Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
lief durch Parangor, als sich der eine Dunkle endlich wieder aus seiner heilenden Quelle erhob. Er hatte gespürt, dass seine Widersacherin erneut die Höhle des Lichts betrat. Was bedeutete das? Konnte sein, was nicht sein durfte? Hatte sie die Fähigkeiten, die ihr die so genannten Weisen vor Jahren nahmen, zurückerlangt? Oder wurde ihr nur ein weiterer Weg gewiesen? Er hatte so viele Fragen. Dabei stellte er wütend fest, dass sich alle um dieses verfluchte spitzohrige Weib drehten und er sie nicht beantworten konnte.
Unter großer Anstrengung schaffte es der Obere der Finsternis zu Osgh im Schattenwald durchzudringen. Er verlieh der Nebelquelle, der Bhorgedas, größere Heilkraft für seinen Schützling, so dass der bald wieder zu ihm eilen und seinen Befehlen nachkommen konnte. Aber das würde dennoch einige Zeit in Anspruch nehmen. Dessen Verletzungen waren schwer. Bis dahin mussten die verbliebenen Magier seinen Wünschen entsprechen. Der Dunkle rief sie alle nach Niishna. Dort trafen sie in der ‚Taverne der Magie' aufeinander. Dies war der Platz, an dem der finstere Herr ihnen ihre Aufgaben stellte.
Wieder braute sich ein furchtbares Unwetter über dem kaum noch besiedelten Ort zusammen. Bedrohlich war der Sturm, der heraufzog, und tödlich die Blitze, die er mit sich führte. Betäubend war der Donner, der über die Siedlung zog. Schließlich öffnete sich abermals die Erde, aus der dunkelroter giftiger Nebel emporstieg. Der eine Dunkle legte seine ganze Wut in diese Nacht, in die Nacht seiner Befehle.
„Zwei, nur zwei Aufgaben habe ich für euch. Ich erwarte, dass ihr denen auch nachkommen werdet. Versagen werde ich in dem Maße bestrafen, wie ihr es euch nicht wünschen werdet. Glaubt mir, ich vermag alles euch Bekannte an Grausamkeiten um ein Vielfaches zu erhöhen. Der Tod würde euch mehr als willkommen sein.“ Leise, dumpf und doch überaus bedrohlich glitten die Worte durch den finsteren Raum, in dem sich die Hexenmeister zusammengefunden hatten. Sie mochten einander nicht, standen in Konkurrenz zueinander. Der Ruf ihres Herren aber ließ sie diese Zwistigkeiten vorübergehend vergessen.
„Sechs von euch werden Granderakg aufsuchen. Dort erwartet die Halbelbin! Ich weiß, sie wird nach meiner Schöpfung suchen. Sie will sie vernichten, um mich zu schwächen. Ihr müsst schneller sein. Tötet sie! Reisst ihr das Herz heraus!
Der Rest von euch wird die Heere sammeln. Zwingt jeden in euren Bann! Vereint euch am grünen Gebirge. Dort stellt den Menschen und den letzten Spitzohren eine tödliche Falle. Jeder, der meinem Ruf nicht folgt, soll am Elra’talagk seinen Tod finden! Vernichtet sie alle, lasst keinen am Leben!“
Glühender Nebel und Tod zogen sich zurück und die Hexenmeister begannen augenblicklich ihren Weg. Es war ein Pfad, der sehr viel Mühe verhieß, dabei aber auch unendlich viel Freude in ihre dunklen Herzen brachte.
Am sechsten Abend nach ihrer Ankunft in Burdlan nahm Lewyn Abschied von Branastal, seinem Heerführer und Dylarodh. Zwei Tage zuvor war den Menschen mitgeteilt wurden, dass Brargal seit längerem schon nicht mehr unter den Lebenden weilte. Sie erfuhren, dass sein kalter Körper bereits in der königlichen Gruft eingeschlossen war. Gleichzeitig wussten die Tondiorer nun auch von ihrem neuen Oberhaupt. Branastals Krönung wurde von seinem Volk gebührend bejubelt. Der junge Mann war wesentlich beliebter, als es je sein mürrischer Vater war.
Nach der Zeremonie, die mit Sinken der Sonne stattfand, nahm die Kriegerin Abschied. Sie hatte längst die Gefährten informiert, dass der Aufbruch nahte. Sie traf die Freunde an der Stelle, an der sie vor einer Woche die Stadt erreicht hatten. Hier konnten die Männer unbeobachtet auf ihre Führerin warten.
„Hat der Wein geschmeckt?“ Erst ließ sich nur die Stimme hören, dann war Cadar endlich zu sehen. Bei den Gitalanern aber konnte die junge Frau erkennen, dass sie gern bei den Feierlichkeiten zugegen gewesen wären.
„Er war nicht übel. Das könnt ihr selbst noch herausfinden. Ich habe etwas davon bei mir. Der König entbietet euch seine Grüße und hofft weiterhin auf eure Treue.“
„Das ist furchtbar gemein von dir!“ Therani blickte sehnsüchtig auf den weinbefüllten Lederschlauch.
„Ich glaubte, du würdest dich freuen“, grinste sie.
„Nur wenn ich gleich davon kosten darf.“ Seine Hand griff bereits danach. Als er ihn nicht erreichen konnte, spielte er den Erzürnten. Die junge Frau ließ das
Weitere Kostenlose Bücher