Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
den Umstand, dass der Schutz sie nicht dabei behinderte, die Waffen rasch zur Hand nehmen zu können. So folgte sie dem Rat des Freundes.
„Feregor hätte mehrere dieser Schilde fertigen sollen. Auch euch wird der Feind mit Magie bekämpfen.“
„Du weißt, dies Metall gibt es kaum. Wir werden sehen, ob wir uns nicht anderweitig etwas Vergleichbares besorgen können.“
„Sicher. Silberschilde werden denselben Zweck erfüllen. Aber sie werden verräterisch sein. Sich in ihnen spiegelndes Licht würde der heimliche Beobachter sehen.“ In den letzten Monaten hatten die Gefährten erkennen können, dass der Sajangschild einfallende Helligkeit bündelte und auf den Weg zurückwarf, aber von außerhalb dennoch nicht zu entdecken war. Dies würde bei anderen Metallen kaum gegeben sein.
„Was ist Sajang? Nie hörte ich, dass es ein solches Metall gibt. Wo kommt es her, in wessen Minen wird es gewonnen?“
„Keine Minen, Nirek. Sajang ist der Nektar eines winzigen Baumes. Diese tragen eine einzige Blüte während des Winters, die das Gewächs in dieser Zeit mit Licht versorgt. Im Frühjahr, wenn sie fällt, wird der Nektar hart. Erst dann kann er gesammelt werden. Der Tropfen ist kaum zu erkennen. Will man ausreichend von jenem Metall haben, muss man schon einen Wald dieser Bäume finden. Es ist Jahrtausende her, dass es Sajangwälder gab. Die letzten wurden im Osten Elarinals vor über zweitausend Jahren gesehen. Dort sorgte die Dunkelheit für ihre Vernichtung. Es gibt nur noch spärliche Vorräte dieses einzigartigen Metalls, deshalb ist es unendlich kostbar.“ Die Vertriebene hatte sich an einen Bericht ihres Mentors erinnert. Umodis erzählte darüber, bevor sie das erste Mal die Waffen benutzen musste, um sich zu verteidigen.
„Dann kannst du froh sein, einen solchen Schild zu besitzen. “
„Das bin ich.“ Die Halbelbin hatte einen weiteren Grund zur Freude. Sie hatte feststellen können, dass ebenfalls ihre Rüstung mit Sajang versehen schien. Der Herr des silbernen Sees hatte es ihr zum Geschenk gemacht. Gleichzeitig hatte er dafür gesorgt, dass dieser Schutz nicht erkennbar war.
Nach weiteren Tagen begann der Nebel endlich sich aufzulösen. Er entließ die Freunde aus seinem Schutz in einen dicht gewachsenen Wald. Dort wurden die Reisenden von Dunkelheit und Kälte in Empfang genommen – und von Feinden.
Goriebspeer
„Gebt acht ihr Herren!“ Ein Pfeil des Fremden zog am Kopf Soh’Hmils entlang. Noch vor der Warnung hatte der sich geduckt und augenblicklich seinerseits die Waffen zur Hand. Die Gefährten befanden sich bereits im Kampf. Dieser trennte die Freunde, denn der Feind ging verschiedene Wege. Der Heerführer aber ließ sich durch nichts und niemanden von der Seite seiner Prinzessin drängen. Lange nachdem die Dunkelheit der Sonne gewichen war, fanden alle wieder zusammen.
„Habt Dank für Eure Warnung und Hilfe. Ohne sie hätte die Nacht für uns möglicherweise anders geendet.“
„Nicht der Rede wert. In diesen dunklen Zeiten muss man einander helfen.“ Der Fremde lächelte zaghaft und machte sich zum Aufbruch bereit.
„Ihr wollt weiter? Es wäre sicherer, Ihr würdet ein Stück mit uns gehen. Nur bis wir weit genug entfernt sind von dieser Stelle. Es gibt vielleicht noch mehr Feinde in der Nähe.“ Nirek trat an den Mann, er mochte Mitte zwanzig sein, und reichte ihm die Hand.
„Ich reise gern allein. Nehmt es mir nicht übel.“
„Ganz wie Ihr wollt. Aber bedenkt, allein wäret auch Ihr gegen die Goriebs machtlos gewesen. Ihr fallt uns nicht zur Last, sollte dies Euer Bedenken sein.“ Die Gitalaner freuten sich über etwas Abwechslung, sehr zum Missfallen der Einundzwanzigjährigen. Der Elb hatte bereits in der Nacht beobachten können, wie sich die Brauen der einstigen Magierin misstrauisch zusammenzogen. Er kannte sie gut genug, um zu erkennen, dass sie das Treiben der Freunde verurteilte. Sicher, der Fremde hatte geholfen. Aber die Kriegerin hatte sofort erkannt, dass der Mann wohl aus Dangistar stammte. Er trug zwar Kleidung der südlicheren Lande und gab sich alle Mühe, wie einer von ihnen zu sprechen. Aber genau das machte ihn verdächtig. Lewyn hörte sofort heraus, dass diese Sprache nicht die war, die er von Kindheit an gebrauchte. Soh’Hmil gab ihr Recht. Dennoch, ohne Warnung wären sie in die Schwerter der Goriebs gerannt.
„Habt Dank für Euer Angebot. Aber vielleicht haben wir nicht einmal denselben Weg. Ich will nach Südosten, an die Ufer des
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