Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
sie sich weiter über die Unmöglichkeit dieses Zustandes Gedanken machen konnte, nahm sie um sich herum Bewegung wahr. Im hier gleißenden Sonnenschein erkannte sie Gestalten, nur aus flimmernder Luft bestehend. Sofort kam ihr der Gedanke an Saborks. Auch diese furchtbar finsteren Geschöpfe waren, wenn überhaupt, nur so zu sehen. Unwillkürlich ging ihre Hand zum Schwert.
„Hab keine Sorge. Du wirst Yar’nael nicht benötigen. Folge mir!“ Eines der Wesen war direkt vor ihr aufgetaucht. Freundliche Augen blickten der jungen Frau entgegen. Das erinnerte sie an die Herrin im Berg des Lichts.
„Ihr habt nicht zufällig ein wenig Wasser für mich?“, fragte sie mit kratziger Stimme. Natürlich erwartete sie keine Antwort darauf, schon gar nicht die Erfüllung ihres Wunsches. So war es dann auch. Ihre Begleiter schienen leise zu lachen und drängten sie immer weiter. Nach einiger Zeit hatte die Erschöpfte endlich das Ziel erreicht. Entweder hatte die schwebende Insel hier ihr Ende, oder der Ort der hellen Magie überstrahlte diese nun vollends. Nichts war jetzt noch zu erkennen, nur reinstes Licht. Lewyn hatte längst die Augen schließen müssen, so grell war das Strahlen. Dann kam abermals der Schmerz.
„Iaschtah! Ohne geht es wohl nicht?!“ Das Licht hielt sie feurig umfangen. Doch diesmal drang es gleichmäßig und langsam durch die Kriegerin.
„Sei mir willkommen, Erbin der Macht. Du wirst mir in den Mittelpunkt der Shen’aldeahera folgen. Dort wirst du soweit gestärkt werden, dass dir wenigstens ein Teil deiner Macht zur Verfügung steht. Es wird Zeit und endlich hast du auch die nötige Kraft dafür. Wenn du meine Insel verlässt, bist du erneut in der Lage, zumindest die Gabe der Heilung anzuwenden.“
„Das ist mir bereits möglich.“ Sie konnte daraufhin, in der Helligkeit vor sich, deutlich ein lächelndes Gesicht erkennen.
„Nein. Es war dir bis jetzt nicht möglich. Deinem elbischen Freund konntest du nur helfen, weil dich die Yaner kela dabei unterstützten. Ohne ihr Zutun hätte es dich das Leben gekostet. Du solltest mehr Geduld beweisen.“
„Geduld kann sich jemand leisten, der Zeit hat.“
„Ungeduld aber kann dein Leben fordern! – Da du Stärke bewiesen hast, wird auch die Magie zu dir zurückkehren. Dennoch wird es Zeit in Anspruch nehmen. Teste deine Gabe vorsichtig, versuche erst kleine Zauber. Tot wirst du niemandem mehr nützlich sein.“
„Ich werde mich deiner Worte erinnern. – Bin ich am Ende meiner Reise? Werde ich endlich nach Let’weden, zu Asnarin und meinen Freunden zurückkehren können?“
„Wenn du abermals auf Ashargna triffst, wirst du Antwort auf deine Fragen erhalten. Ich kann sie dir nicht geben.“
Hoffnung regte sich in der jungen Frau. Vielleicht war dann Wengor aus den Andaanas zurück. Ehe sie sich aber diesem frohen Gedanken hingeben konnte, wurde sie erneut von starken Schmerzen ergriffen. Als Lewyn nach einiger Zeit erwachte, befand sie sich wieder am Rand der unendlichen Helligkeit. Langsam erhob sie sich.
„Warte! Die Insel lässt dich jetzt noch nicht frei. Zudem bist du nicht stark genug, um den Rückweg antreten zu können. Das Meer würde dein Leben fordern.“
„Dann habe ich Zeit für ein paar Fragen. Sag, warum fordert ihr hellen Mächte so viel von mir? Jedes Mal, wenn wir einen Ort des Lichtes verlassen und dann auf Feinde stoßen, bin ich sehr geschwächt. Ich habe Mühe, sie zurückzudrängen.“
„Die Schmerzen sind Proben. Kannst du sie bestehen, wirst du auch für den Kampf gegen das Böse, gegen den einen Dunklen stark genug sein.“
„Woher weiß der Feind, wo er mich finden kann? Nie verlassen wir eure Heimstatt an der Stelle, an der wir sie betraten.“
„Vielleicht verriet dich bisher die finstere Magie, die auf dem Schwert der Elben lag. Dann wirst du in kommenden Tagen unentdeckt bleiben.“
„Was, wenn nicht? Wie gelangte die gegnerische Macht überhaupt auf Yar’nael? Ich ließ es nie aus der Hand.“
„Haghrirs Hof könnte die Antwort sein. Dort war es vielleicht Henars dunklem Armreif bei seiner Zerstörung möglich, etwas von dem schwarzen Gift auf deine Klinge zu legen.“
„Euer Schutz umgab uns, wenn wir euer Reich verließen, dennoch stießen wir auf Gegner.“ Sie wartete erst einmal vergeblich auf eine Antwort. Die Heimatlose hoffte, dass jetzt nicht das Gleiche geschah, wie im gefrorenen See oder im magischen Wald. Dort war sie jeweils, nach einem solchen Schweigen, vom Licht wie mit
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