Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
verwüsteten Hof lag auf der Schlafenden.
„Bei Tagesanbruch hättet Ihr sie am liebsten noch tot gesehen. Was hat den Sinneswandel bewirkt?“
„Als mich die Magie erreichte, erblickte ich finstere Bilder. Ich denke, ich sah den Weg, den sie bisher ging. Er war sehr steinig und scheint noch nicht beendet. Ich wünschte, ich könnte helfen. Sie ist einzigartig und verdient jedermanns Respekt und Hilfe.“
„Es freut mich, dass Ihr nun so denkt. Aber eines verstehe ich nicht. Weshalb hat Euch der Feind diese Bilder gezeigt?“
„Vielleicht um das Leid zu verdeutlichen, das der Pfad Eurer Freundin hervorrufen kann.“
„Aber dem Gegner muss doch bewusst sein, dass dies neuen Mut hervorbringen kann. Bei Euch scheint es so zu sein.“
„So ist es. Ich werde mich ihres Weges erinnern, wenn ich glaube, der meine sei zu schwierig. Ich werde die Hoffnung weitertragen. Ihr habt sie mir heute wiedergegeben. Danke.“
Die Menschen trugen während des Tages ihr Hab und Gut zusammen und beluden Karren und Tiere damit. Am nächsten Morgen nahmen sie von den Gefährten Abschied. Sie wollten nicht darauf warten, erneut angegriffen zu werden. Für die vier Reisenden aber hatten Haghrir und seine Leute einiges an Vorräten zurückgelassen. So konnten auch die gut versorgt später ihren weiteren Weg antreten.
Im Ferehengebirge
Drei Tage waren vergangen. Es wurde höchste Zeit, Haghrirs Hof zu verlassen. Auch Lewyn und ihre Begleiter wollten nicht länger auf ein neuerliches Zusammentreffen mit den Feinden warten. Doch die Wunde, die die Kriegerin trug, hatte dafür gesorgt, dass ein früherer Aufbruch nicht machbar war.
„Wir sollten schon jetzt östlich reiten. Wenn wir dem Süden folgen, laufen wir den Bestien womöglich direkt in die Klauen.“
„Osten? Dann kommen wir zu nah an Let’weden.“
„Das wird dein Weg sein, mein Freund.“ Sie blickte dem Heerführer fest in die Augen. Die junge Frau wusste dabei genau, dass er sich nicht von ihr trennen wollte.
„Das kannst du nicht von mir verlangen! Denke an den Berg des Lichts. Er ließ mich wissen, dass mein Platz an deiner Seite ist.“
„Ich brauche etwas. Nur du kannst es beim Volk der Elben holen.“
„Beim Volk der Elben? Es ist unser Volk.“ Erschrocken sah er in ihre tiefgrünen Augen.
„Nicht unseres. Es ist nur dein Volk. Ich gehöre nirgends hin, das habe ich noch nie. Aber ich habe erst jetzt begriffen.
Soh’Hmil bitte, ich brauche deine Hilfe. Erinnere dich, was ich über den Spiegel sagte. Er warf den feindlichen Zauber zurück. So konnte ich dem Tod entgehen. Lasse in Leranoth einen Schild aus poliertem Silber fertigen und bringe ihn mir. So habe ich wenigsten die Möglichkeit, mich gegen Angriffe, geführt mit Magie, zu wehren.“
„Ich gehöre an deine Seite!“
„Dann wirst du da nicht lange ausharren müssen. Bei Haghrir hatte ich nur Glück.“
„Wo werde ich dich treffen?“, fragte der ältere Elb nach einer Weile leise und verzweifelt. Er wusste, dass die Freundin Recht hatte. Zudem war er sehr froh, dass sie einen Weg gefunden hatte, sich selbst gegen einen Zauberer wehren zu können. Aber sich von ihr trennen zu müssen, gefiel ihm überhaupt nicht.
„Der Winter rückt immer näher. Dann wird Feregor zur Halbwüste kommen. Dort werde ich euch erwarten.“
„Gib auf dich acht. Der dunkle Feind hat die Spur erneut aufgenommen. Er hat noch immer nicht aufgegeben.“
„Grüße Asnarin von mir und Regos. Und vergiss die anderen wenigen Freunde nicht, die ich habe.
Soh’Hmil, gib auch du auf dich acht. Wenn die Weisen dein Ansinnen erkennen, werden sie gegen dich vorgehen.“
„Ich werde die Verletzung als Vorwand meiner Rückkehr nutzen. Bis ich in Leranoth bin, halte ich sie offen.“ Er lächelte ihr sanft entgegen und trat vollends an sie heran.
Die junge Frau ging ihm entgegen. Sie legte die Rechte um seinen Hals und lehnte den Kopf gegen den Seinen.
„Möge dich der Himmel schützen, mein Freund. Ich danke dir für deine Freundschaft.“
„Möge der Himmel dich beschützen. Du hast seinen Beistand nötiger als ich.“ Der Gefährte legte nun seinerseits die Hand um ihren Nacken. Die Köpfe gegeneinander gelehnt verhielten sie ein paar Augenblicke in Ruhe. Dann riss sich der Elb los.
„Lewyn. Auch wir sollten weiter.“ Therani zog erst etwas zaghaft, später fester an ihrem Arm. Er hatte Mühe, die Gefährtin aus ihren Gedanken zu reißen, aber er wusste genau, dass die gerade in der Stadt der Könige
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