Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
Vom Netzwerk:
dass
der Fonds mit Long-Engagement in New-Century-Aktien eine kleine Gruppe von der
Westküste war.
    Als
Greg Lippmann in Steve Eismans Konferenzraum im Zentrum von Manhattan
auftauchte, überraschte ihn Eisman mit der Eröffnung: »Wir sind nicht der Teil
von FrontPoint, der New Century hält. Wir sind der Teil, der New Century
leerverkauft hat.« Eisman spekulierte bereits gegen die Aktien von Unternehmen
wie New Century oder IndyMac Bank, die Subprime-Darlehen vergaben, aber auch
gegen die Aktien von Unternehmen, die mit diesen Darlehen Häuser bauten wie
Toll Brothers. Diese Wetten waren aber nicht richtig befriedigend, denn man
wettete dabei nicht wirklich gegen die Unternehmen, sondern setzte vielmehr
auf die Marktstimmung hinsichtlich dieser Unternehmen. Außerdem gingen solche
Spekulationen auf Dauer ins Geld. Die Unternehmen schütteten hohe Dividenden
aus, und es kam vielfach teurer, sich ihre Aktien zu leihen: So zahlte beispielsweise
New Century 20 Prozent Dividende, und wenn man die Aktien leihen wollte,
kostete das 12 Prozent im Jahr. Für sein Short-Engagement in New Century über
100 Millionen US-Dollar zahlte Steve Eisman jedes Jahr 32 Millionen US-Dollar.
    Auf
der Suche nach Aktienmarktinvestoren, die er mit seinem Weltuntergangsszenario
in Angst und Schrecken versetzen konnte, hatte Lippmann einen Glücksgriff
getan: Er war über einen Aktieninvestor gestolpert, der den
Subprime-Hypothekenmarkt noch negativer beurteilte als er selbst. Eisman
wusste über diesen Markt, seine Akteure und seinen Verfall mehr als jeder
andere, mit dem Lippmann gesprochen hatte. Wenn es jemanden gab, der auf
drastische Weise gegen Subprime wetten würde, so dachte er, dann war das
Eisman. Entsprechend erstaunt war er, als Eisman nichts dergleichen tat. Und
umso erstaunter, als Eismans neuer Cheftrader Danny Moses und sein
Research-Analyst Vinny Daniels ihn ein paar Monate später baten, ihnen das
alles noch einmal zu erklären.
    Das
Problem mit jemandem, der so offensichtlich eigene Interessen verfolgt, ist,
dass nie ganz klar ist, wie weit diese Interessen reichen. Danny hatte
Lippmann auf den ersten Blick misstraut. »Dieser verdammte Lippmann«, nannte er
ihn, wenn er zum Beispiel sagte: »Dieser verdammte Lippmann schaut einem nie in
die Augen, wenn er mit einem spricht. Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
Vinny konnte sich nicht vorstellen, dass die Deutsche Bank zuließ, dass dieser
Kerl herumlief und ihren Markt torpedierte - es sei denn, es diente einem ganz
bestimmten Interesse der Deutschen Bank. Für Danny und Vinny war Lippmann der
personifizierte Anleihenmarkt - also jemand, der dazu da war, seine Kunden über
den Tisch zu ziehen.
    Dreimal
in ebenso vielen Monaten riefen Danny und Vinny an, und Lippmann kam
angelaufen. Das allein machte ihn in ihren Augen verdächtig. Er fuhr doch nicht
um des Weltfriedens willen von der Wall Street in die Innenstadt. Warum kam er
dann? Jedes Mal sprach Lippmann ohne Punkt und Komma, und Danny und Vinny sahen
ihn mit großen Augen an. Ihre Treffen entwickelten sich zu einem postmodernen
Literaturquiz: Die Geschichte klang wahr, auch wenn der Erzähler gänzlich
unzuverlässig schien. Irgendwann unterbrach ihn Vinny bei einem dieser Treffen
und fragte: »Greg, ich versuche, zu begreifen, was Sie hier wollen.« Das war
das Signal, Lippmann mit folgenden vorwurfsvollen Fragen zu bombardieren:
    Wenn
das so eine grandiose Idee ist, warum kündigen Sie dann nicht bei der Deutschen
Bank, gründen einen Hedgefonds und verdienen ein Vermögen?
    Es
würde sechs Monate dauern, einen Hedgefonds auf die Beine zu stellen. Doch die
Welt könnte schon nächste Woche merken, was hier Verrücktes im Gange ist. Ich
muss mit dem Blatt spielen, das ich auf der Hand habe.
    Wenn
das so eine tolle Idee ist, warum verschenken Sie sie dann an uns?
    Ich
verschenke doch nichts. Das Angebot ist unerschöpflich. Ja, aber warum verraten Sie
uns das alles überhaupt? Ich berechne Ihnen Gebühren für den Ein- und Ausstieg.
Ich habe schließlich Stromrechnungen zu bezahlen.
    Es
ist ein Nullsummenspiel. Wer steht auf der Gegenseite? Wer ist der Dumme?
    Düsseldorf.
Die dummen Deutschen. Sie glauben den Ratingagenturen. Sie glauben an die
Regeln.
    Warum
lässt die Deutsche Bank zu, dass Sie einen Markt zerstören, in dessen Zentrum
sie steht?
    Ich
fühle mich der Deutschen Bank nicht besonders verpflichtet... Ich arbeite
lediglich dort.
    Quatsch.
Die bezahlen Sie doch. Woher wissen wir, dass die Leute,

Weitere Kostenlose Bücher