Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Ungewissheit an ihrer Seele.
„Nicht. Du weißt, dass es wichtig ist, diesen Pfad zu beschreiten. Die Zeit sollte deine geringste Sorge sein. Du musst an dein Ziel gelangen. Tust du es nicht, ….“ Therani kannte die Gedanken der Kriegerin. Er wusste, dass sie Angst hatte, ihre Macht zu spät zurückzuhaben, nichts gegen das Ende tun zu können.
„Es kann nicht der Wille des Schicksals sein, dass der Feind die Völker versklaven oder vernichten kann. Du wirst ihn zuvor stellen. Habe Vertrauen in die Mächte des Lichts. Wir wissen nicht, was sie planen.“ Berando hatte den Arm der Freundin, das war sie unterdessen für ihn, gefasst.
„Du hast Recht. Ungeduld ist eine Eigenschaft, die ich meiner menschlichen Hälfte zuordne. Es ist ein Wesenszug, den ich nicht mag. Er schwächt mich.“ Als sie die grinsenden Gesichter der Männer sah, musste auch sie lächeln. Sie gab zu, eine Schwäche zu haben! Das hatten die Gefährten, zumindest die drei Jüngeren, wohl nicht erwartet.
Sie waren weitere Wochen unterwegs, die sie nun am Fuße des Shynn’talagk entlang führten. Seit einigen Tagen zog das nach Nordosten. Dann schienen die Reisenden tatsächlich das Ende dieses mächtigen Gebirges erreicht zu haben. Sie hielten an. Das, was sie da vor sich sahen, war das ganze Gegenteil ihres bisherigen Weges. Kein noch so kleines Fleckchen Grün, kein noch so kleines Tier war zu sehen. Überall nur tote Erde.
„Was ist das?“ Nerair richtete sich im Sattel auf und hoffte so etwas Leben entdecken zu können, erfolglos.
„Ein Drache? Oder ist Parangor hier schon bis in den Süden vorgedrungen?“ Soh’Hmils Mine war nachdenklich.
„Es scheint fast so.“ Die junge Frau spähte angestrengt nach Feinden. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sich Unheil näherte.
„Dann müssen wir einen anderen Weg nehmen! Der hier wird zu gefährlich für dich.“ Nirek war ebenfalls beunruhigt.
„Für uns. Es tut mir leid meine Freunde, wir müssen hier durch, in jedem Fall aber ich. Wenn ihr wollt, könnt ihr ein Stück zurückreiten. Wartet in dem lichtdurchfluteten Wald auf mich, bis ich zurückkehre.“
„Das könnte dir so passen! Wenn wir nicht den Spaß mit dir teilen wollten, hätten wir in Gitala bleiben können. So lange wir leben, werden wir an deiner Seite sein. Merke dir das endlich! Du wirst uns nicht los.“ Therani reckte das Kinn und blickte ihr herausfordernd entgegen.
„Ich weiß schon. Ihr ändert euch nicht. Ob ich euch haben will oder nicht, stets werdet ihr mein Schatten sein. Es ist wie bei unserem ersten Ritt, als wir das Schwert der Elben zurückholen mussten. Da wollte ich euch auch nicht dabei haben.“ Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: „Egal was ich versucht habe, ihr ließet euch nicht verdrängen. – Habt Dank dafür.“
Es war, als ritten sie durch eine eisige Wand, als der fruchtbare Boden toter Erde wich.
„Weiß er nun, wo du bist?“
„Ich fürchte, ja. Wir haben gerade einen Schutzwall passiert.“
„Warum leben wir noch?“ Therani griff zu seinem Schwert.
„Vielleicht hat das Böse noch etwas vor mit uns. Vielleicht aber erwartet uns schon bald der Tod.“
„Du verstehst es sehr gut, Hoffnung zu verbreiten, Soh’Hmil.“
„Was jammerst du, Nirek? Du wolltest doch Abenteuer. Unser Ritt bis hierher war sehr angenehm und ruhig. Meinst du nicht, es ist Zeit für eine Abwechslung?“
„Wenn du es so siehst. Na schön. Dann sollten wir unsere Waffen noch einmal schärfen. Bin gespannt, was uns hier alles begegnet.“ Die Gitalaner schlugen ihre Fäuste gegeneinander.
Die nächsten drei Tage gestalteten sich jedoch weiterhin harmlos. Gerade die Jüngeren der Gefährten glaubten langsam daran, unentdeckt geblieben zu sein. Was für ein Irrtum! Aus dem Nichts kamen die Pfeile auf sie zu.
„Die Schilde hoch!“ Alle blieben unverletzt. Da sie den Flug der Geschosse hatten beobachten können, kannten sie damit die Richtung, in der der Feind zu suchen war.
„Was tust du? Du hältst genau auf sie zu!“ Thelan konnte nicht verstehen, weshalb die Halbelbin dies tat.
„Ich stelle mich dem Feind lieber, als ihn im Rücken zu haben.“
„Was, wenn es zu viele sind? Wir können es nicht einschätzen. Diese Feiglinge zeigen sich nicht!“ Der Elb versuchte vergebens, einen von ihnen zu Gesicht zu bekommen.
„Dann müssen wir einen Ausweg finden.“
„Du machst mir Spaß. Der findet sich schlecht mit einem Pfeil zwischen den Rippen.“ Therani lugte vorsichtig hinter seinem
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