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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
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Was sie außerdem nicht wussten, war, dass die Anleihen, die den Swaps
zugrunde lagen, von Mike Burry und Steve Eisman und einigen anderen
handverlesen waren, die gegen den Markt spekuliert hatten. Sie waren in so
mancher Hinsicht total unbedarft.
    Wie
immer bestand die Herausforderung darin, die Rolle eines Marktgeneralisten zu
spielen, ohne sich zugleich am Pokertisch lächerlich zu machen. Im Januar 2007
verfügten sie mit ihrem 30-Millionen-US-Dollar-Fonds über 110 Millionen
US-Dollar an Credit Default Swaps auf die mit AA bewertete Tranche von
forderungsbesicherten CDOs. Diejenigen, die ihnen die Swaps verkauft hatten,
wussten immer noch nicht, was sie von ihnen halten sollten. »Sie spekulierten
mit einem Vielfachen des Kapitals, das sie hatten«, erklärte der junge Broker
von der Deutschen Bank. »Und dann auch noch auf CDSs von CDOs. In der ganzen
Deutschen Bank gab es höchstens drei oder vier Leute, die mehr als halbseidenes
Wissen darüber hatten.« Irgendwie wussten Charlie, Jamie und Ben zwar, was sie
taten, irgendwie aber auch nicht. »Wir waren wie besessen von diesem
Geschäft«, sagte Charlie. »Und in unserem Kontaktenetzwerk gab es niemanden
mehr, mit dem wir noch darüber hätten reden können. Wir wussten eigentlich
immer noch nicht, wer da auf der anderen Seite sitzt. Wir waren noch immer auf
der Suche nach jemandem, der uns hätte sagen können, weshalb wir uns täuschten.
Wir fragten uns nur, ob wir übergeschnappt seien. Uns beschlich das heftige
Gefühl, dass
wir völlig durchgedreht waren.«
    Es
sollte nur noch einige Wochen dauern, bis der Markt eine Kehrtwende machte und
sich die Finanzkrise am Horizont abzeichnete. Aber das wussten die drei ja
nicht. Sie gingen vielmehr davon aus, dass in diesem leeren Theater, in das sie
da mehr oder weniger zufällig hineingeraten waren, die Aufführung des größten
Finanzdramas vorbereitet wurde, das sie je sehen würden - aber auch das war
mehr ein Gefühl denn Wissen. Das Einzige, was sie mit Sicherheit wussten, war,
dass sie vieles nicht wussten. Eines Tages erwähnte ihr Broker von Bear Stearns
während eines Telefonats beiläufig, dass die jährliche Subprime-Konferenz in
fünf Tagen in Las Vegas stattfinden würde. Sämtliche großen Tiere des
Subprime-Hypothekenmarktes würden da sein und mit einem Namensschild an der
Brust durch das Hotel The Venetian schlendern. Bear Stearns hatte eine besondere Attraktion
für seine Kunden geplant: einen Ausflug zu einer Schießhalle in Las Vegas, wo
sie mit allen möglichen Waffen - von der Glock bis zur Uzi - herumballern
konnten. »Meine Eltern waren liberale New Yorker«, erzählte Charlie. »Ich
durfte nicht einmal eine Spielzeugpistole haben.« Bevor er wusste, wie ihm
geschah, saß er mit Ben im Flugzeug nach Las Vegas, um mit Bear Stearns in der
Gegend herumzuballern und herauszufinden, ob es nicht doch jemanden gab, der
ihnen erklären konnte, weshalb es ein Fehler war, gegen den Subprime-Hypothekenmarkt
zu spekulieren.
     
    Kapitel 6
    Spider-Man im Hotel The Venetian
     
    Golfen
mit Eisman war nicht wie das Golfen mit anderen großen Tieren der Wall Street.
In der Runde machte sich gleich am ersten Abschlag ein Gefühl von Unbehagen
breit, nachdem Eisman in Klamotten aufgekreuzt war, die gegen das
Anstandsgefühl der Wall-Street-Golfer verstießen. Am 28. Januar 2007 erschien
er in dem protzigen Golfclub Bali Hai in Las Vegas in kurzen Sporthosen, einem T-Shirt
und irgendwelchen ausgelatschten Tretern. Leute, die ihn nicht gut kannten,
bemerkten das zwar, hielten aber den Mund. Vinny und Danny wanden sich und
wussten nicht so recht, was sie tun sollten. Dann wagte Danny einen Vorstoß:
»Also bitte, Steve«, wandte er sich an den Mann, der sein Vorgesetzter war,
»hier gilt eine Kleiderordnung. Ein Hemd mit Kragen ist das Mindeste!« Eisman
fuhr mit dem Golfmobil zum Clubhaus und kaufte ein Kapuzenshirt. Er zog es über
sein T-Shirt, was so wirkte, als hätte sich da jemand gerade eben ein
Kapuzenshirt gekauft, damit man sein T-Shirt nicht sehen konnte. Im
Kapuzenshirt, kurzen Sporthosen und Tretern machte sich Eisman an seinen ersten
Abschlag. Wie jeder andere Abschlag war auch dieser für ihn mehr Versuch denn gültiger
Schlag. Da Eisman offensichtlich nicht gefiel, wo der Golfball gelandet war,
nahm er einfach den nächsten aus seiner Golftasche und schlug erneut ab.
Diesmal war er zufrieden. Vinnys Ball landete im Fairway, Dannys im Rough,
Steves im Bunker, worauf Letzterer stracks in den

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