Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
kaum vonnöten. Ihr und Eure Männer werdet sie nicht aufhalten können. Ihr seid zu wenige. Holt Euch Verstärkung, dann folgt ihnen.“
„Dann verlieren wir sie. Wenn die Landschaft uns einen Vorteil bietet, werden wir sie schlagen können.“
„Kaum. Eine solch stinkende Kreatur zählt für wenigstens drei Männer. Ich will damit nicht die Stärke Eurer Krieger schmälern. Versteht mich nicht falsch, doch ich habe schon so oft gegen diesen Feind bestehen müssen. Ich kenne seine ungeheure Stärke. Vergesst nicht, es ist das Böse, was ihnen diese Kraft und Ausdauer verleiht.“
„Wollt Ihr mir davon berichten?“ Neugierig auf die junge Frau schauend, hatte es sich der Heermeister mittlerweile richtig bequem gemacht. Das Essen war beendet und jeder richtete sich für die Nacht ein. Die Soldaten würden am nächsten Morgen weiterziehen. Ihre Eile schien erst einmal nicht mehr notwendig.
„Ich habe Euch bereits gesagt, sie sind nicht leicht zu besiegen.“ Sie stockte. Ihr Vater und Soh’Hmil setzten sich zu ihnen.
„Kalranas, wollt Ihr mehr über den Feind erfahren, so lasst unseren Freund und mich von ihm erzählen. Lewyn berichtet gern nur das Nötigste.“ Der Heerführer schlug der Kriegerin auf die Schulter. Dann nickte er Cadar zu. Der kannte die Stärken und Schwächen seiner Geschöpfe am Besten. Als der mit seinem Bericht fertig war, ließ der Elb ein paar der Geschichten hören, in denen sie hatten gegen den finsteren Feind bestehen müssen. Der Mensch hörte aufmerksam zu und erkannte schnell, dass er hier wirklich auf Verstärkung angewiesen war. Sofort schickte er nach einem Boten. Dem entging nun die nächtliche Rast. Allerdings war es nötig, dass er sofort aufbrach, um weitere Truppen zu seinem Führer zu holen.
Der Hauptmann stand nachdenklich am Fuße des Hügels. Dann sah er sich nach der Heimatlosen um. Die war gerade dabei, ihren Wachgang zu beginnen. Er schloss sich ihr an. Nach der ersten Runde bezog sie Posten auf einer der Anhöhen, die den Blick in Richtung Nordost zuließ. Dort entlang zog ein Teil der finsteren Kreaturen. Still verhielt sie an einen der kleinen Bäume gelehnt. Von weitem würde sie nicht zu erkennen sein. Der Mann tat es der ungewöhnlichen Kriegerin gleich.
„Ich werde mit meinen Männern den Spuren folgen und auf den Angriff warten, bis wir Unterstützung erhalten. Bis dahin werden sicher einige Tage vergehen. Tage, in denen ich nicht meinen kompletten Verband benötige. Wenn Ihr es wünscht, gebe ich Euch eine Eskorte mit auf den Weg. Ihr sagtet ja, dass der Hass gegen Euch groß ist und Ihr eine Gejagte seid. Meine Männer könnten Euch schützen.“
„Ihr werdet froh sein, sie bei Euch zu haben, trefft Ihr auf einen Feind. Vielleicht werdet Ihr bereits von den Verfolgten erwartet. Das Böse lenkt ihren Blick möglicherweise auf Euch. Zudem zieht ein größerer Trupp Aufmerksamkeit auf sich. Ich danke Euch für das großzügige Angebot. Aber ich muss ablehnen.“
„Ihr fürchtet, dass Ihr dann zu langsam seid?“
„Auch das. Bedenkt, wir Drei benötigen nicht die Ruhe wie ihr Menschen. Unsere Pferde sind zudem leistungsfähiger als die euern. Und nur zu dritt fallen wir kaum auf. Wir hinterlassen wenig Spuren, sind aus der Entfernung fast nicht zu entdecken.“
„Ich hätte Euch wirklich gern geholfen.“ Er sah offen zu ihr. Dann war er sicher, dass es kein Misstrauen war, was sie an der Annahme des Angebots hinderte.
„Das weiß ich.“ Sie löste sich von dem Baum und umrundete das Lager ein weiteres Mal, nun in größerem Umkreis. Erst kurz bevor sich die Sonne golden über den östlichen Horizont schob, kehrte die vertriebene Prinzessin zu ihren Gefährten zurück. Die erwarteten sie bereits.
„Du hättest ruhen sollen. Heute waren wir inmitten der Männer gut geschützt.“ Der Magier des Lichts reichte ihr ein wenig Brot und schüttelte vorwurfsvoll seinen Kopf.
„Der Feind war zu nah, als dass ich Ruhe gefunden hätte. Er kehrt zurück. Das Böse scheint zu wissen, wo wir sind.“ Ihr Blick richtete sich voller Hass auf Defalgen. Es musste das Schwert ihres Vaters sein, was sie verriet. Oder war es der Mann vielleicht selbst? Als schwarzer Zauberer hatte er bereits über enorme Stärke verfügt. Er war schon früher ein Meister der Verstellung. Jede List war ihm recht gewesen, um an sein Ziel zu gelangen. Aber war es denn überhaupt möglich, die Mächte zu täuschen, die für das Bestehen des Lebens verantwortlich waren? Auch
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