Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
können. Die Bewohner Agondhars waren der Meinung, dies sei eine gerechte Strafe für die arroganten Spitzohren. Nur weil die sich angemaßt hatten, sich gegen die Dunkelheit zu stellen und dafür die Hilfe anderer Völker einzufordern, hatten auch die den Zorn der finsteren Magier zu spüren.
„Wir tun gut daran, uns im Verborgenen zu halten.“
„Ja. Aber es ist schlimm, dass dies sein muss. Die Völker sollten gemeinsam gegen den Feind, nicht gegeneinander kämpfen.“
Die nächsten zwei Wochen durchquerten die Reisenden die Kirdha. Diesmal war das aber nicht mit übermäßiger Anstrengung verbunden. Die Berge zogen sich sanft durch die Lande und ließen immer Platz für einen angenehmen Ritt. Erst an ihrer Nordgrenze fielen sie zerklüftet ab. Dort kam es zum erneuten Zusammentreffen mit dem Feind.
Zwischen zwei Felswänden, an der hinteren Seite der Schlucht erbaut, hatten die sieben Reiter eine kleine Stadt entdeckt. Da sich die Vorräte dem Ende neigten, sollten Therani und seine Söhne in der Siedlung für Nachschub sorgen. Also machten sich die Drei auf den Weg. Dabei folgten ihnen die anderen so weit es ging, ohne selbst eine Entdeckung zu riskieren. Von einem erhöhten Standort aus beobachteten die restlichen Gefährten das Städtchen und die gerade Ankommenden. Der Tag neigte sich in regnerischer Dunkelheit seinem Ende entgegen. Die Wolken zogen sich weiter zusammen und entließen schließlich Blitz und Donner. Unheimlich grollte ihre Wucht durch die zerfurchten Berge. Der Regen peitschte die heimlichen Beobachter. Nur einem Zufall verdankten die es, dass sie die herannahende Kriegsschar entdeckten. Die hatte sich bis jetzt unentdeckt der Stadt nähern können. Der Donner übertönte ihren Marsch und die Dunkelheit hatte sie in ihrem schwarzen Mantel verborgen.
„Schnell, wir müssen sie warnen. Vor Tagesanbruch werden sie die Schlucht erreicht haben.“
„Das werden wir kaum schaffen. Ehe wir abgestiegen sind, werden die Goriebs am Zugang der Felsspalte sein.“
„Ihr nehmt die Pferde. Beeilt euch! Ich fürchte, der Feind kommt nicht nur von einer Seite.“
„Und wohin willst du?“ Nirek ahnte, dass sie den Fels gleich hier bezwingen wollte.
„Ich bin lange nicht geklettert“, grinste sie ihm entgegen.
„Lass mich gehen, oder meinen Sohn. Uns werden sie eher glauben, als einem Elb.“ Damit hatte er natürlich Recht. Sie nickte. Nerair begann sofort mit dem Abstieg. Als er nicht mehr zu sehen war, beeilte sich der Rest, dass er ebenfalls rasch in die Siedlung gelangte. Auf ihre Spuren brauchten sie dabei nicht zu achten. Der kräftige Regen hatte sie schnell hinweggespült.
Es waren vielleicht noch drei Stunden bis Sonnenaufgang, als Nirek und seine beiden Begleiter das Stadttor erreichten. Dort wurden sie bereits erwartet. Vier junge Männer kamen den Gefährten entgegen. Jeder von ihnen hatte eine Laterne in der Hand und leuchtete die Drei an. Bei den beiden hinter Nirek Reitenden verhielten sie.
„Elben! Ihr seid recht dreist. Aber mein Herr meint, dass selbst ihr nicht einfach so abgeschlachtet werden solltet.“
„Würden wir nicht. Wir hätten unberührt vorüberziehen können. Doch hielten wir es für unsere Pflicht, euch zu warnen.“
„Ihr uns warnen? Wovor? Meint ihr wirklich, wir hätten den Feind nicht längst bemerkt? Diese fünfzig Halunken haben wir in die Dunkelheit zurückgeschickt, ehe der Tag anbricht.“
„Die fünfzig, die von vorne kommen, vielleicht. Was aber macht ihr mit den Fünfhundert, die von dort kommen? Die andere Seite wird sicher auch nicht frei sein für eine Flucht.
Was ist los, hat es euch die Sprache verschlagen?“ Nirek drängte nun gewaltsam an den Männern vorüber. Kurz darauf fanden sich die drei Reiter auf einem großen freien Platz wieder. Dort war zwischen zwei Pfählen sein Sohn angekettet, ebenso wie Therani und dessen Sprösslinge. Dahinter befanden sich die kampfbereiten Männer der Stadt. Das Tor wurde geschlossen.
Ärgerlich zogen sich die Brauen der jungen Frau zusammen. Sie blieb nicht länger hinter dem Gitalaner in Deckung.
„Verstehen es die Menschen der Kirdha nicht, einen Boten höflich zu behandeln?! Ihr wurdet gewarnt vor einem starken Gegner. Doch seid ihr der Meinung dieser Warnung nicht zu bedürfen. Späht hinaus über eure Mauern und sagt, was ihr seht. Ich kann den Feind schon jetzt hören. Und von den Elben wird behauptet, sie wären herablassend. Sie sind in jedem Fall dankbarer als ihr es seid. – Gebt
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