Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
aber nicht. Plötzlich fanden auch sie sich an einem anderen Ort wieder. Ihre Umgebung war in absolute Dunkelheit getaucht. Niemand konnte auch nur den kleinsten Anhaltspunkt erkennen. Es herrschte einen Moment lang Stille. Schließlich versuchte die verstoßene Tochter der Elben über den Schall zu lokalisieren, wohin sie sich vielleicht zu wenden hatten.
„Da hat mal wieder jemand ein Einsehen mit uns. Ich hoffe nur, dass es heute nicht wie in Morosad ist, wo uns die Dunkelheit einen tödlichen Streich spielen wollte.“ Nirek versuchte in dem entfernt aufkommenden leichten Glimmen einen Pfad zu erkennen, aber der Lichtschein war für ihn bei weitem nicht ausreichend. Er würde darauf warten müssen, dass die Helligkeit ein wenig zunahm. Dann konnte der Sajangschild der Freundin das Licht in dem Maße bündeln, dass den Menschen die Möglichkeit gegeben war, ebenfalls etwas zu erkennen.
„Ich fürchte, wir werden herausfinden müssen, was gerade geschieht.“
Insgeheim vermutete die Vierundzwanzigjährige, dass die Andaanas für diese Wendung verantwortlich waren. So nahm sie rasch, dennoch mit großer Vorsicht, den gewiesenen Weg auf.
Viele Stunden waren in dieser, vorerst nur für Soh’Hmil und die Halbelbin zu durchdringenden Finsternis vergangen, als starke Müdigkeit nach den Reisenden griff. Auch der Renaorianer und dessen Tochter wurden davon ergriffen. Nach dem Erwachen war sich Asnarins Enkelin jedoch sicher, den gesuchten Ort erreicht zu haben. Dies alles erinnerte nicht nur sie in hohem Maße an den Berg des Lichts. Und der war für die Reisenden ungefährlich. So atmeten die Gitalaner erst einmal erleichtert auf. Dennoch behielten die sieben Gefährten ihre Vorsicht bei. Niemand konnte wissen, ob nicht doch das Böse abermals mit großer List zu Werke ging.
Nachdem die Magie dieser Höhlen die Freunde weitere dreimal zur Ruhe gebracht hatte, öffnete sich ein erster gewaltiger Hohlraum. An einer seiner Seiten stürzte ein breiter Wasserfall in die Tiefe.
„Endlich Wasser. Nun können wir unseren Durst stillen.“ Thelan, der mittlerweile ebenfalls in der Lage war, etwas in der zunehmenden Helligkeit zu erkennen, ging auf den stürzenden Bach zu. Bevor er ihn aber erreichte, hielt der junge Mann inne. Erst schwach, zunehmend deutlicher werdend, zeigten sich ihm Bilder aus seiner Kindheit. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sah, wie er der Schwester die Zöpfe im Schlaf abgeschnitten hatte. Thelan erblickte, wie sein Vater damals entrüstet tat, insgeheim aber auch grinste. Ahliriana hatte ihm diesen Streich allerdings lange nicht verziehen. Schließlich dauerte es Monate, ehe das Haar einigermaßen nachwuchs.
„Junge, was ist los?“ Therani war neugierig, was den Sohn an seinem Vorhaben, die Wasserschläuche zu füllen, hinderte. Er hatte die Bilder nicht sehen können.
„Nur eine Erinnerung, ein Streich, den ich längst vergessen hatte, der mir aber einst riesige Freude bereitete.“
„Von welcher deiner vielen Dummheiten sprichst du gerade?“ Der Vater grinste etwas. Die vier Brüder hatten in ihrer Kindheit und Jugend einiges angestellt, von dem nicht jeder so begeistert war, wie die Burschen. Waren zudem auch Nireks Söhne mit dabei, kannten die Ausmaße kaum noch Grenzen.
Dieser eine kleine gezeigte Streich brachte gerade die beiden jungen Männer dazu, sich ihre Vergangenheit wachzurufen. Die nächsten Stunden konnten sie gar nicht genug davon bekommen, ihre ruhmreichen Taten zu neuem Leben zu erwecken. Immer wieder fiel ihnen Neues ein. Schmerzlich bewusst wurde ihnen dabei allerdings, dass es von Berando weiterhin keine Spur gab. Auch jetzt waren sie im Unklaren über sein Schicksal. Daran vermochten weder die junge Frau noch der Renaorianer etwas zu ändern. Sie konnten den Vermissten nicht spüren.
„Ich hoffe, ihn am Ende unseres Weges in der Obhut des hiesigen Lichts zu finden.“ Nach einem kurzen Blickwechsel zu ihrem Vater während des stillen Gedankens wusste sie, dass er ebenfalls damit rechnete. Dennoch blieb es ungewiss.
Vorerst ging es in Stille weiter. Alle hingen mit ihren Gedanken bei Thelans Bruder.
„Es müssen die Andaanas sein. Sie führen uns vor Augen, was längst vergangen ist, vielleicht vergessen wurde. Dabei ist es gut, wenn wir auch an schöne Zeiten erinnert werden.“ Der Elb hatte seinen Blick auf den kleinen Höhlensee geworfen, an dessen steinernem Ufer sie sich gerade niederließen. Seine ruhige Oberfläche ließ Soh’Hmil
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