Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
bei der Großmutter und den Freunden hingen.
„Komm schon. Die Vergangenheit schwächt dich nur. Lass sie los.“ Diesmal zog er ziemlich heftig am Arm. Er gab dabei acht, dass es nicht die Seite war, an der die Schulter noch immer eine Wunde trug.
„Wie könnte ich? Sie gehört zu mir, wie die Sonne an den Himmel. Therani, es ist die Vergangenheit, die aus jedem von uns machte, was er heute ist. Wir dürfen sie niemals vergessen!“
Nach achtzehn Tagen ruhigen Rittes erreichten sie die Ausläufer des Ferehngebirges. Jetzt stellte sich die Frage, wie die Reise weitergehen sollte. Ritten die Drei östlich, erwartete sie unnötige Kletterei. Nahmen sie den nordöstlichen Weg, entkam die Gemeinschaft zwar vorerst einem anstrengenden Weg, hatte aber den Nachteil wieder in Let’weden zu sein. Sie entschieden schließlich, den Weg in den Süden zu nehmen.
„So kommen wir noch einige Zeit rasch voran und gehen nicht Gefahr, den Elben in die Hände zu laufen. Wir waren der Grenze ohnehin sehr nahe. Oder schicken uns die Träume einen anderen Weg?“ Therani hoffte, dass es nicht an dem war. Die ganze Reise war bereits gefährlich genug.
„Ich werde bemerken, sollten wir den vorbestimmten Pfad verlassen.“ Dabei dachte die Kriegerin an die vergangenen Tage, in denen sie noch zweimal auf die vernichtenden Spuren Colgors getroffen waren. Sie sehnte sich danach, dass ihnen dieser Anblick auf dem weiteren Weg erspart blieb. Allerdings befürchtete die junge Frau, dass ihr Soh’Hmil in wenigen Monaten nichts Gutes aus Let’weden zu berichten hatte. Der Drache und Whengra hatten dort sicher ebenso oder schlimmer als in den menschlichen Siedlungen gewütet.
„Halt! Da unten gibt es Dörfer. Ich will nicht riskieren, dass wir gesehen werden. Es würde uns unnötig aufhalten oder gar wieder zu Auseinandersetzungen führen.“
„Dann werden wir hier schon das Gebirge betreten? Das ist keine gute Stelle dafür. Es heißt, der Berg sei in dieser Gegend auf den Tod eines jeden aus.“ Therani streckte abwehrend die Hände gegen die felsige Wand und zügelte sein Pferd.
„Das hieß es auch von den En’dika.“ Asnarins Enkelin ritt zu ihm und schlug aufmunternd gegen seinen Arm.
„Du kannst nicht immer davon ausgehen, so viel Glück zu haben. Gibt es keinen anderen Weg?“
„Nicht für uns.“ Lewyn lenkte Bakla ein Stück zurück und dann zwischen den schroffen Fels. Sie ließ sich dabei nicht anmerken, dass sie sich des drohenden Unheils bewusst war. Die Männer folgten mit einem beklemmenden Gefühl. Sie kannten die Geschichten des Ferehngebirges. Der Tod hatte hier schon zu oft zugeschlagen.
Eisiger Wind schlug ihnen entgegen, als sie nach fast zwei Wochen in eine hohe enge Schlucht einbogen.
„Zurück! Dieser Weg birgt den Tod. Ich kann es fühlen.“ Doch für eine Umkehr war es bereits zu spät. Aus den Felsspalten krochen überall kleine behaarte Wesen. In dem Augenblick, da sie im Freien waren, änderte sich allerdings ihre Gestalt. Waren sie zuvor recht platt, nahmen sie nun eine ziemlich kugelige Form an. Dass sie nichts Gutes planten, konnten die Freunde sofort erkennen. Lange scharfe Krallen und ebensolche Zähne ließen auf eine enorme Mordlust schließen.
„Ich fürchte, wir müssen hier durch. Die Träume ließen mich diesen Weg sehen.“ Schnell hatte sie die Waffen in der Hand.
„Sie hätten dir lieber diese Kreaturen zeigen sollen.“
„Ich weiß nicht, was ihr noch redet. Reitet lieber! Der Rückweg ist uns ohnehin schon abgeschnitten und ich will nicht warten, bis sich dies grässliche Volk vollständig versammelt hat.“ Therani trieb sein Pferd zu größter Eile.
„Nehmt die Bogen!“ Therandil hatte bereits mehrere dieser seltsamen Wesen niedergestreckt.
„Himmel, was ist das denn?!“ Nirek hatte rechtzeitig sein Schwert ziehen und den Gegner abwehren können. Die Angreifer aus der Höhe ließen sich einfach nach unten fallen. Ihre aufgeplusterten Leiber dämpften den Aufprall und ließen sie weiter auf ihre Opfer zuspringen. Die Gefährten hatten jetzt ihre Klingen zur Hand. Die bekamen viel zu tun. Die Pferde schafften es nicht ewig, ihre Reiter aus der Gefahr zu tragen. Immer wieder wurde der Weg durch die mordlüsternen Biester versperrt. Leider schafften die es vereinzelt, die langen Zähne in den Leib der Tiere zu schlagen. Therani fluchte, als er ebenfalls mit den Fängen Bekanntschaft schloss.
Endlich war das Ende der Schlucht erreicht. Aber ein weiteres Hindernis
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