Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
augenblicklich in Bewegung.
Endlich kullerte der letzte Kiesel. Dann herrschte Ruhe. Die junge Frau versuchte sich zu erheben. Mit großer Mühe schaffte sie es. Blut sickerte aus einer größeren Wunde an der Stirn. Es behinderte ihre Sicht. Das war nicht vorteilhaft, war sie doch unsicher, ob es außer ihr noch jemanden gab, der den Absturz überlebt hatte. So weit es ihr möglich war, überprüfte sie die zermalmten Leiber. Sie waren alle tot.
Als sich die Geschundene von dieser Stelle entfernen und in Sicherheit bringen wollte, gab der Stein ein weiteres Mal nach. Mit dem Gesicht nach unten schlug sie hart auf den Boden.
„Vorsicht. Beweg dich lieber nicht. Wir haben noch nicht herausgefunden, ob du schwerer verletzt bist.“ Sacht drückten Therani und Nirek die Freundin in das dicke weiche Gras.
„Wie komme ich hierher? Der Fels nahm mich mit in die Tiefe. Dort blieb ich liegen.“ Sie versuchte sich doch aufzurichten und zu erkennen, wo sie sich befand. Ihr Bemühen wurde mit vermehrten Schmerzen belohnt. Sie schaffte es trotzdem, sich aufzusetzen. Die Gitalaner waren dabei behilflich. Was sich aber als noch schwieriger gestaltete, war etwas zu erkennen. Das eine Auge war von Blut verklebt und das andere wurde durch eine mächtige Schwellung zusammengedrückt. Mit den Händen befühlte sie vorsichtig den Kopf und dann den Rest des Körpers. Sie hatte einiges abbekommen. Die junge Kämpferin musste sich vorkommen wie ein Schild nach einem schweren Kampf, genauso verbeult. Dennoch war sie erleichtert. Sie hatte überlebt und anscheinend auch keine schweren Verletzungen davongetragen.
„Wie du hierher kommst? Wenn du es nicht weißt. Wir fanden dich hier. Zuerst dachten wir schon, du hättest dich zum Schlafen gelegt, nachdem du dir ein bequemes Lager errichtet hast. Das scheint wohl aber nicht der Fall.“ Nirek sah ihr nachdenklich in das blutige Gesicht. „Du kannst dich nicht erinnern, noch bis hierher gelaufen zu sein? Hast du vielleicht schon deine Gabe zurück?“
„Ich vermag es wieder Yar’nael zu rufen. Aber das fordert Kraft. Sonst nichts.“ Lewyn war dabei ihr Gesicht zu säubern und schaute sich dann um. Es sah tatsächlich aus, als hätte sie erst ein Lager hergerichtet, bevor sie sich zum Schlafen legte. Letztlich stellte sie fest, dass sie weit entfernt von der Stelle sein musste, an der sie den Halt verloren hatte.
„Wie habt ihr mich gefunden? Ich bin nicht einmal in der Nähe des Kampfplatzes.“
„Bakla führte uns zu dir.“
„Auch er konnte nicht wissen, dass ich hier bin. Ich verließ ihn nahe des Tunnels. Was geht hier vor?“
„Vielleicht wird die Zeit auch darauf antworten. Kannst du dich im Sattel halten? Wir sollten zurück. Wer weiß, wie viele Feinde es hier noch gibt.“ Therani reichte ihr die Hand, Nirek ergriff die andere. Sehr vorsichtig halfen sie der Freundin zuerst auf die Füße und dann in den Sattel.
„Wartet. Wir müssen noch einmal in den Fels. Ich verlor beim Sturz die beiden Saborkschwerter. Sie könnten mich verraten.“
„Entschuldige. Das müssen wir nicht. Hast du sie nicht gesehen? Sie stecken unter deinem Sattel.“
„Ich hoffe, ich erfahre bald, was hier vor sich geht.“ Damit hatte sie die Klingen hervorgezogen und in die Halterungen auf dem Rücken geschoben. Endlich ging es in Richtung Gitala. Dort würde sie sich erst einmal erholen können. Bis dahin war es aber schon noch ein Stück Weg. Der gestaltete sich für die Geschundene äußerst unfreundlich. Nicht nur, dass ihr sämtliche Knochen wehtaten. So langsam stieg eine fürchterliche Übelkeit auf. Schließlich musste sie vom Pferd, da sie dem Drängen des Magens nicht länger standhalten konnte.
„Ich nehme dich zu mir. Dein Kopf hat wohl doch etwas zu viel abbekommen. Du wirst dich allein nicht länger im Sattel halten können.“ Ehe es aber soweit war, stiegen die Männer ebenfalls ab. Bis zum Aufbruch schien noch eine Weile zu vergehen. Nachdem der Magen Ruhe gab, versuchte Lewyn wieder auf die Beine zu kommen. Schwäche hielt sie jedoch am Boden. Zudem begann sich alles um sie herum zu drehen.
„Der Sturz ist ihr nicht bekommen. Sehen wir zu, dass wir in die Stadt kommen. Dort ist sie erst einmal sicher.“ Nirek nahm die junge Frau in die Arme und reichte sie zu Therani in den Sattel.
Die Männer ritten durch die Dunkelheit der Nacht, dennoch jeden Schatten nutzend. Niemand konnte sicher sein, dass wirklich alle Feinde erreicht und vernichtet waren.
Unbehelligt
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