Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Sicher hatte die Erbin der Macht einen Teil ihrer Fähigkeiten zurück. Das war keine erfreuliche Erkenntnis.
„Wir sehen uns wieder. Dann wirst du fallen. Die Macht, die gegen dich steht, ist selbst für dich zu groß! Und ich habe den Tod meines Vaters nicht vergessen!“ Die letzten Worte waren kaum zu verstehen, waren sie doch von den dunklen Nebeln gefangen. Osgh hatte sich geschwächt zurückziehen müssen.
Tosender Jubel hallte durch das Tal, als der Feind in schwarzem Dunst aufging. Nun gab es nichts Unreines mehr in diesem Kessel. Lewyn konnte endlich zu den Gefährten treten.
„Ich hatte gehofft, dass du dich in ihm irrtest. Er machte einen so freundlichen Eindruck. – Er hat uns geholfen!“
„Nur, um sich unser Vertrauen zu erschleichen.“
„Hm, das hat auch hervorragend geklappt. Naja, zumindest bei mir.“ Therani war darüber verbittert, wie leicht es dem Gegner gefallen war, ihn zu täuschen.
„Gräme dich nicht mein Freund. Er war sehr listenreich. Auch ich zweifelte, ob mein Misstrauen gerechtfertigt war.
Jetzt aber sollten wir uns der Aufgabe widmen, die uns hierher führte.“ Sie war gänzlich zu den Freunden getreten und stand nun in deren Mitte dem Oberhaupt dieses eigenartigen Ortes gegenüber. Leicht neigte sie den Kopf.
„Jetzt seid ihr uns wirklich willkommen. Als ihr das Tal betratet, konnten wir fühlen, dass es wenigstens einen unter euch gab, der das Verderben mit sich führte. Wir wussten allerdings nicht, wer es war. Doch jetzt folgt mir. Ihr werdet in Hengreth die Erholung finden, die ihr braucht. Hier seid ihr sicher.“ Dann wandte er sich an sein kleines Volk. „Das Warten hat ein Ende! Bereitet das Fest unserer Erlösung vor. Morgen werden wir den Neuanfang feiern.“ Für diese Worte erntete er abermals den Jubel der Einwohner, aber auch fragende Blicke der Ankömmlinge.
„Ich werde es euch erklären, wenn ihr alle gestärkt seid. Und ein jeder von euch bedarf der Ruhe.“ Dabei hing sein Blick vor allen an der jungen Frau aus Let’weden.
Kurz darauf passierten die Reisenden das Hauptportal, über dem hoch oben ein riesiger Vogel schützend seine Flügel ausgebreitet hatte. Aber statt nun in die Dunkelheit der Felsen zu tauchen, begrüßte sie warmes Licht. Die steinernen Mauern selbst schienen dies aus ihrer Obhut zu entlassen. Allerdings verblasste die Helligkeit, wenn der Raum wieder einsam lag.
Gemeinsam mit Fesnuhr, dem Stadtherren, hatten die Sieben einen größeren Saal erreicht. Dort wurden gerade Speisen und Getränke auf einer kleinen Tafel abgestellt. Abermals bat der Fürst seine Gäste durch die einladende Handbewegung.
„Esst, trinkt und dann findet Schlaf in unseren Hallen. Danach reden wir.“ Mit freundlich blickenden Augen verneigte er sich erneut, dann hatte er den Raum schnell verlassen.
„Dies ist ein seltsamer Ort.“ Lewyn hatte sich noch einmal erhoben und trat an eine Wand. Sie legte ihre Hand darauf.
„Dieser Stein birgt außer Licht auch Wärme.“ Die Kriegerin ging weiter zu einem Fenster im angrenzenden Raum. Sogleich rief sie die Gefährten zu sich. Die Verwunderung stieg weiter. Da draußen gab es einen wundervollen Garten, bewachsen mit den schönsten Bäumen. Die Blumenvielfalt war überwältigend, ebenso die Anzahl und Größe der Schmetterlinge. Fröhlich summende Insekten schwirrten durch die Luft und kleine, bunt schillernde Vögel sangen liebliche Melodien und vollführten herrliche Tänze. Oh Himmel, war dies ein schöner Platz, trotz dass er völlig von rötlich schimmerndem Fels eingeschlossen war. Es gab nicht eine noch so kleine Öffnung zum Himmel.
„Ist es wieder einer der Orte des Lichts? Hier ist es wie im Wald der Magie, so wunderbar, dass man gar nicht mehr weg möchte.“ Nirek setzte sich in eine Fensterbank und sog die duftende Luft ein, die aus dem Garten hereinströmte.
„Kein Platz, der das Wachstum meiner Kraft verheißt.“
„Was ist es dann? Hier ist jede Menge Zauber im Spiel. Warum sonst sollte so viel Pracht gedeihen, wo es unmöglich ist? Die Luft ist zudem hier so frisch, als wären wir draußen im Wald.“
„Eine Aufgabe erwartet uns. Dieser Ort ist schön und voller Magie, ja. Doch hoffen seine Bewohner auf Befreiung. Wir werden erfahren, weshalb. Und genau diese Menschen sind der Grund, warum ich in Hengreth keine Stärkung erfahren werde. Die Heimstätten weißer Magie werden niemanden in ihrem Reich dulden, schon gar nicht dauerhaft.“
„Kommt zurück, das Essen wird
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