Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Anderen gehasst, war sie zu einer Heimatlosen geworden.
Nach einer Nacht voller schwerer Gedanken und furchtbarer Sehnsucht nach der Heimat mit all ihren Freunden, kam die einstige Thronerbin mit den ersten Sonnenstrahlen zum Lager zurück. Als erstes sah sie nach den Wunden der Männer. Als diese versorgt waren, gab es für sie eine Kleinigkeit zu essen. Der Heerführer und die Kriegerin verzichteten. Es wurde höchste Zeit, dass die Vorräte aufgefrischt wurden. Dies übernahm die Halbelbin. Während der vermehrten Pausen zog sie durch die Täler und sammelte Kräuter, Wurzeln und Beeren. Als ihr dabei Hasen über den Weg liefen, dachte sie an die Gitalaner. Die würden sich über diese Beute sicherlich freuen.
„Hast du was zu essen gefunden? Unsere Freunde brauchen Nahrung. Sie schaffen es sonst nicht.“ Soh’Hmil wies in deren Richtung. Beide lagen schlafend in dem hohen Gras. Flink war sie zu ihnen getreten und erneuerte die Kräuter auf den Wunden. Dann entfachte sie ein kleines Feuer und kochte einen starken Tee gegen das Fieber. Als der fertig war, hatte sie einen der Hasen abgehäutet und ausgenommen. Nun legte sie ihn, in große Blätter gewickelt, in die Glut. Als das Fleisch gegart war, wurde gegessen. Dann ging es weiter in Richtung Süden.
Es waren einige Tage seit dem Zusammentreffen mit den Männern von Terell vergangen. Therani und Nirek ging es unterdessen wieder recht gut. Die vermehrte und vielseitigere Nahrungsaufnahme war diesbezüglich sehr hilfreich. Lewyn sorgte dafür, dass es dabei blieb.
„Reiten wir weiter, treffen wir abermals auf verbrannte Erde. Seid vorsichtig. Vielleicht sind die Siedler auch hier geblieben.“ Sie hatte sehr leise gesprochen, obwohl sie keinen Anhaltspunkt dafür gefunden hatte, dass jemand in der Nähe war.
Schnell hatten die Männer ihr Lager abgebrochen und folgten der Halbelbin in einem Bogen um den vernichteten Ort.
„Ich frage mich immer wieder, ob es wirklich nur Colgor war, der all das Leid verursachte. Es wäre ein Umweg von sehr vielen Tagen, wenn er mit dem Verräter von Morosad oder Thyror aus aufgebrochen ist.“ Kaum merklich schüttelte der Elb zweifelnd sein dunkelblondes Haupt.
„Aber wissen wir das denn? Whengra wird jede sich ihm bietende Möglichkeit nutzen, gegen die Menschen zu schlagen.“ Auch die entmachtete Magierin hatte sich die Frage nach Colgor schon öfter gestellt. Vielleicht war der schwarzgelbe Drache nicht der Einzige, der sich im Bann des Bösen befunden hatte. Möglicherweise gab es wirklich mehr von ihnen.
„Vielleicht war dem Feuerspucker oder dem Alten langweilig. Es kann nicht jeder so viel Spaß haben wie wir. Sie waren in jedem Falle schneller als diese verhornten Bestien, die Leranoth angriffen. Es gab sicher genügend Zeit für einen Umweg.“
„Damit könntest du Recht haben Nirek. Jedenfalls würde das erklären, warum der Drache in der Stadt der Könige nicht seine vollständigen Kräfte zur Verfügung hatte.“
„Hatte er nicht? Wenn ich mich recht erinnere, musstest du alles geben, was du hattest, um das Biest vom Himmel zu holen.“
„Ja“, sagte sie leise. „Ich habe alles gegeben.“ Abermals drängten sich die Bilder jenen traurigen Tages auf, an dem die Weisen ihr alles genommen hatten, Freunde, Heimat und Magie.
Am Abend erreichten sie eine Gegend, die von größeren bewaldeten Hügeln dominiert wurde. Bis Mitternacht suchte sich die kleine Gruppe einen Weg dort hindurch. Dann schienen sie einen geeigneten Platz zum Lagern gefunden zu haben.
„Du solltest schlafen. Ich kann sehen, wie geschwächt du bereits bist. Bitte.“ Soh’Hmil machte sich ein wenig Sorgen. Seit Terell hatte die Freundin nicht geschlafen.
„Wie du willst.“ Sie ließ ihm den Willen, wenn sie auch wusste, dass ihr der Schlaf, sollte sie hineinfinden, keine Erholung bringen würde. Genauso war es dann auch. Ihre Träume waren sehr intensiv. Sie erblickte überall verbrannte Erde und den Drachen, der sie ihre Heimat gekostet hatte. Sie hörte Whengra und seine letzten Worte, bevor er verschwand. Unterdessen war ihr klar, dass der Verräter unter der Herrschaft des einen Dunklen stehen musste. Seine Worte ließen es vermuten. Der Himmel mochte den Elben beistehen, wenn sich die finstere Seite schnell von der letzten Niederlage erholte.
Nach etwa zwei Stunden schreckte die junge Frau hoch. Soh’Hmil hockte zwischen den beiden Gefährten und hatte die Hand über deren Lippen gelegt. Auch sie waren nun
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