Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
gelangten die Freunde, und mit ihnen die Kriegerin, gegen Mitte der Nacht nach Gitala.
Zurag bot an, die Verletzte in seinem Haus unterzubringen. Dort waren ebenfalls die beiden Freunde zu Gast. Die waren mehr als nur froh über das Angebot. So konnten sie in der Nähe der jungen Frau bleiben und auf sie acht geben, ohne dass es unnötig Aufmerksamkeit hervorrief.
„Macht nicht solche bedrückten Minen. Ich brauche nur ein wenig Schlaf. Der Rest ist nicht so schlimm wie es aussieht.“
„Es ist nicht nur das. Durch sehr viel Glück hast du heute überleben können. Du darfst nirgends mehr allein hingehen. Du musst leben. Aber das wirst du nicht, wenn du weiter dermaßen leichtsinnig bist. Du hättest Hilfe holen müssen.“
„Zum einen wären uns die Feinde dann sicher entkommen. Außerdem denke ich, dass sie das verhindert hätten. Diese Kreaturen wussten zu diesem Zeitpunkt um die Stärke, die gegen sie stand. Sie haben es in Gitala erfahren. Dies Risiko wären sie nicht eingegangen.
Was also hätte ich machen sollen? Auch ich wollte ihnen keine Chance geben. Ich konnte sie nicht laufen lassen. Es ist so schon fraglich, ob wir unentdeckt geblieben sind und ob es nicht Entkommene gibt, die von diesem Geschehen berichten und Verstärkung holen.“ Müde blickte sie zu den Männern. Sie war wirklich sehr erschöpft. Es ging ihr elend. Aber sie wusste, dass dies nach ausreichend Schlaf wieder anders aussehen würde.
„Heute konnten wir der Stadt helfen. Das war unsere Aufgabe, so nahm ich an. Doch was, wenn unser Eingreifen noch mehr Feinde hierher lockt? Deine Zweifel sind berechtigt. – War es wirklich das, was die Dostellal von uns forderte?“
„Ich denke, ihr Drei habt mir einiges zu erklären.“ Zurag trat gänzlich in den Raum. In seinen Händen hielt er ein wenig zu essen für seine Gäste. Er setzte es auf dem kleinen Tisch ab und blickte den Gefährten neugierig entgegen. „Was haben eure Worte zu bedeuten? Und diesmal keine Geheimnisse! Ich habe sie das letzte Mal schon nicht gemocht. Nirek, Therani?“ Er war etwas energischer geworden, wobei er aber darauf acht gab, dass seine Stimme außerhalb des Raumes nicht zu hören war. Er ahnte, dass die beiden Männer ihren Freund zu schützen suchten.
„Die Antwort würde nicht Euren Gefallen finden und außerdem Euch und die Stadt in tödliche Gefahr bringen.“ Die Halbelbin hatte die Augen, so weit es die Prellungen zuließen, wieder geöffnet und sah den Mann eindringlich an.
„Was bitte war das jetzt, ein Spaziergang durch unsere Hügel? Kommt mir nicht mit irgendwelchen sinnlosen Erklärungen.
Ich hatte nach Eurem letzten Besuch bereits eine Ahnung, welches Geheimnis Ihr zu hüten sucht. Wie Ihr die Feinde durch den Thandhra vernichtet habt, hat mich in meiner Vermutung bestärkt. Und nun diese Worte. Wollt Ihr sie mir nicht erklären, Lewyn, Erbin der Macht?“ Bei seinen letzten Worten war er bis an das Ohr der jungen Frau herangekommen. Er wollte sie also nicht verraten.
„Was wollt Ihr noch hören? Ihr kennt die Antwort doch schon.“
„Ihr seid es also tatsächlich!“ Der Schmied holte erst tief Luft und dann einen Stuhl an das Lager der Heimatlosen. „Ihr habt nun meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Wer Ihr wart, wissen wir alle. Warum werdet Ihr aber noch immer gejagt? Was sind die Dostellal? Warum…?“
„Ich habe einen Vorschlag. Lasst die Fragerei. Therani und Nirek werden Euch die Zeit mit allem Wissenswerten vertreiben. Ich könnte nicht mehr berichten. Aber ich bitte Euch, mir ein wenig Ruhe zu gönnen. Solltest Ihr später noch Fragen haben, will ich sie gern beantworten.
Zurag, seid Euch bewusst, dass es gefährliches Wissen ist, was Ihr nun hören werdet, wenn Ihr nicht absolutes Stillschweigen zu jedermann darüber bewahrt.“ Die Kriegerin sah ihm nochmals fest in die Augen und war sich sicher, dass dieser Mann ihr Vertrauen verdiente. Dann ließ sie den Kopf vorsichtig auf das Lager sinken und war bald eingeschlafen.
„Ich werde niemandem auch nur ein Wort erzählen.“
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sich Zurag von den Freunden trennte. Er hatte einiges zu verarbeiten. Um mit seinen Gedanken allein sein zu können, verließ er die Stadt. Dabei trug der Schmied sein großes Schwert in der Hand und streifte durch die Hügel. Hin und wieder unterbrach er seinen einsamen Gang. Dann suchte der Mann die Späher auf, um zu erfahren, ob diese etwas entdeckt hatten. Aber alles war ruhig.
Zwischen den
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