Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
warfen dich nieder.“
„Was geschah danach?“
„Du erinnerst dich nicht? Der Keneras Enderiath fing uns auf. Wir befinden uns auf einer kleinen Insel in seinen Gewässern. Uns schickte er schlafen. Als wir munter wurden, warst auch du in unserer Mitte. Dein Gesicht zeugte von Schmerzen. Von der Wunde ist aber nichts als die alte Narbe zu sehen. Du musst dem Gebieter dieser Welt sehr nahe gewesen sein. Erinnerst du dich wieder? Hat dir der See von seiner Stärke gegeben?“
Die entmachtete Magierin musste einen Augenblick überlegen, bevor sie antworten konnte.
„Ich folgte einem silbernen Leuchten tief in die Mitte der Insel. Später stand ich in einer Schlucht, deren Wände das Licht tausendfach spiegelten. Es heilte die Wunde. Es ließ mich zudem die Zukunft sehen. Wir dürfen hier nicht länger verweilen. Es wird Zeit für den Aufbruch.“ Die Frage nach der Magie konnte sie nicht beantworten. Den Schmerzen nach, die sie derzeitig quälten, musste sie ihrem Ziel aber wieder ein Stück nähergekommen sein. Allerdings konnte die Kriegerin noch immer die Visionen sehen, es waren wesentlich weniger erfreuliche als schmerzhafte. Dann erinnerte sie sich, ein Geschenk erhalten zu haben.
„Was ist?“, fragte Soh’Hmil, der sie noch immer beobachtete.
Er konnte erkennen, wie ihr Blick immer wieder über ihre Armschienen und den Rest der Rüstung glitt.
„In der Schlucht bestand das alles aus Silber, oder einem ähnlichen Metall. Es reflektierte das Licht. Ich denke, ich erhielt einen Schutz, der feindliche Magie abwehrt. Das aber hieße, meine Kräfte stehen mir in den kommenden Tagen weiterhin nicht ausreichend zur Verfügung. – Wo sind die Pferde?“ Die junge Frau hatte nach den Tieren Ausschau gehalten. Sie blieben unentdeckt.
„Wir verloren sie, als der See uns nahm.“
„Ihr Verlust wird uns schwächen.“ Sie hatte sich erhoben und wandte sich endlich zum Gehen. Der Rest der Gefährten folgte. In diesem Augenblick bildete sich heller Nebel zu ihren Füßen. Schnell hatte er alle in seinem schützenden Mantel verborgen.
Die kleine Gemeinschaft war bereits mehrere Tage unterwegs, ohne ihre Umgebung erkennen zu können. Der undurchsichtige Dunst begleitete sie während dieser Zeit.
„Will das denn gar nicht enden? Ich wüsste schon gern, wohin ich meinen Fuß setze oder ob Feinde in der Nähe sind.“ Thelan versuchte angestrengt etwas in dem Nebel zu erkennen. Ein Erfolg wollte sich allerdings auch weiterhin nicht einstellen.
„Sei froh, dass wir uns in diesem Schutz bewegen können. So bleiben wir für feindliche Augen sicher unerkannt.“
„Aber wo führt er uns hin?!“
„Wir werden es sehen, wenn unser Ziel erreicht ist. Du wirst abwarten müssen, junger Freund.“ Die Halbelbin musste etwas lächeln. Ungeduld haftete nicht nur ihr an.
„Wird der Nebel uns wirklich vor Beobachtung schützen? Denke an den Magier, den Ashargna spürte. Er ist uns sicher gefolgt.“ Soh’Hmil hatte nicht vergessen, wie die Hüterin des Wassers reagierte, als sie dessen Nähe wahrnahm.
„Das ist Monate her. Glaubst du wirklich, er ist unserer Spur bis hierher gefolgt? Er hätte doch längst angreifen können.“
„Er ist vorsichtig, Nerair. Er hat sicher erfahren, dass Lewyn sich selbst ohne Magie zu wehren weiß. Dem Feind ist nicht entgangen, dass sie einen seiner dunklen Zauberer hat vernichten können. Er wartet ab, bis die Gelegenheit günstiger ist. Wir müssen jederzeit mit seiner Hinterhältigkeit rechnen.“
„Es ist gut, dass Feregor mir den Sajangschild fertigte. Er wird helfen, sollten wir auf einen finsteren Hexenmeister treffen.“ Dabei fiel ihr Blick auf den schlanken Schild, der vor ihr am Sattel hing. Seine polierte silbrige Oberfläche, nur leicht durch die feinen elbischen Linien unterbrochen, warf selbst hier den dunstigen Lichtschein vielfach zurück. Er würde ebenfalls an dunklen Orten für etwas Sicht sorgen.
„Am Sattel schützt er dich nicht.“
„Ich kann ihn dort schnell erreichen.“
„Das kannst du auch, ruht er auf deinem Rücken. Er ist leicht genug, um dich nicht zu behindern. Nimm ihn dorthin zurück, so kann dich kein Zauber von hinten treffen.“ Der Heerführer hatte Lewyns Blick verfolgt. Diese sah nun lächelnd zu dem Freund. Er hatte Recht. Sie hatte den Schild schon öfter auf den Rücken gelegt. Jedes Mal hatte die junge Frau erfreut feststellen können, dass das seltene Sajang wirklich kaum Gewicht hatte. Ebenso zufrieden war die Kriegerin über
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