Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Sie wies auf eine Felsformation hinter sich, die wie ein schlafender Drache aussah. Dies hatten sie bereits in der Vergangenheit festgestellt.
Der Freund nickte, er hatte es ebenfalls erkannt.
„Das bedeutet, wir haben das Gebirge hinter uns. Weiter zum Shynn’talagk?“
„Ja.“ Sie nickte und Bakla setzte sich in Bewegung. Um Cadar und sein mächtiges Schwert würde sie sich kümmern, wenn der Zeitpunkt günstiger war.
Der zweite Abend seit ihrer Flucht brachte den Gefährten inmitten einer welligen Landschaft einen Hügel, der alle anderen um einiges überragte. Dorthin trieben sie die Pferde. Als sie oben ankamen, waren sie erfreut. Es war nicht nur die größte Anhöhe, sie bot zudem an einem Ende eine kleine Kuhle. Dort schlugen sie das Lager auf. Damit waren sie vor jedermanns Augen verborgen.
Lewyn war abgesprungen und hatte plötzlich Yar’nael in der Hand. Die Männer glaubten schon an einen erneuten Angriff der Feinde. Dem war nicht so. Sie hielt die Waffe auf den Mann aus Wyndor gerichtet, nachdem sie ihm Defalgen vom Rücken geschlagen hatte.
„Was soll das?! Was hat das zu bedeuten?!“ Böse funkelten die Augen. Ihre Stimme klang äußerst bedrohlich.
„Bitte nimm die Waffe runter. Ich werde es dir erklären. Das wollte ich schon, nachdem ich zu euch zurückgekehrt war, doch da folgte der erste Angriff. Auch später fanden wir kaum Ruhe.“ Vorsichtig versuchte Cadar die Klinge zur Seite zu schieben. Die Spitze kehrte allerdings stets an seine Kehle zurück.
„Nun hör ihm doch zu.“
„Halt dich raus, Soh’Hmil!“ Dabei hatte sie kein Auge von ihrem Gegenüber gelassen. „Ich höre!“
„Das Schwert gehört zu mir. Es wurde eigens für mich geschmiedet, deshalb ist es auch jetzt an meiner Seite. Durch seine Macht gewinne ebenfalls ich an Stärke.“
„Ich kann mich seiner finsteren Dienste an dir erinnern“, entgegnete sie mit tiefem Hass. „Diese Klinge wurde in Morosad gefertigt. Dunkelste Kräfte sind mit ihr verwoben. Das Böse selbst segnete Defalgen. Es wird dich wohl kaum im Kampf für meinen Schutz unterstützen. Vernichte es!“
„Das kann und will ich nicht und das brauche ich auch nicht.“ Sofort spürte er die Spitze ihres Schwertes wesentlich fester am Hals. „Lewyn, es war der Wille der Mächte des Lichts, dass es mich weiter schützt und damit auch dich. Seine dunkle Macht wurde gebrochen, damit es fortan in den Diensten der Freiheit steht. Ich wurde vom Bösen befreit und nun auch Defalgen. Bei dem Schwert dauerte es nur länger. Seine machtvolle Klinge musste neu geschmiedet werden, nachdem sie gereinigt war.“ Wieder versuchte er Yar’naels Spitze zu entkommen. Diesmal ließ es die junge Frau geschehen. Ihr Blick aber ruhte weiter zornig auf der Waffe, die ihr so viel Schmerz bereitet und sie beinahe in die Hände der Gegenseite getrieben hatte.
„Pack das Schwert weg. Ich will es nicht sehen. Ich ertrage seinen Anblick nicht.“
„Du wirst es ertragen müssen, genau wie meine Nähe. Gewöhne dich daran. Oder erkläre mir, wie Defalgen und ich dich schützen sollen, wenn ich nicht bei dir bin und das Schwert im Verborgenen ruht.“ Er trat einen Schritt auf seine Tochter zu, zögerte dann aber.
„Verzeih, es ist die Erinnerung.“ Sie griff sich schnell ein paar Stücke Zwieback, den sie aus Agerass hatten, und begann dann die Runde um das kleine Lager.
„Gebt Ihr Zeit. Morosad, zudem der Kampf gegen Euch haben tiefere Wunden hinterlassen, als sie bereit ist zu zeigen.“ Soh’Hmil hatte auch dem Menschen ein wenig Brot gereicht. Dann sah er nach den leichten Verletzungen, die er bei seiner Klettertour in der Schlucht davongetragen hatte. Er nickte zufrieden, als kaum noch etwas davon zu erkennen war. Die Freundin hatte wirklich heilende Hände, selbst ohne Magie.
„Steht auf. Wir sind nicht mehr allein.“ Die junge Frau schlich mit den Männern aus der Mulde direkt auf die Hügelkuppe. Dort blieben sie im Gras liegen. Sie hatten freien Blick auf die Gruppe, die sich ihnen näherte.
„Sie wissen, dass wir hier oben sind.“
„Ja, Cadar. Die Männer werden diese Lande und alles, was sich in ihnen bewegt, sehr genau kennen. Es ist ihre Heimat.“ Der Heerführer hatte längst erkannt, dass es sich bei den Reitern nicht um die Jäger handelte. Es waren des Königs Soldaten.
„Sie haben uns eingeschlossen. Ich hoffe, sie sind nicht auf einen Kampf aus. Gern würde ich längere Zeit ohne bleiben.“ Therandil aber lag längst gespannt in
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