Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Kopf hält mich zum Narren. Ich konnte nichts entdecken. Bis zum Nachmittag folgte ich den Spuren unserer Pferde. Es waren die einzigen nicht hierher gehörenden Fährten, die ich entdeckte. Sie führten weit in den Wald und kamen später vom Kelreos. Niemand war bei ihnen. Ich habe keine Ahnung, wie sie diesen garstigen Fluss bezwingen konnten.
Als wir in der Nacht wieder zusammen waren, konntet doch auch ihr die Bewegung in den Büschen sehen. Ich verstehe es nicht. Ich fand nicht den geringsten Hinweis auf eine Spur. Es ist wie an der Brücke im Hiradhgebirge.“
„Zweifel nicht an deinen Augen. Ich fand ebenfalls keine Fährte. Wissen wir, welche Kräfte hier zugange sind?“ Soh’Hmil reichte ihr etwas zu essen und warf einen fragenden Blick in Richtung der Tiere. Sie nickte. Schnell saßen alle auf den Pferden. Lewyn hatte sie genau betrachtet, ja untersucht. Schließlich war sie sich sicher, dass sie hier keinem Zauber erlegen war.
Um die Nachmittagszeit verließen die Reiter den Wald, nachdem sie eine Weile aufmerksam über die Ebene gespäht hatten. Es war aber nichts zu sehen, keine Spuren und auch keine anderen Lebewesen. Nur ein paar Vögel zogen am wolkenlosen Himmel.
„Lass uns mehr südlich reiten. Hier kommen wir zu nah an die Grenze Let’wedens.“ Der Heerführer zügelte Tharig, sein Pferd, und wandte sich der Halbelbin zu.
„Unser Pfad führt ins Ferehngebirge. Auch das befindet sich zum Teil in den Gefilden der Elben.“ Therani hielt gleichfalls inne. Einen Moment grübelte er. Sein Freund aber hatte wohl denselben Gedankengang.
„Diesen Teil kann man doch sicher auslassen?“
„Die Träume werden uns führen. Doch Soh’Hmil hat Recht: Der Weg nach Süden ist sicherer.“
„Ha, sicherer. Ihr vergesst wohl, dass wir uns hier noch immer in Renaor befinden?“
„Keineswegs, Nirek. Doch werden wir morgen die Grenze nach Agondhar überschreiten. Dieses Reich wehrt sich schon lange mit Erfolg gegen das Böse. Vielleicht wagt der Feind auch jetzt nicht, seine Häscher dorthin zu entsenden.“ Dabei bezweifelte sie ihre Worte. Wenn ihre Jäger erst eine Spur von ihr hatte, würden die sich mit Sicherheit von keinerlei Grenzen aufhalten lassen. Die Freunde dachten wohl ebenso. Das konnte die Zwanzigjährige an den zusammengekniffenen Augen erkennen.
„Bewohnte Gegenden sollten wir weitestgehend meiden. Wenn wir unsere Vorräte auffrischen müssen, dafür ist es übrigens Zeit, sollten Therani oder ich gehen. Wir bleiben unauffällig.“ Lewyn war einverstanden. Sie wollte nichts Unnötiges riskieren.
„Wart ihr schon einmal in diesen Landen? Gibt es hier eine Siedlung, in der wir bekommen, was wir brauchen?“
„Nicht hier, nur weiter nördlich um Gijar waren wir. Wir kamen damals über westlichere Gefilde. – Agondhar ist ein riesiges Reich. Wenn wir hier nicht bald auf einen Ort treffen, müssen wir nehmen, was uns die Natur bereit ist zu geben. Obwohl ich wirklich viel für ein schönes Stück gebratenes Fleisch geben würde.“ Genüsslich fuhr Nireks Zunge über die Lippen.
„Hör auf damit, da läuft mir doch gleich das Wasser im Mund zusammen.“ Therani sah zu Soh’Hmil, der mit dem Kopf schüttelte. Er verstand die Männer nicht. Er als Elb verzichtete weitestgehend auf Fleisch. Es waren Geschöpfe der Natur, die ihr Leben lassen mussten, um jemanden satt zu machen.
Noch in der Nacht erreichten sie das Reich Agondhar. Und als sie vier Tage später endlich in die Nähe eines Ortes kamen, kroch ihnen abermals der beißende Gestank in die Nase, den sie schon am Rande des Hiradh hatten wahrnehmen müssen. Wieder hatte der kleine Trupp verbrannte Erde vor sich. Das Drachenfeuer hatte wie in Gijar ganze Arbeit geleistet, wenn auch nicht alle angrenzenden Felder vernichtet waren.
„Wirklich Colgor? Vielleicht gibt es doch mehr dieser dunklen Biester. Ist dies hier denn schon ein halbes Jahr her? Kannst du das feststellen?“
„Reitet ein Stück zurück. Der Tod lauert noch immer hier. Ich sehe, was ich herausfinden kann.“
„Wage nicht zu viel.“
Lewyn wollte sich gerade wieder in Bewegung setzen, als sie ärgerlich die Brauen zusammenzog. Die Gefährten waren so sehr von dem neuerlichen Anblick der verbrannten Erde überrascht, dass es ihnen entgangen war, nicht allein zu sein. Eine Gruppe von neun Männern, bewaffnet mit gespannten Bogen, hielt auf die Reiter zu.
„Wer seid ihr?! Woher wisst ihr von dem Drachen, der das Dorf vernichtete?“ Der Sprecher
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