Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
seit dem Aufbruch nicht gelockert. Der Freund versuchte ebenfalls, eine möglichst sichere Position zu finden. An dem unguten Gefühl, das sie ohne festen Boden unter den Füßen plagte, hatte sich nichts geändert.
„Knappe drei Tage.“
„Das ist zu lang, obwohl ich diese Aussicht wirklich genieße.“
„Haben wir Granderakg vernichtet, werde ich gern mit dir durch ganz Garnadkan fliegen. Doch jetzt werden wir den schnellen Weg wählen. Haltet euch gut fest.“
„Was glaubst du, was wir hier die ganze Zeit machen? Ich befürchte, wenn wir am Ziel sind, hast du ein paar Schuppen weniger, da ich sie dir herausgerissen habe.“
„Setzt euch zusammen zwischen meine Dornen und haltet euch daran fest. Die Füße schiebt unter den Hornpanzer. So könnt ihr bei dem Kommenden nicht von meinem Rücken stürzen.“
„Du hast wohl nicht ein paar freundlichere Aussichten für uns?“, meldete sich der junge Elb, dem es äußerst unwohl war. Sein Magen reagierte furchtbar widerspenstig auf diese ungewohnte Art der Reise. Hergew schnaubte nur noch dazu und ließ dann ein tiefes Brummen vernehmen. Augenblicklich begannen sich die Drachen neu zu formieren. Allmählich stiegen sie höher und schlossen sich zu einem Kreis zusammen. Dabei wurden sie immer schneller. Der junge Magier hatte längst seine Augen geschlossen, nahm er doch an, den Boden nicht mehr heil erreichen zu können. Für einen winzigen Augenblick schienen die Tiere innezuhalten. Er wagte einen Blick. Weit unten, kaum noch zu erkennen sah er durch den wirbelnden Sturm das Grasland liegen. Ihm wurde noch übler, als es ohnehin schon der Fall war. Als die Drachen sich aber nun in den Trichter stürzten, den ihr kreisender Flug hatte entstehen lassen, stahl sich ein Schrei aus seiner Brust. Er war dabei nicht allein, stellte der Elb fest. Die Freundin war es allerdings nicht. Die saß völlig verkrampft vor ihm und bat Njagranda wohl um Errettung. Woher aber kam dann der langgezogene gellende Schrei? Das musste später erforscht werden. Jetzt hatte er andere Probleme. Regos schaffte es einfach nicht, die Augen wieder zu schließen. So entging ihm nicht, dass der Boden in rasantem Tempo immer näher rückte. Gleich mussten sie aufschlagen. Aber in dem Augenblick, da er sein Ende gekommen sah, stiegen die Drachen wieder auf, von da an die bewaldeten Ausläufer des grünen Gebirges unter sich.
Erleichtert atmeten die Gefährten durch. Tief sogen sie die Luft durch die Nase, um sie kurz darauf ebenso intensiv aus dem Mund zu entlassen. Das wiederholten sie einige Male und hofften dabei, dass es ihnen Besserung verschaffte.
Nach zwei weiteren Stunden auf dem Rücken des silbernen Drachen erblickten sie gleichzeitig den dunklen wabernden Boden. Die Heere der verbündeten Völker hatten sich bereits zusammengeschlossen. Es war ein unglaublicher Anblick, der sich ihnen bot. Weit über einhunderttausend Krieger waren es, die entschlossen gegen den Feind schlagen wollten.
„Hergew, sei so gut und setzte Regos dort unten ab. Dann würde ich gern noch ein Stück weitersehen. Von hier oben aus lassen sich die feindlichen Streitkräfte sicher zeitiger entdecken.“
„Es scheint dir auf meinem Rücken ja doch zu gefallen.“ Und da es ihm Spaß machte, die Schwäche der zwischen seinen Flügeln befindlichen Begleiter auszukosten, stieg Hergew abermals in die Höhe, um sich gleich darauf wieder in Richtung des riesigen Heeres zu stürzen.
„Hm, es gibt bequemere, in jedem Fall aber sicherere Plätze. Doch kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass die Übersicht von hier oben aus einfach unschlagbar ist. Jetzt wäre ich dir allerdings dankbar, wenn du ein wenig Rücksicht auf unsere fehlenden Erfahrungen mit dieser Art der Reise zeigen würdest. Zudem wird es Zeit, die Kriegsschar zu beruhigen. Sie ahnen nichts von eurer Hilfe und glauben vielleicht an einen Angriff.“
„Gut. Ich werde den jungen Elb auf den Boden entlassen. Sicher ist er froh darüber.“
„Du wirst mich wohl nie wieder glücklicher sehen“, quetschte Regos zwischen seinen zusammengepressten Lippen hervor.
„Dies bleibt abzuwarten. – Sollen uns meine Kinder begleiten?“, wandte sich die große Echse wieder an die Kriegerin.
„Nein, das wird nicht nötig sein. Außerdem wird der Feind uns so noch zeitig genug entdecken können. Fliegt ihr aber im Verband, sind wir gar nicht mehr zu übersehen.
Abgesehen davon wird sicher auch Nhaslin erleichtert sein, wieder Boden unter ihren Füßen zu
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