Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
besser einzusetzen. Die feindlichen Heere würden dadurch einen Teil ihr unnatürlichen Stärke und Ausdauer einbüßen.
Lewyn suchte, alles an Deckung nutzend, was sich ihr bot, nach einem passenden Platz. Es musste ein Ort sein, an dem die Hexenmeister eine gute Sicht auf das Geschehen hatten, dennoch unentdeckt blieben. Die Kriegerin hatte bald ein winziges Plateau entdeckt, das dennoch ausreichend Schutz vor neugierigen Blicken bot. Es war nicht nur das dicht gewachsene Buschwerk, das es dort gab. Auch mehrere große Felsbrocken boten den Magiern der Finsternis ausreichend Möglichkeiten, sich unfreundlichen Augen zu entziehen. Sie war sich sicher, dass dort die Gesuchten zu finden waren. Vorsichtig begab sich Leranoths Thronfolgerin in diese Richtung.
Nhaslin hatte nach der Trennung von Regos, ein wenig abseits der Schlacht, einen Platz gefunden, an dem sie sich verstecken konnte. Ein gutes Stück weit weg von den Hügeln standen einige stark verzweigte Büsche, an denen sogar noch etliche Blätter hingen. Zudem ragten einige große Felsstücke aus der Erde. Sie bildeten einen natürlichen Unterschlupf. Dorthin zog sich die Palianaerin zurück. Die Wehen ließen darauf schließen, dass das Kind nicht mehr lange auf sich warten ließ.
Auch wenn das Volk der Elben Schmerz bei weitem nicht so deutlich spürte wie Menschen oder Zwerge, so empfanden sie die Geburt ihrer Kinder doch überaus intensiv. So auch Nhahils Tochter. Sie hatte rasch ein Stück Leder zwischen die Zähne genommen, wollte so ein Lautwerden verhindern, das den Feind auf ihre Fährte gelockt hätte. Im Augenblick war sie völlig wehrlos, an eine Verteidigung war nicht zu denken. Und ihr Gemahl war im Gewirr des Kampfes von ihr getrennt worden, so dass der nicht mehr für sie sorgen konnte.
In den Phasen zwischen dem Geburtsschmerz versuchte die Elbin immer wieder, einen Blick aus ihrer Deckung heraus zu riskieren. Sie wollte wissen, wie sich die Schlacht entwickelte, ob ihr die gegnerischen Kämpfer zu nahe kamen. Glücklich stellte sie fest, dass sie weiterhin allein war.
Fast völlig lautlos hatte Nhaslin eine knappe Stunde später Nha’a, ihren Sohn, geboren. Absolut erschöpft hoffte sie jetzt darauf, bis zum Ende der Schlacht unentdeckt zu bleiben.
Leider hatte sich der Kampfherd mittlerweile doch in ihre Richtung verschoben. Das Bündnis hatte die große Übermacht nicht innerhalb des Kessels halten können. Das Drachenfeuer hatte bei weitem nicht alle der stark verstreuten Feinde erreicht. Diese sammelten sich gerade, um in neuer Formation gegen das Bündnis zurückzuschlagen. Nicht lange und die dunkle Seite konnte den Kampf zu ihren Gunsten verschieben. Was erst so aussah, als könne es für die freien Völker ein glückliches Ende nehmen, wurde schnell zu vergangener Hoffnung. Immer mehr Elben, Menschen und Zwerge bedeckten mit ihren leblosen Körpern den Boden. Zudem tauchten bald die schwarzen Hexenmeister hinter den feindlichen Reihen auf. Gemeinsam riefen sie die dunkle Magie, die dem Treiben ein Ende bereiten sollte. Mit neuer Stärke versehen schlugen ihre Streitmächte erbarmungslos gegen die schwächer werdenden Verteidiger. Die Magier aber zogen sich noch ein Stück zurück, um nicht durch einen verirrten Pfeil getroffen zu werden. Sie lauschten. Was war das? Es hörte sich beinah an, als würde ein Baby schreien. Schnell hatten sie herausgefunden, woher das Geräusch kam. Ebenso schnell hatten sie den kleinen Unterschlupf gefunden, in dessen äußerste Ecke sich Nhaslin nun drängte. Doch sie war entdeckt. Nicht untätig auf die Erfüllung ihres Schicksals warten wollend legte sie das Kind behutsam zu Boden. Sie griff sich das Schwert, um gegen die Männer zu kämpfen, die das Leben ihres Kindes und ihr eigenes bedrohten. Im Stillen hatte sie nach Regos gerufen. Gerade zur rechten Zeit stand der hinter den Feinden, die sich noch immer über die Frau amüsierten. Diese versuchte tatsächlich, etwas gegen sie auszurichten! Das Lachen verging ihnen, als der erste aus der Gruppe kopflos am Boden lag. Danach schlug Regos mit einem Zauber gegen sie.
„Fendras telkhar! Al’ellendan!“ Das schien die Männer zwar abzulenken, viel mehr aber anscheinend nicht. Der junge Weise hingegen spürte, wie die Kraft ihn verließ. Seine Gegner waren wirklich sehr stark. Doch hatte er sie mehr geschwächt, als er vermuten mochte. Glücklich stellte er fest, dass sie es bevorzugten, den Rückzug anzutreten. Nicht glücklich war er
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