Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
denen der kostbare Saft sickerte.
„Horndornen.“ Etwas anderes konnte es nicht sein. Sie erinnerte sich daran, wie der erste Gegner diese körpereigenen Waffen aufgestellt hatte. Jedes Mal, wenn er ihr die Klaue oder das Knie gegen den Leib schlug, hatte das kleine Wunden hinterlassen.
„Ihr nennt nicht zufällig einen Spiegel Euer Eigen?“ Die junge Frau sah zu Haghrir, der wieder in der Tür stand. Der nickte leicht und war nach einiger Zeit zurück. Lewyn hatte in dieser Zeit die Verletzungen der Freunde versorgt.
„Habt Dank. Ich habe noch eine weitere Bitte. Es wäre sehr freundlich von Euch, wenn Ihr für meine Freunde ein paar Vorräte über hättet. Natürlich werde ich dafür aufkommen.“
„Ich werde sehen, was das Feuer verschont hat. Euer Silber aber könnt Ihr behalten. Ich will keine verräterischen Beweise hier haben, sollte sich der Feind erneut sehen lassen. Versorgt eure Wunden und geht dann bitte. Bis dahin habe ich in den Hügeln zwei Männer postiert.“
„Danke. Ihr habt das Herz am rechten Fleck.“ Ohne Reaktion war der Mann abermals nach draußen verschwunden. Die Kriegerin nahm den Spiegel und verschwand in der Kammer.
„Ich kann das allein“, sagte sie, als sie Soh’Hmil bemerkte.
„Das weiß ich. Aber es ist einfacher.“ Während der Freund Wasser und Kräuter bereitstellte, öffnete die einstige Magierin Rüstung und Hemd. Sie betrachtete die Verletzung im Spiegel.
„Das ist nur eine Fleischwunde, denke ich“, nickte sie äußerst zufrieden. Sie wollte noch etwas sagen, hielt aber inne. Schwarzer Dunst hing in einer Ecke des Raumes. Er glitt auf den Heerführer zu und hatte ihn schon beinahe erreicht.
„Runter!“
Soh’Hmil bückte sich, aber eine unsichtbare Macht warf ihn dennoch mit Wucht zu Boden. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und die Männer aus Gitala kamen hereingestürmt, gemeinsam mit Haghrir. Auch diese Drei wurden niedergestreckt.
Die junge Frau hatte Yar’nael in der Hand. Sie hoffte darauf, auch jetzt seine Macht rufen zu können, hatte die Klinge doch schon mehrmals bewiesen, an ihre Seite zu gehören.
„Ethin colgana!“ Nichts geschah. „Iaschtah!“ Nun steckte sie in der Klemme. Nicht nur, dass der Feind sie so schnell gefunden hatte, er hatte ihr auch gleich einen seiner dunklen Zauberer auf die Fersen gesetzt. Gegen den konnte sie kaum bestehen. Ihr musste schnell etwas einfallen.
Der schwarze Dunst flog in rasanter Geschwindigkeit auf die Halbelbin zu. Sie duckte sich hinter das Tischchen, auf dem der Spiegel lag. Der Angriff ging ins Leere, wurde aber sofort wiederholt. Asnarins Enkelin erinnerte sich, wie ein Spiegel Licht reflektieren konnte. Sie hatte das selber schon ausgenutzt, um der Dunkelheit ihre Undurchdringlichkeit zu nehmen. Wieso sollte das nicht auch hier funktionieren? Sie riskierte es. Schnell hatte sich die Zwanzigjährige erhoben. Der nächste Angriff erfolgte. Sie griff das runde blank polierte Metall auf und hielt es gegen den herannahenden Dunst. Der gellende Schrei hing lange zwischen den Hügeln. Die Kriegerin behielt den Spiegel in der Linken, während in der Rechten wieder das Schwert der Elben lag. Im Nu hatte sie das Haus hinter sich und sprintete eine der Anhöhen hinauf. Dort fand sie den Zauberer. Der Mann lag auf den Boden gestreckt, getroffen von seiner eigenen finsteren Magie. Bevor er die Chance hatte, abermals Unheil zu stiften, hatte ihm Yar’nael den Kopf von den Schultern getrennt und das Herz durchbohrt. Sie erinnerte sich Resuris’ Worte. Schnell hatte Lewyn den noch zuckenden Muskel in der Hand. Die Flammen würden ihn schließlich ganz vernichten. Sie wollte sich bereits abwenden, als ihr ein schwarzer Armreif auffiel. Dunkel funkelte er gegen sie, finster tobten die Nebel in seinem Metall. Sicher war er eine magische Hilfe für seinen Träger. Lewyn hoffte, dass ihr Schwert dies Ding vernichten konnte. Der Hieb ihrer Klinge holte sie von den Beinen, als die auf die dunkle Macht traf. Der breite Reif aber verging in schwarzen Nebeln.
Henars schwarzer Armreif
Sie spähte rasch um sich, es war niemand weiter zu sehen. Darauf wollte sich die Verletzte jedoch nicht verlassen. Obwohl sie die Erschöpfung spürte, spähte sie die Umgebung aus. Dann kehrte sie zu dem Hof zurück. Da die Stallungen stellenweise noch brannten, nutzte sie diesen Umstand. Das Herz des Feindes ging in schwarzem Rauch auf.
Gedankenverloren beobachtete die Halbelbin, wie dieser eine Magier sein absolutes
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