Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
betrachtete die Gefährten genau. Dann ließ er den Pfeil fliegen.
„Von den Pferden!“, rief die Kriegerin. Währenddessen war sie bereits von ihrem Tier gesprungen und hatte den Schild aus seiner Halterung gerissen.
„Was soll das? Wir wollen nicht gegen euch kämpfen!“
„Ihr seid Spitzohren und Freunde derer, die für unser Leid verantwortlich sind. Ihr seid Feinde!“ Wieder schnellte ein Geschoss in Richtung der jungen Frau.
„Können wir erst reden, bevor ihr schießt? Wir sind keine Feinde. Wir sind betrübt über das Leid, welches ihr erfahren musstet. Doch haben wir es nicht hervorgerufen.“
„Der Drache wurde geschickt, euch zu bestrafen. Dabei zog er auch über unsere Siedlung hinweg. Wer nicht gerade auf Reise war, wurde durch das Feuer getötet! Es ist also eure Schuld.“
„Woher nehmt ihr die Gewissheit, dass sein Flug allein den Elben galt?“ Der verstoßenen Prinzessin ging langsam die Geduld aus. Wie konnten die Menschen die Bewohner Let’wedens für ihr Unglück verantwortlich machen?
„Wir haben Ohren. Wir haben gehört, was in Leranoth geschah. Ihr Spitzohren hättet die so genannte Erbin der Macht schon als Kind ersäufen sollen. Sie bringt nichts als Unheil!“
„Doch sie war es, die den Völkern wieder Mut gegeben hat.“
„Aber nur, um ihn gleich wieder zu brechen. Sie zeigte uns, dass auch das Böse bekämpft werden kann. Aber nun lässt sie alle im Stich!“ Der Mann gab ein Zeichen die Waffen sinken zu lassen.
„Geht, trollt euch in die Lande eures Volkes. Hier seid ihr nicht willkommen. Hier findet ihr euer Ende. Terell ist nicht die einzige Stadt, die dem schwarzen Drachen zum Opfer fiel. An anderer Stelle ist man gierig nach dem Blut von euch Spitzohren. Dort kennt man kein Erbarmen. Wir jedoch haben genug vom Tod.“ Traurig zogen sich die Männer zurück. Sie ließen die Gefährten nun wirklich in Ruhe.
Lewyn war von dem Gehörten äußerst betroffen. Die Menschen machten nicht die Elben allgemein, sondern einzig sie für all ihre Not und ihren Kummer verantwortlich. Und sie stand dem Ganzen machtlos gegenüber.
Die Halbelbin gab Soh’Hmil, der unverletzt geblieben war, ein Zeichen. Langsam folgte er den abziehenden Menschen. Der Krieger legte nach seiner Rückkehr Runde um Runde um den kleinen Rastplatz zurück. Die Zwanzigjährige umsorgte indes die Freunde. Sie waren ein wenig zu langsam, als es darum ging, sich vor den Pfeilen in Sicherheit zu bringen. Beide waren verletzt. Glücklich stellte die junge Frau fest, dass sie es aber überleben würden. Die nächsten Tage mussten allerdings etwas ruhiger gestaltet werden. Schnell hatte die entmachtete Magierin die Wunden versorgt. Sie war froh darüber, dass ihr Umodis und Feregor auch die gewöhnliche Heilkunde vermittelt hatten. Sie würde dieses Wissen in Zukunft sicher noch öfter benötigen.
„Entweder haben diese Menschen Mut, oder sie sind äußerst verzweifelt. Sie haben ganz in der Nähe ihrer alten Siedlung eine Neue errichtet. Wir sollten gehen. Ich will nicht darauf warten, dass sie ihre Meinung ändern.“ Soh’Hmil war zurückgekehrt und half Therani auf Tharig. Er würde dem Freund Halt geben, bis es ihm wieder besser ging. Lewyn verfuhr mit Nirek ebenso. In der Dunkelheit der Nacht erinnerte sie das daran, dass Regos sie durch den Daras’enwa in gleicher Weise gestützt hatte. Die Vernichtung des Trogk hatte sie damals in die Bewusstlosigkeit getrieben. Schweren Herzens blieben ihre Gedanken bei dem lieben Freund hängen. Wie sehr sie ihn doch vermisste. Immer wieder fragte sie sich, ob sie es ihm nicht hätte gestatten sollen, sie zu begleiten. Sie kannte die Antwort. Asnarin brauchte ihn. Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen. Die junge Frau ließ sie laufen. Niemand konnte es sehen, denn wie immer war sie die Führende. Und Nirek schlief in ihren Armen.
Auf einem Hügelrücken machte sie Halt. Einige Büsche und ein paar Bäume gaben guten Schutz. Auf ein Feuer, und war es noch so klein, verzichtete sie dabei. Nachdem die beiden Verletzten bequem auf einem Lager ruhten, verschwand die Verstoßene in der Dunkelheit. Schnell hatte der schwarze Mantel sie geschluckt.
Der Heerführer ließ sich neben den Gitalanern nieder und schlief bald ein. Er wusste, dass die Gefährtin in dieser Nacht keine Ruhe finden und deshalb wachen würde. Er ahnte ihre Gedanken. Der Mann von Terell hatte in einer Wunde gewühlt, die ohnehin nicht heilen wollte. Von den Einen gefürchtet und den
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