Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
wach.
Lewyn konnte in einiger Entfernung Tumult hören. Es wurde gekämpft. Sie blickte zu ihrem Heerführer und folgte ihm dann rasch, ebenso die Gitalaner.
„Was ist los mit euch?“ Nirek und Therani hatten kein so feines Gehör wie ihre Begleiter. So wussten sie nichts von dem, was da draußen zwischen den Hügeln geschah.
„Es wird gekämpft. Wenn ich die Spuren richtig deute, haben es die Menschen mit Goriebs zu tun.“
„Ihr wollt dort hin? Aber der Feind wird dich erkennen! Er weiß dann, wo er dich zu suchen hat.“
„Er weiß es auch so. Ich glaube nicht, dass dieser Kampf mit den Bauern beabsichtigt war. Sie haben uns aufgelauert. Einzig durch Zufall wurden wir jetzt gewarnt.“
„Dann sollten wir dem Schicksal vertrauen. Es wollte nicht, dass sie auf uns treffen. Wir sollten einen großen Bogen reiten.“
„Nein, Nirek. Wir werden helfen. Ihr bleibt am besten hier. Ich will nicht riskieren, dass eure Wunden wieder aufbrechen.“
„Was, du willst den Spaß nicht mit uns teilen? Das schlag dir aus dem Kopf, meine Liebe. Endlich kann ich dem Gegner mal wieder kräftig in den Hintern treten. Das kannst weder du noch so ein kleiner Kratzer verhindern.“
„Bleibt hinter uns.“ Dann huschte sie weiter und hatte den elbischen Gefährten rasch eingeholt. Gemeinsam legten sie den restlichen Weg zurück. Auf einer Hügelkuppe blieben sie erst einmal liegen. Sie wollten sich eine Übersicht von der Lage verschaffen. Vor sich hatten sie einen weitläufigen Bauernhof. Es gab ein großes Haupthaus, das allerdings bereits in Flammen stand. Etwas abseits befand sich ein weiteres, kleineres Wohnhaus. Auch dort wurde gekämpft. Zudem stand im hinteren Teil eine riesige Scheune, in der sämtliche Vorräte für die Tiere untergebracht waren. Rechts und links davon befanden sich die Stallungen. Diese Anordnung ließ dazwischen einen geräumigen Hof zu, auf dem allerlei Karren, Werkzeuge und Ackergeräte standen. Dort fand der Hauptkampf statt.
„Da kommen noch welche von hinten. Diese Menschen werden sich nicht mehr lange wehren können.“
„Helfen wir ihnen.“ Damit war der Krieger auf dem Weg nach unten, dicht gefolgt von den Freunden. Sie schlugen einen kleinen Bogen und näherten sich ebenfalls von der hinteren Seite. Bereits auf diesem Weg konnten sie mehrere Angreifer überwältigen. Dann hatten sie endlich die Scheune erreicht.
„Therani, lass die Tiere heraus! Die Stallungen brennen schon.“
„Aber …“
„Geh schon!“ Mit diesen Worten flog der nächste Pfeil von der Sehne Therandils. Bevor die Goriebs begriffen hatten, dass die Bauern Unterstützung erhielten, war ein Teil von ihnen durch die Bogen der Elben niedergestreckt. Die Feinde richteten nun ihre Waffen gegen die neuen Angreifer. Verstärkung erhielten sie dabei durch diejenigen, die von dem kleineren Wohnhaus frei wurden. Dort war der Kampf entschieden.
Die Bogen ruhten wieder auf den Rücken. Dafür waren der Heerführer und die Halbelbin beidhändig mit ihren Schwertern versehen. Auch Soh’Hmil hatte sich nach der ersten Reise durch die Dham’hergh eine zweite Klinge zugelegt. Ihm war nicht entgangen, wie vorteilhaft das sein konnte.
Hinter sich hörten sie plötzlich das Brechen von Holz. Hornige Klauen schlugen durch die Bretterwände der Scheune. Ein ledriger Fuß trieb die störenden Reste zur Seite. Dann hatte die Enkelin Asnarins eine der gewaltigen Kreaturen gegen sich. Seine gelben Augen funkelten böse, die Hornfortsätze stellten sich auf und das riesige Schwert glänzte rot im Mondlicht. Augenblicklich schlug der Gorieb zu. Die enorme Wucht, die sie traf, holte Lewyn von den Beinen. Sie landete auf dem Rücken. Nur durch eine seitliche Drehung konnte sie der erneut zuschlagenden Waffe entgehen. Gleich darauf drehte sie zurück und entkam abermals dem Tod. Ehe der Feind eine weitere Chance bekam, trat sie ihre Füße mit ganzer Kraft gegen den muskulösen Bauch und sprang wieder auf. Sofort ging sie in den Gegenangriff über. Nach einigem hin und her hatte sie schließlich die Oberhand gewonnen. Die Kriegerin brauchte nur noch zuzustoßen. Doch bevor sie dazu kam, heftete ein feindlicher Speer die Kämpferin an die brennende Scheunenwand. Siegessicher grinsten ihr die Fratzen der Feinde entgegen. Das wurde von ihren Wurfklingen vorerst beendet. Schnell hatte die junge Frau den Speer aus der Schulter gezogen und holte sich ihre Waffen zurück, die im hornigen Hals ihrer Gegenspieler stecken geblieben waren.
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