Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
dieses seltsame Gefühl erinnern, das er nach dem Bad in den Hallen der Reinlichkeit verspürt hatte. Die Freundin hatte damals schon lange zuvor davon gesprochen. Es wollte ihr nur niemand glauben. Die Stadt der Könige bezahlte dies fast mit ihrem Untergang. Die junge Frau aber hatte dadurch alles verloren.
Sicher spürte Let’wedens verstoßene Prinzessin die Gefahr auch jetzt wieder stärker. Sie rief die Männer zum Aufbruch. An Schlaf war nicht mehr zu denken.
Bevor jedoch alle auf ihren Pferden saßen, begann das Unheil. Ohne Vorwarnung brachen im Boden Löcher auf. Die Gefährten hatten große Mühe nicht hineinzustürzen. Sie mussten ziemlich wendig sein. Für Berando und seinen gewöhnlichen Hengst ging es zu schnell. Sie fanden sich am Grund einer solchen Grube wieder. Beide waren glücklicherweise unverletzt geblieben.
„Könnt ihr uns hier vielleicht wieder herausholen? Ich will nicht warten, bis mich dieses schwarze Zeug ertränkt hat.“ Er wies auf eine zähe Flüssigkeit, die sich aus den Poren der Erde hervordrängte. Rasch war der Boden bedeckt und der junge Mann von ihr berührt. Augenblicklich zog sich das Gift an seinem Körper empor und drang langsam in ihn.
Endlich fanden sowohl Cadar wie auch seine Tochter die Zeit, sich um den Freund zu kümmern. Momentan hatten sie sicheren Stand. Lewyn überlegte nicht mehr lange. Wieder brachte der Zauber sie von der gefahrvollen Stelle.
„Cadar, Soh’Hmil! Haltet Wache. Ich muss sehen, was ich für Berando tun kann.“
„Du hast das Geschenk der brennenden Sümpfe wieder zur Verfügung. Nutze dies, nicht deine Magie!“ Der Heerführer entschwand danach zwischen den bewaldeten Hügeln.
„Ajan vanar.“ Einen Moment lang hallten die Schreie des Gitalaners durch die Anhöhen. Dann hatte er das Bewusstsein verloren. Es dauerte einige Zeit, ehe die Flammen des Lebens Mensch und Tier freigaben. Sofort waren die Erbin der Macht und natürlich auch Therani bei dem jungen Mann. Während der Vater besorgt begann die Stirn zu kühlen, versuchte die Halbelbin zu fühlen, ob die Flammen erfolgreich waren. Verzweifelt schaute der ältere Gitalaner zu der Freundin. Hatte sie helfen können? Er hoffte so sehr darauf, seinen Sohn nicht doch noch verloren zu haben.
„Wir müssen abwarten. Ich kann nicht sagen, ob das weiße Feuer das dunkle Gift völlig vertreiben konnte.“ Sie legte ihre Hände flach gegen die Schläfen des Bewusstlosen. So verhielt sie einige Zeit. Cadar riss sie schließlich fort von ihm.
„Er ist nicht gerettet. Wir müssen acht geben, dass das Böse nicht auch nach uns greifen kann.“ Dabei beobachtete er aufmerksam seine Tochter. Hatte die Dunkelheit bereits Erfolg gehabt? Als Lewyn den Freund gefasst gehalten hatte, war dem Renaorianer nicht entgangen, wie sich dunkle Schatten bei Berando unter der Haut abzeichneten. Langsam waren diese in Richtung der Kriegerin geglitten.
„Du solltest die Flamme des Lebens noch einmal bemühen, für dich und auch für ihn. Unser Freund wird sonst verloren sein.“
Sie tat, was ihr Vater verlangte. Die erstarkte Magierin war sehr überrascht, als das weiße Feuer tatsächlich auch nach ihr griff. Sie hatte nicht bemerkt, dass von der Finsternis, die Berando erreicht hatte, ein Teil auf sie übergegangen war. Aber im Gegensatz zu dem gut Dreißigjährigen gab das reinigende Element sie schnell wieder frei. Leicht benommen richtete sie sich auf und blickte auf den jungen Mann. Besorgt waren auch die Minen der Freunde, als die den Kampf von Theranis Sohn beobachten mussten. Er währte ungewöhnlich lange.
„Rufe das Feuer zurück. Ich fürchte, es erschöpft sich sonst.“
„Nein, ich kann ihn nicht dem Tod überlassen!“ Die Kriegerin ahnte zwar ebenfalls den Verlust dieses Geschenkes, hoffte aber wenigstens auf Rettung für den Gitalaner.
„Tust du es nicht, riskierst du dein Scheitern.“
„Ich weiß. Und doch kann ich es einfach nicht.“ Traurig war ihr Blick auf den Mann gerichtet, der von den weißen Flammen weiterhin in der Höhe gehalten und durchdrungen wurde. Doch dauerte es nicht mehr lange und das Feuer brach plötzlich in sich zusammen. Bevor Berando aber auf dem Boden aufschlug, war er verschwunden.
„Wohin hast du ihn geschickt?“ Sie blickte zu ihrem Vater.
„Ich habe nichts getan. Wir sollten kampfbereit sein, denn ich weiß nicht, was hier gerade vor sich geht.“ Die Männer und die Magierin hatten ohnehin noch ihre Waffen in der Hand, eingesetzt wurden diese
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