Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
jedem helfen.“ Er hatte bittend seine Hände auf ihren Arm gelegt.
„Ich kann das nicht, ich kann sie nicht einfach dem Tod überlassen!“ Sie nahm den Dolch in die Hand. Als Soh’Hmil Nirek dann endlich fest gefasst hielt, entfernte sie das tödliche Geschoss. Kurz darauf trat sie zwischen die Gitalaner und versuchte sie zu heilen.
„Lewyn?“ Der Freund blickte ihr besorgt entgegen. Mit dieser Schwäche hatte er gerechnet. Und den beiden Männern schien es nicht besser zu gehen. Die Erbin der Macht hatte sich aber auf den Boden niederlassen müssen, um sich mit dem Rücken an eines der Lager zu lehnen. Sie hatte die Augen geschlossen.
„Keine Besserung?“, fragte sie müde.
„Bis jetzt nicht. Es tut mir leid. Dein Opfer war vergebens“, sagte er nach einiger Zeit des Beobachtens.
„Wie kannst du das nur behaupten? Ich fühle mich recht wohl.“ Therani öffnete die Augen und versuchte etwas von seinen Verletzungen zu erkennen. Doch die waren nur als blasse Narben zu sehen. Auch Nirek blickte aus halb geöffneten Augen zu den Gefährten. Allerdings fehlte ihm noch von der Stärke, die der etwas ältere Freund bereits wieder sein nennen konnte.
„Mir ging es jedenfalls schon schlechter. – Danke.“ Beide sahen zu der erschöpften jungen Frau. Die lächelte glücklich.
„Meine Hoffnung ist gerade gewachsen. Ihr scheint doch wieder einiges an Magie in Euch zu tragen.“ Selkos, der Fürst, hatte die ganze Zeit über in der Tür, auf seinen Krücken gelehnt, verharrt und das Treiben der beiden Elben beobachtet. Jetzt trat er näher. „Bitte ruht Euch aus. Aber morgen solltet Ihr meine Stadt verlassen. Ich kann verhindern, dass Euch meine Männer dem Feind übergeben. Aber Sicherheit in diesen Mauern kann ich Euch nicht versprechen. Die Nacht vermag dunkles Verlangen zu schützen. Vielleicht seid Ihr draußen um einiges besser aufgehoben, als in Shin’anur. Zudem haben sich die Feinde zurückgezogen. Sie werden Euch im Norden möglicherweise auflauern. Wendet Euch vorerst südwärts. So solltet Ihr unentdeckt bleiben.“
„Habt Dank für Eure Unterstützung. Doch habe ich noch eine Bitte an Euch. Die Hoffnung, die in Eurem Herzen wohnt, versucht sie an die Bewohner dieser Stadt weiterzugeben. Sie müssen begreifen, dass derjenige verloren hat, der aufgibt. Sie müssen sich verteidigen gegen das Verderben, das der Feind ihnen bringen will. Und sie müssen erkennen, dass es nicht das Volk der Elben war, das die Dunkelheit gerufen hat. Sie sind es nicht, die ihre Hand verlangend nach der Herrschaft über diese Lande ausstrecken.“
„Ihr fordert beinahe Unmögliches. Aber ich will es versuchen.“
„Mehr kann ich nicht erwarten.“ Sie hatte ihn aufmerksam beobachtet. „Noch etwas: Eure Krankheit kann bekämpft werden. In den nördlich von euch gelegenen Wäldern sah ich die Pflanze, die Euch heilen wird. Die Antari’untha wächst in den Baumwipfeln. Zerstampft die Blätter und gießt kochendes Wasser darüber. Ein Becher am Tag sollte Euch die Kraft in den Muskeln zurückbringen.“
Antari’untha
In der Taseres
Die Nacht war ruhig geblieben. Dennoch hatte Soh’Hmil über den Schlaf der Freunde gewacht. Die Gitalaner schienen zwar geheilt, aber auf die Rückkehr ihrer vollen Stärke würden sie sicher ein paar Tage warten müssen. Lewyn war ebenfalls erschöpft. Das hatte seine Ursache jedoch eher im Gebrauch von Magie, als in den Verletzungen am Kopf. Der Elb musste die Kriegerin am Morgen sogar wecken.
Selkos wies ihnen den Ausgang in Richtung Süden. Vielleicht bemerkte der Feind so ihr Verschwinden erst einmal nicht.
„Wir sollten langsam wieder in Richtung Burdlan reiten. Die Zeit wird uns knapp. Außerdem wartet auf euch Ashargna und mit ihr wahrscheinlich Feregor.“
„Mir wäre es lieb, wenn Wengor bei ihnen wäre. Ich weiß nicht, wie lange wir es noch vermögen, uns dem Zugriff der Feinde zu entziehen. Sie sind beinah überall.“
„Leider auch direkt hinter uns. Konnten sie wissen, dass wir in Shin’anur waren? Die Goriebs vom Hügel fanden alle den Tod, so hörte ich Navateg sagen. Aber sie hätten die Stadt doch nicht weiter beobachtet, wenn sie nicht von deiner Anwesenheit wussten.“ Therani wies hinter sich, wo sich am Horizont dunkle Punkte durch den Schlamm arbeiteten.
„Das ist nicht gesagt. Die Menschen leisteten Widerstand. Sicher wollen sie die Stadt vernichten. Durch Zufall entdeckten sie uns.“ Der Heerführer hatte den Gegner längst erspäht. Er
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