Lex Warren E-Book
einschätzen konnte. Lex fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Gedanken. Keine gute Sache, um in den Schlaf zu finden. Aber den hatte er dringend nötig, denn der nächste Tag würde mit großer Wahrscheinlichkeit anstrengend werden.
*
„Ihr Zielort Shuttle-Hafen wurde soeben erreicht. Bitte betätigen Sie die grüne Taste, um die Tür zu öffnen.“
Lex folgte der Aufforderung der monotonen Computerstimme. Er legte seinen Finger auf das kleine Scannerfeld, das nicht nur die Tür öffnete, sondern zeitgleich die entsprechende Summe Delani für den Fahrservice von seinem Konto abzog. Die Tür des Ein-Personen-Transporters glitt zur Seite und gab den Blick auf den riesigen Platz frei, auf dem Shuttles starteten und landeten, als sei man in einen Stock mit metallenen Bienen geraten. Lex griff nach seiner Tasche und verließ den Transporter, der daraufhin seinem nächsten Passagier entgegen fuhr.
Die Luft war erfüllt von Triebwerkgeräuschen, zuckende Schatten zogen über Lex hinweg, in der gleichen Reihenfolge, wie Gleiter über seinem Kopf dahinflogen und beim Passieren die Sonnenstrahlen durchschnitten. Wann immer Lex für einen Auftrag zu einem anderen Planeten aufbrechen musste, war der Shuttle-Hafen sein Startpunkt. Heute war eine entscheidende Sache anders als sonst. Er würde nicht ein geliehenes Shuttle steuern, das nur über das nötigste Equipment verfügte, sondern er machte sich auf den Weg zu seinem neuen Eigentum.
Er konnte es immer noch nicht fassen, dass ein Teil seines Lohns aus einem Shuttle der Luxusklasse bestand. Ein Schauer durchlief ihn, als er sich dem Standplatz näherte, der ihm nach Eingabe in das Fußgängerleitsystem genannt worden war. Der Computer überwachte jeden seiner Schritte und teilte ihm Richtungswechsel über einen Ohrstöpsel mit, bis Lex an sein Ziel gelangt wäre. Der Shuttle-Hafen wirkte zwar auf den uneingeweihten Besucher wie ein Ort des Chaos; unübersichtlich und überschwemmt von Maschinen und Lebensformen unterschiedlicher Herkunft, aber ein ausgeklügeltes Überwachungssystem sorgte dafür, dass er einer der meist überwachten und bestorganisierten Plätze der Erde war.
Lex hatte im Laufe seiner Tätigkeit als Ermittler die Wichtigkeit des peniblen Systems kennengelernt, und oft genug hatte er es den Informationen über Starts, Landungen und Zielorte seiner ganz besonderen Klientel zu verdanken, dass er sie aufspüren und dingfest machen konnte. Allerdings waren nicht alle Shuttle-Häfen anderer Planeten mit einem solch hervorragenden System ausgestattet, und so verlor sich die Spur manches Verbrechers bereits bei seinem nächsten Zwischenstopp. Es gab eine ganze Reihe von Planeten, die bevorzugt von Dieben, Mördern und Betrügern anvisiert wurden, um sich diesen Umstand zunutze zu machen. Yaga gehörte allerdings nicht dazu.
Der Urlaubsplanet hatte sein ganz eigenes System, Besucher zu identifizieren. Wer ihn bereiste, wusste um die strengen Auswahlkriterien, die dazu dienen sollten, den Gästen einen angenehmen und ungestörten Urlaub zu ermöglichen. Mit beinahe beruhigender Verlässlichkeit standen die Bestimmungen von Yaga auf der Verhandlungsliste der Planetenvereinigung, da es immer Leute gab, die die Gesetzgebung anfochten – bislang waren die Versuche regelmäßig fehlgeschlagen. Lex wunderte das wenig. Zum einen sah er das Bestreben einzelner Fraueninitiativen, Yaga ebenfalls bereisen zu dürfen, als einen Machtkampf an, den in Wahrheit die wenigsten Frauen wirklich gewinnen wollten. Zum anderen hatten heterosexuell veranlagte Personen so viele Möglichkeiten, ihren Urlaub auf anderen Planeten zu verbringen, dass der Kampf um Yaga eher wie ermüdende Prinzipienreiterei anmutete. Es war das Unbekannte, und vor allem das Verbotene, das die Antragsteller reizte. Lex selbst hatte zu all dem eine zwiegespaltene Meinung. Einerseits war es ihm natürlich recht, dort einen Ort zu haben, an dem er ausschließlich auf seinesgleichen stieß und somit das Rätselraten über die sexuelle Orientierung des Gegenübers entfiel, andererseits war es auf die Dauer auch etwas langweilig. Lex hatte weder ein Problem mit Frauen in seiner Umgebung noch mit heterosexuellen Männern. Außerdem gefiel es ihm selbst nicht, wenn ihm ein Bereich verwehrt blieb, nur weil sein Geschlecht oder seine sexuelle Orientierung nicht willkommen waren. Solch ein Verhalten sollte seiner Meinung nach der Vergangenheit angehören … selbst wenn es bedeutete, dass Yaga sich für
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