Anleihen zu bewerten - nicht Lippmanns.
    Michael
Burry konzentrierte sich - in abstrakter Weise - auf die Struktur der Darlehen
und setzte auf Pools mit hoher Konzentration solcher Anleihentypen, die seiner
Ansicht nach zum Scheitern verurteilt waren. Eisman und seine Partner
befassten sich konkret mit all jenen, die Kredite aufnahmen und vergaben. Der
Subprime-Markt erschloss ein Segment der amerikanischen Bevölkerung, das ansonsten
in der Regel nichts mit der Wall Street zu tun hatte: die Tranche zwischen dem
5. und dem 29. Perzentil ihrer Kreditratings. Das bedeutete, dass die
Kreditgeber Menschen Darlehen gaben, die weniger kreditwürdig waren als 71
Prozent der Bevölkerung. In welche Richtung würden sich die Finanzen dieser
unvermögenden Amerikaner wohl entwickeln? Und in welchem Verhältnis? Wie stark
musste der Wert ihrer Eigenheime fallen, bis sie ihre Darlehen nicht mehr bedienen
konnten? Welche Hypothekenvergeber waren die korruptesten?
    Welche
Wall-Street-Firmen kreierten die fragwürdigsten Hypothekenanleihen? Welche
Menschen in welchen Teilen des Landes zeigten das höchste Maß an
finanzwirtschaftlicher Verantwortungslosigkeit? Die Ausfallquote in Georgia war
fünf Mal so hoch wie in Florida - bei gleich hoher Arbeitslosigkeit. Wieso? In
Indiana lag die Ausfallquote bei 25 Prozent, in Kalifornien betrug sie nur 5
Prozent, obwohl die Kalifornier ihre Finanzen allem Anschein nach weitaus
leichtsinniger gehandhabt hatten. Warum? Vinny und Danny flogen nach Miami und
liefen durch leerstehende, mit Subprime-Darlehen errichtete Wohnsiedlungen. Sie
sahen mit eigenen Augen, wie schlecht die Dinge standen. »Sie riefen mich an
und sagten: >Mein Gott, das ist eine echte Katastrophe hier.<«, erinnerte
sich Eisman.
    Kurz,
sie analysierten die Hypothekendarlehen so gründlich, wie es vor ihrer Vergabe
angezeigt gewesen wäre. Und dann gingen sie auf die Suche nach Betrügern und
Dummköpfen. »Als mir erstmals richtig klar wurde, wie schlimm es war«, erzählte
Eisman, »sagte ich zu Lippmann: >Schicken Sie mir eine Liste der
Transaktionen aus dem Jahr 2006 mit hohen Darlehen, die ohne Bonitätsprüfung
vergeben wurden.<« Eisman, der dazu neigte, auf dem Markt Betrug zu wittern,
wollte gegen die amerikanischen Kreditnehmer spekulieren, denen Geld geliehen
worden war, ohne dass sie Einkommen oder Arbeitsstelle nachweisen mussten.
»Ich rechnete damit, dass Lippmann mir Transaktionen präsentieren würde, deren
nicht dokumentierter Anteil bei 20 Prozent lag. Doch er schickte uns eine Liste,
auf der kein Posten unter 50 Prozent lag.«
    Sie
riefen in den Handelssälen der Wall Street an und baten um Auflistungen von
Subprime-Hypothekenanleihen, um die minderwertigsten auszuwählen und sie
möglichst clever zu versichern. Die pikantesten Short-Positionen - die
Anleihen, denen letztlich die Hypotheken mit der höchsten
Ausfallwahrscheinlichkeit zugrunde lagen - zeichneten sich durch bestimmte
Merkmale aus. Zum Ersten waren sie stark auf die Regionen konzentriert, die an
der Wall Street inzwischen als Sandstaaten bezeichnet wurden: Kalifornien,
Florida, Nevada und Arizona. In den Sandstaaten waren die Häuserpreise im
Aufwärtstrend am schnellsten gestiegen und würden im Falle eines Crashs
vermutlich am stärksten absacken. Dann würden die niedrigen Ausfallquoten in
Kalifornien kräftig anziehen. Zum Zweiten stammten die Darlehen von den
zweifelhaftesten Hypothekenanbietern. Long Beach Savings, eine 100-prozentige
Tochter von Washington Mutual, war ein Paradebeispiel für finanzielle
Inkontinenz. Long Beach Savings hatte die KVV-Strategie als erstes Unternehmen
für sich entdeckt und pumpte nun so schnell wie möglich Geld an Eigenheimkäufer
hinaus, ohne

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