Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Kurz darauf hatte sie den endgültig vernichtenden Schlag gegen beide geführt. Im rechten Moment duckte sie sich. Das Schwert der stinkenden Kreatur blieb für einen Augenblick in der Holzwand stecken. Das war allemal ausreichend. Scharf schnitt Yar’nael durch dessen Kehle. Rasch eilte die Halbelbin zu Soh’Hmil. Der hatte, genau wie sie, zuerst im hinteren, dunkleren Teil gekämpft. Die Menschen erkannten nicht, wer ihnen da zu Hilfe geeilt war. Doch nun kamen die beiden Kämpfer immer weiter in das große Kampfgetümmel. Therani und Nirek hatten währenddessen ihren Teil erledigt und griffen ebenfalls in das Geschehen mit ein.
„Elben! Das sind Elben!“
„Sie kämpfen mit dem Feind. Tötet sie!“ Solche und ähnliche Rufe hallten über den gesamten Hof.
„Macht die Augen auf, ihr Narren! Dann könnt ihr auch sehen, dass sie die Goriebs töten.“ Nirek war erzürnt über so viel Blindheit. Seinem Wutausbruch wurde aber schnell Einhalt geboten. Er wurde ebenso niedergeschlagen wie Soh’Hmil.
Der Kampf war dann bald vorüber. Keuchend sah sich die Kriegerin um. Sie erblickte die Freunde am Boden liegend. Besorgt eilte sie zu ihnen.
„Die Waffen weg oder der hier stirbt!“ Einer der Männer hatte Therani das Schwert an die Kehle gesetzt. Andere stürmten jetzt auf die Niedergeschlagenen zu. Dann wurde es dunkel.
Als Lewyn wieder zu sich kam, hatte sie starke Kopfschmerzen. Zudem pulsierte es heftig in der Schulter. Schließlich bekam sie einen Eimer voll Wasser ins Gesicht.
„Mach die Augen auf! Ich kann sehen, dass du wach bist.“ Der Mann trat dicht an die Gefesselte heran. Seine Hände griffen hart unter ihr Kinn und hoben den Kopf etwas an.
„Warum behandelt ihr uns wie Feinde? Wir haben an eurer Seite gekämpft, wo wir doch hätten ruhigen Schrittes an euch vorüberziehen können.“
„Ihr seid Elben. Das ist Grund genug.“
„Ich dachte einst auch so über die Menschen. Heute habe ich Freunde unter ihnen. Gebt uns frei! Dann ziehen wir weiter, ohne euch noch länger zu belästigen.“
„Euch freigeben? Das könnte dir so passen!“
„Bitte. Meine Freunde sind verletzt. Die Fesseln werden sie töten.“ Sie hatte gesehen, dass die Wunden wieder bluteten.
„Naja, sie scheinen wirklich Freunde zu sein. Du sorgst dich um sie mehr, als um dich. Hätte nie gedacht, dass ein Elb zu solchen, hm, überhaupt zu Gefühlen in der Lage ist.“
„Haghrir, sie erschlugen die Feinde ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben. Wollten sie uns Böses tun, hätten sie ausreichend Gelegenheit gehabt. Wir verdanken es den beiden Menschen, dass unser Vieh nicht verbrannt ist. Zählt all das denn gar nicht?“ Die Frau hielt ihren Gemahl am Ärmel gefasst.
„Schweig, Weib!“
„Nicht! Sie hat Recht. Wir dürfen sie nicht anrühren. Vergiss nicht, dass wir nah der Grenze zu Let’weden leben. Es könnte den Rachedurst anderer ihres Volkes nach sich ziehen.“ Außer vier Wachen zogen sich alle zurück. Von Weitem war ein wirres Gemurmel zu hören. Mit der Zeit wurde es immer hitziger. Doch kurz darauf beruhigten sich die Gemüter wieder. Dann wurde es ganz ruhig.
Um eine noch immer brennende Scheunenecke kamen die Leute endlich zurück. Im Osten erwachte gerade der neue Tag und ließ bald alle erkennen, wie viel Verlust sie hatten erleiden müssen. Noch deutlicher aber war bald zu sehen, dass die Menschen sehr großes Glück hatten. Die Anzahl der gefallenen Gegner war ein Vielfaches von dem, was der Hof hatte denen entgegensetzen können. Lewyn hoffte, dass keiner hatte entkommen können.
„Mein Weib war nicht die Einzige, die sah, wie ihr für uns gekämpft habt. Wir haben entschieden, dass ihr leben werdet. Ihr bekommt eure Freiheit zurück, könnt eure Wunden versorgen. Doch dann solltet ihr uns verlassen. Wir haben nicht vergessen, dass es ihr Elben wart, die gegen den Feind unbarmherzig schlugen. Wir vergaßen auch nicht, dass ihr die Menschen in den Kampf mit hineingezogen habt. So sind ebenfalls unsere Reiche den vermehrten Angriffen der Dunkelheit ausgesetzt. Der Drache war nur der Anfang. Seit Wochen sammeln sich die Goriebs in unserer Gegend. Es heißt, sie jagen die Halbelbin.“ Bei diesen Worten blitzten seine Augen in ihre Richtung. „Das bedeutet aber auch, je eher sie gefasst wird, umso früher hat das Grauen ein Ende.“ Wieder blickte er der jungen Frau fest in die Augen. Sie wusste genau, was der Mann von ihr erwartete. Aber sie würde sich niemals ergeben.
„Je eher die Erbin
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