Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
darüber, dass die kämpfenden Parteien viel zu nah gerückt waren. Besorgt suchte er nach Nhaslin, die gerade noch hatte gegen die schwarzen Zauberer schlagen wollen. Er konnte sie vorerst nicht entdecken. Sicher hatte sie sich in ihr Versteck zurückgezogen. Das Neugeborene brauchte die Wärme seiner Mutter. Er versuchte also, den Unterschlupf zu entdecken. Doch Regos fand etwas anderes. Sein ohnmächtiger Schrei hallte weit über das Schlachtfeld, als er den leblosen Körper seiner geliebten Gemahlin erblicken musste. Zwei Pfeile hatten ihrem Leben ein Ende bereitet.
„Neeeein! Nhaslin, so sag doch etwas, bewege dich, zeig mir, dass nicht ist, was nicht sein darf. Bitte!“ Bevor er sich weiter um die Tote bemühen konnte, musste er sich aber erst einmal seines Lebens erwehren. Doch wenn er ehrlich war, war ihm das im Augenblick ziemlich egal. Rasend vor Wut und Trauer brach der Krieger los. Wie entfesselt und völlig blind für seine Umgebung schlug er gegen alles, was sich ihm in den Weg stellte. Nagalenos konnte gerade noch unter seinem Schwert hinwegtauchen. Dann fing der die bewaffnete Hand des Freundes auf.
„Hier gibt es nichts mehr zu tun. An anderer Stelle bedürfen sie jedoch unserer Hilfe. Komm, mein Freund. Lass die Toten nicht vergebens gefallen sein!“ Aber der Trauernde schien diese Worte nicht zu hören. Er ging zu der geliebten Frau, die nun nicht mehr atmete. Wieder hallte sein Schrei durch die Hügel. Dann hatte er eine Idee.
„Reneres Nhaslin e Nha’a na Ashnorog!” Leichte helle Nebelwölkchen hingen über der Stelle, an der die Tote gerade noch gelegen hatte. Ein gleicher Dunst stieg kaum wahrnehmbar aus dem kleinen Unterschlupf auf. Regos hoffte inständig, dass die Ye’uschel helfen würden.
Beidhändig bewaffnet stürmte der junge Elb jetzt den Feinden entgegen. Sie hatten ihm genommen, was er am meisten liebte.
Mitten im Kampf hielt er inne. Er hörte Lewyns Ruf. Ein Blick zum Himmel genügte, um zu wissen, dass viel zu schnell der neuerliche Kampf mit Granderakg bevorstehen würde.
Die Erbin der Macht war bis in unmittelbare Nähe des kleinen Plateaus gekommen. Sie hatte die Hexenmeister bereits entdeckt. Als sie die aber unschädlich machen wollte, fand sie nur noch vergehende schwarze Nebel. Die Männer hatten sich vielleicht zurückgezogen, vielleicht aber kämpften sie in diesem Augenblick inmitten ihrer Kriegsscharen.
„Nun, wie ihr wollt. Ich bin dieses Spiel leid. Ich werde euer Heer eurem Untergang vorausschicken.“ Rasch zog auch sie sich zurück. An der Flanke der Kämpfenden eingetroffen, rief sie Yar’naels Stärke. Auf die Rückkehr der beiden feurigen Dreiklingenschwerter brauchte sie dabei vorerst nicht zu warten. Hier galt es, viele Feinde niederzustrecken. Geschützt und gestärkt von Sonnenamulett und Himmelskristallen begab sich die Vierundzwanzigjährige in das Getümmel. Rücksichtslos war ihr Kampf. Dabei nutzte sie immer wieder kleine Zauber, um die bedrängten Freunde vor dem Tod zu schützen. Aschiel war sehr dankbar dafür. Er war eingeschlossen in einer Traube von Goriebs und Dangistarnern. Er hatte keine Chance. Wie ihm erging es vielen der Verbündeten. Durch Lewyns Eingreifen und das der Drachen, die in ihrer Nähe geblieben waren, änderte sich die Lage aber allmählich. Endlich war es der Feind, der mehr und mehr in Bedrängnis geriet. Das war der Zeitpunkt, an dem die verbliebenen gegnerischen Hexenmeister von Regos abließen und ihrer Streitmacht an diesem Ende zu Hilfe eilten. Gemeinsam standen sie gegen die junge Frau und die Drachen. Vor den Tieren konnten sie sich schützen. Gewaltig musste die Macht sein, die ihnen hilfreich zur Verfügung stand. Die absolut vernichtenden Flammen der riesigen Echsen konnten ihnen nichts anhaben.
Vor dem Tod durch die Tiere hatten sie sich schützen können. Schafften sie das auch gegen die Fähigkeiten der Erbin der Macht? Um gegen die bestehen zu können, stellten sie sich in einen engen Halbkreis. Die Magier richteten die Arme gegen die verhasste Feindin. Sie brauchten jedoch zu lange in ihrer Vorbereitung. Die Halbelbin war flinker mit ihrer Magie. „Kelf’khalar!“ Das hatte bereits gegen die Widersacher am Daras’enwa geholfen. Die Kriegerin hoffte hier auf ein ähnliches Resultat. Aber sie musste sich wohl noch etwas anstrengen. Die dunklen Magier waren eindeutig geschwächt, aber noch nicht vernichtet. Und Lewyn wollte ihnen nicht die Möglichkeit zu einem erneuten Rückzug
Weitere Kostenlose Bücher