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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: The Big Short
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US-Notenbankchef Ben
Bernanke in den Tageszeitungen vom 7. März zitiert. Eisman zufolge »wird die
Kreditqualität in den Monaten März und April immer besser. Der Grund dafür
liegt auf der Hand: Die Leute erhalten ihre Steuerrückzahlungen. Man könnte
doch meinen, dass die Leute, die den lieben langen Tag mit der Verbriefung von
Forderungen beschäftigt sind, das wissen. Na ja, irgendwie haben sie das
zumindest geahnt. Trotzdem haben sie zugelassen, dass die Credit-Spreads
schrumpften. In unseren Augen war das einfach nur idiotisch. Die sind doch
völlig bescheuert, oder nicht?« Überraschenderweise erholte sich der
Aktienmarkt zusehends, und aus dem Fernsehgerät in der Handelsabteilung von
FrontPoint drangen unablässig Signale, dass der Aufschwung nahe. »Wir haben
CNBC*
     
    *   Anmerkung der Übersetzerinnen: CNBC ist ein
US-amerikanischer Verbrauchernachrichten- und Wirtschaftskanal.
     
    dann
einfach ausgeschaltet«, sagte Danny Moses. »Es war zu frustrierend für uns, mit
anzusehen, dass sie den Bezug zur Realität völlig verloren hatten. Immer wenn
es etwas Negatives zu vermelden gab, haben sie es einfach positiv dargestellt.
Und positive Ereignisse wurden derart aufgebauscht, unglaublich. So funktioniert
Gehirnwäsche. Wir mussten uns vor dieser Dauerberieselung schützen.«
    Nach
ihrer Rückkehr aus Las Vegas zogen sie los, um den Ratingagenturen und den
Leuten aus der Wall Street, die ihre Modelle manipulierten, mehr Informationen
aus der Nase zu kitzeln. »Wir wollten herausfinden, ob es irgendetwas gibt, was
die Ratingagenturen dazu bewegt, ihre Bewertungen nach unten zu korrigieren,
und falls ja, worum es sich dabei handelt,« erzählte Danny. Dabei kam ihnen so
manche pikante Information zu Ohren. Sie wunderten sich zum Beispiel, weshalb
die Ratingagenturen Anleihen, denen variabel verzinsliche Subprime-Hypotheken
zugrunde lagen, nicht deutlich skeptischer gegenüberstanden. Wer so einen
fragwürdigen Kredit aufnahm, war meist nur einen defekten Kühlschrank davon
entfernt, dass er seine Kreditraten nicht mehr zahlen konnte. Schon allein aus
diesem Grund hätten sie nie das Risiko eingehen dürfen, dass ihr Zinssatz anziehen
würde. Die Mehrzahl dieser Darlehen war jedoch so strukturiert, dass die
frischgebackenen Hauseigentümer für die ersten zwei Jahre, sagen wir mal, einen
Lockzins von 8 Prozent angeboten bekamen, der dann im dritten Jahr
raketengleich auf 12 Prozent in die Höhe schoss und sich in den darauffolgenden
Jahren auf hohem Niveau einpendelte. Es lag auf der Hand, weshalb die Urheber
solcher Kredite wie Option One und New Century so versessen auf diese Art von
Geschäft waren: Nach zwei Jahren gerieten die Häuslebauer entweder mit ihren
Zahlungen in Rückstand oder, vorausgesetzt, die Häuserpreise waren gestiegen,
sie schuldeten um. Für die Unternehmen spielte es keine Rolle, was letztlich
eintrat, denn sie trugen das Risiko eines Kreditausfalls ja nicht. Und bei
einer Refinanzierung bot sich ihnen die Chance, den Kreditnehmern nochmals
Gebühren abzuverlangen. Eisman, der nicht wusste, wem er Glauben schenken
sollte - den Ratingagenturen oder den Leuten, die minderwertige Anleihen
schnürten -, hörte zu seiner Verwunderung, dass es sich die Ratingagenturen
einfach machten und schlicht davon ausgingen, dass die Kreditnehmer ihren
Verpflichtungen mit gleicher Wahrscheinlichkeit nachkommen würden, egal ob sie
8 oder 12 Prozent Zinsen zahlen mussten - wobei Letzteres natürlich mehr
Cashflow für die Anleiheninhaber bedeutete.
    Anleihen,
denen zinsvariable Hypotheken zugrunde lagen, wurden sogar höher bewertet als
solche, die mit Festzinshypotheken besichert waren - was der Grund dafür war,
dass der Anteil von minderwertigen Hypotheken mit variablem Zinssatz sich in
den vorangehenden fünf Jahren von 40 auf 80 Prozent erhöht hatte.
    Viele
Kreditnehmer steckten mittlerweile in Zahlungsschwierigkeiten, doch das schien
keinerlei Auswirkung auf den Kurs der Subprime-Anleihen zu haben - da Moody's
und S&P beunruhigenderweise noch immer nicht ihre offizielle Meinung darüber
geändert hatten. Als Aktieninvestor wurde FrontPoint Partners von den Maklerhäusern
der Wall Street betreut. Eisman bat Börsenhändler von Goldman Sachs, Morgan
Stanley und anderen Unternehmen, ihre Anleihenexperten beim nächsten Termin
doch einfach mitzubringen. »Wir stellten immer dieselbe Frage«, erzählte
Eisman. >Welche Rolle spielen die Ratingagenturen dabei?< Und ich bekam
immer dieselbe

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