Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
denn ausreichen? Es standen fast einhundert Feinde gegen sie!
Lewyn auf dem Hügel vor Shin’anur
„Entreißt ihr das Schwert! Bringt sie zu Fall!“ Der Befehlshaber der Goriebs schrie seine Untergebenen an.
Schließlich wurde die junge Frau unbarmherzig hart von mehreren Klauen gepackt. Der Anführer der verhornten Bestien trat dicht vor sie und ließ seine Linke wieder und wieder gegen ihre offene Seite schlagen. Die Rechte fuhr ihr unter das Kinn. Sein hornbewährtes Knie fand mehrfach den Weg in Richtung ihres Magens. Das bekam Lewyn nicht mehr mit. Sie war besiegt, der Feind hatte sie in seiner Gewalt. Schnell hatte der ein paar der großen Speere zusammengebunden. Die Gefangene wurde daran befestigt. Dabei wurden die Stangen durch die auf dem Rücken gefesselten Arme und die Füße geschoben. So konnte sich die verhasste Halbelbin nicht wehren, sollte sie zu Bewusstsein gelangen. Magie würde ihr auch nicht helfen. Die stand ihr nicht zur Verfügung, sonst hätte sie die sicher genutzt.
„Beeilt euch gefälligst, ihr faules Pack! Unser Herr wartet nicht gern.“ Eine große schwarze Peitsche sollte die stinkenden Geschöpfe zu erhöhter Schnelligkeit treiben. Sie mussten sich von hier aus in Richtung Norden wenden. Osgh würde sicher hocherfreut sein, seine Widersacherin doch noch in die Hände zu bekommen. Die war im Augenblick wirklich absolut hilflos. Weder Magie noch Freunde standen momentan an ihrer Seite, die sie vielleicht hätten unterstützen können.
Freunde gab es nicht in der Nähe. Aber die Männer aus Shin’anur waren den Goriebs gefolgt, als die an der Stadt vorüberzogen. Nun waren sie da, um auch diesen Trupp zu den Toten zu schicken. Die Männer um Navateg hatten die Feinde einkreisen können, während die mit ihrer Widersacherin beschäftigt waren. Als die Zeit gekommen war, schlugen sie zu. Einer nach dem anderen ging zu Boden. Die Männer waren Meister im Umgang mit dem Bogen. Da die Distanz für diese Waffen aber bald zu klein wurde, zeigten sie, dass der Kampf mit dem Schwert ihnen ebenfalls vertraut war. Dennoch gab es diesmal bei den Menschen Verluste zu beklagen. Freude über den Sieg kam nicht auf.
„Bergt die Toten. Dann kehren wir zurück.“
„Was wird mit den beiden Elben?“ Dhirgath war zu seinem Hauptmann getreten und wies auf die Bewusstlose. Die war gleich zu Anfang des Kampfes von den Goriebs fallen gelassen worden, so dass die ihre Waffen gebrauchen konnten. Danach blieb sie unbeachtet. Schließlich stellte sie für den Feind im Augenblick keinerlei Gefahr dar. Die Gefesselte war dem Tode wesentlich näher als dem Leben.
Navateg ließ sich zu ihr hinunter und drehte sie auf den Rücken. Er verhielt eine Weile in stiller Beobachtung. Dann erhob er sich und trat an den Elben, der oben auf dem Hügel lag.
„Die sind tot. Lassen wir sie liegen. Sollte es weitere dunkle Horden hier geben, werden die sie finden. Dann hat das Gemetzel in unseren Reihen vielleicht endlich ein Ende“, sagte er leise. Er hatte lange über die Worte der fremden Männer und seines Herren nachgedacht. Wie gerne würde er seinen eigenen Worten glauben, die ihm einreden wollten, dass mit ihrem Fall die Tage des Kampfes vorüber waren. Der Feind war allerdings sehr zahlreich in seiner Heimat eingefallen. Weshalb sollte er das Erreichte wieder aufgeben? Warum sollten sich die dunklen Heere diese Gelegenheit entgehen lassen? Verdammt, die von den Elben Verstoßene hatte Recht. Es würde keinen Frieden geben, nicht so lange die finsteren Feinde ungeschlagen waren.
Die Männer aus Shin’anur hatten ihre Toten und Verletzten geborgen. Bevor sie aufbrachen, trat ihr Führer noch einmal an die Kriegerin. Die lag auch jetzt an die Speere der Feinde gefesselt am Fuß der Erhebung. Er durchtrennte die Riemen und trug sie zu ihrem elbischen Begleiter. Beiden drückte der Hauptmann Shin’anurs ihre Schwerter in die Hände.
„Beinahe wollte Hoffnung in mir aufkommen.“ Dann verließ er die Anhöhe. Schnell saß er auf seinem Pferd. Ein letztes Mal wanderte sein Blick den Hügel hinauf. Kurz darauf waren die Männer verschwunden.
Endlich hörte es auf zu regnen. Schützend zog die Nacht dunkel über das Land. Kein feindliches Auge würde erkennen können, dass sich auf der kleinen Erhebung Leben regte. Soh’Hmil hob die Lider. Langsam setzte er sich auf. Dabei sah er die Freundin neben sich liegen. Als er nach ihr sehen wollte, erinnerten ihn große Schmerzen daran, dass er ebenfalls tiefe
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